Kritik an Bund und Land - Organisation für den Katastrophenfall sehr gut aufgestellt / Präsident Oskar Fuchs übt Kritik an Land und Bund

Bevölkerungsschutz im Main-Tauber-Kreis: Minus in Kasse trübt positive Eindrücke

Die große Bedeutung eines wirksamen Bevölkerungsschutzes unterstreichen die Corona-Pandemie sowie die zurückliegenden Hochwasser-Ereignisse. Der Main-Tauber-Kreis ist gut aufgestellt – finanziell gibt es allerdings Redebedarf.

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Klaus T. Mende
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Landrat Christoph Schauder (Mitte) zeigte sich stark interessiert an der Arbeit des Bevölkerungsschutzes – und versprach für den Landkreis, die Einrichtung finanziell zu unterstützen. © Klaus T. Mende

Main-Tauber-Kreis. Oskar Fuchs, Präsident des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim, kritisierte am Samstag bei einer Leistungsschau auf dem Areal des Katastrophenschutzzentrums im Industriegebiet A 81 in Tauberbischofsheim den Umstand, dass bislang, trotz Gesprächen, noch keine auskömmliche Finanzierung erreicht worden sei. Es sei nicht hinnehmbar, dass die DRK-Mitglieder den jährlichen Verlust von über 80 000 Euro selbst tragen müssten, der sich nur durch eine Finanzspritze des Kreises auf rund 60 000 Euro reduzieren werde. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es könne nicht sein, dass sich Bund und Land – sie seien für einen funktionierenden Bevölkerungsschutz zuständig – derart aus der Verantwortung stehlen. Im Beisein zahlreicher Vertreter des Kreistags, darunter Landrat Christoph Schauder, sowie vieler Einsatzkräfte, appellierte Fuchs an MdL Wolfgang Reinhart, sich in Stuttgart dafür einzusetzen, dass diesbezüglich zeitnah eine gute Entscheidung getroffen werde.

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Bestens geschultes Personal

Insgesamt sei es um die beiden Einsatzgruppen, die für den gesamten Main-Tauber-Kreis zuständig sind, gut bestellt, betonte Oskar Fuchs weiter. Es gebe hervorragend geschultes Personal sowie passendes Equipment, das gewährleiste, dass man schnell und effektiv auf den Plan treten könne, wenn es zu einer Gefahrenlage komme. Die „organisierte Hilfe von außen“ funktioniere, wie auch die Einsätze in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gezeigt hätten.

Abschließend hob Oskar Fuchs hervor, dass das DRK in der Region „auf vielen Gebieten ein verlässlicher Partner ist“. Und er hoffe, dass das Ehrenamt auch auf politischer Schiene bald wieder mehr wertgeschätzt werde, was in zurückliegenden Zeiten nicht so der Fall gewesen sei – so zumindest sein Eindruck.

Der Fuhrpark des Bevölkerungsschutzes des Deutschen Roten Kreuzes im Main-Tauber-Kreis umfasst an den Standorten Tauberbischofsheim und Wertheim insgesamt 15 Fahrzeuge, die jederzeit startklar sind. © Klaus T. Mende

Landrat Christoph Schauder meinte, dass „das Thema angekommen ist“. Die große Resonanz unter den Bürgermeistern und Mitgliedern des Kreistags belege dies. Der erste Mann im Landkreis lobte ganz ausdrücklich das Engagement der Ehrenamtlichen im Bevölkerungsschutz. Die Zusammenarbeit funktioniere, dies habe unter anderem die lange Zeit der Pandemie bewiesen. „Die ,Blaulicht-Familie’ harmoniert sehr gut miteinander.“

Was die Finanzierung angeht ließ Christoph Schauder wissen, dass die Unterhaltung des Katastrophenschutzes „eine staatliche Aufgabe ist“ und Bund sowie Land in Sachen Finanzierung in der Verantwortung stünden. Doch er ließ durchblicken, dass der Landkreis die Verantwortlichen keinesfalls im Regen stehen lassen werde: „Wir wollen uns engagieren.“ Deswegen habe sich die Kreisverwaltung auch dazu entschlossen, eine freiwillige Leistung in Höhe von 20 000 Euro zur Minimierung des Minus’ beizusteuern – mehr als Bund und Land bislang zusammen.

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Positive Signale

Politische Mühlen mahlten manchmal zwar etwas langsam, doch er sei guter Dinge, dass sich bei der Finanzierung etwas ändern könnte. „Es gibt positive Signale vom Land.“ Nach Schauders Überzeugung sei man „auf einem guten Weg“. Der Landrat stellte darüber hinaus in Aussicht, dass ergebnisoffen geprüft werde, ob der Zuschuss des Kreises auch in den kommenden Jahren beigesteuert werden könne. „Die Arbeit des Bevölkerungsschutzes ist wichtig“, deshalb sei man auch bereit, dessen Leistungsfähigkeit zu fördern.

Das Equipment in den Fahrzeugen wird regelmäßig gewartet, um stets einsatzbereit zu sein. © Klaus T. Mende

Kreisbereitschaftsführer Marco Genise oblag es dann, einen tieferen Einblick in die Arbeit des Bevölkerungsschutzes zu geben. Zunächst skizzierte er den Aufbau der DRK-Strukturen in Baden-Württemberg. Die Rettungseinrichtung sei auf vielerlei Gebieten aktiv und mit ihren zahlreichen Angeboten längst nicht mehr wegzudenken aus dem gesellschaftlichen Leben.

„Warum benötigt es den Katastrophenschutz?“, fragte Genise in die Runde. Acht Rettungswagen im Main-Tauber-Kreis seien für die flächendeckende Regelversorgung bei der alltäglichen Gefahrenabwehr im Einsatz, schickte er die Antwort direkt hinterher. Bei allem, was darüber hinausgehe, „greift der Katastrophenschutz“, da die Regelversorgung dann nicht mehr ausreiche. Dies könnten ein Massenunfall mit vielen Verletzten oder eine Flutwelle nach einem Starkregenereignis mit großen Schäden sein.

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Die beiden Einsatzeinheiten auf Kreisebene seien personell und materiell so aufgestellt, dass sie schnell einsatzbereit seien. Sie seien imstande, bei einer Gefahrenlage mit vielen Verletzten diese zu versorgen und weitere Geschädigte zu betreuen, zu verpflegen und eventuell vorübergehend woanders unterzubringen.

Staatliche Aufgabe

„Für besondere Lagen gibt es eine flächendeckende Grundversorgung“, meinte Marco Genise mit Blick auf die beiden kreisweiten Einsatzeinheiten. Auch vertrat er die Auffassung, dass der Bevölkerungsschutz eine staatliche Aufgabe ist, die in erster Linie von Bund und Land finanziert werden müsse. Daher auch sein deutlicher Appell zum Abschluss: „Wir müssen handeln.“

Abschließend wurde den kommunalpolitischen Vertretern die Arbeit des Bevölkerungsschutzes praktisch vor Augen geführt. Sie erfuhren viel Interessantes und nahmen wertvolle Eindrücke mit nach Hause, die sie in ihre künftige Arbeit mit einfließen lassen sollen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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