Igersheim. Von der Nordseeinsel Sylt über das schwäbische Tübingen führte vor vielen Jahren die „Odyssee“ des 73-Jährigen bis ins tauberfränkische Igersheim. „Gestrandet“ sei er hier vor allem „der Liebe wegen“, lächelt er verschmitzt im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten – und denkt dabei gerade an seine Frau Inge. Die beiden verbindet viel, unter anderem, dass sie in Igersheim so bekannt sind wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Und dies ist als Kompliment zu verstehen. Denn die Dallmanns sind in vielerlei Hinsicht in der Kommune ehrenamtlich engagiert und tragen durch ihr Tun aktiv dazu bei, dass der Wohlfühlfaktor hier solch einen hohen Stellenwert genießt.
Passionierter Pädagoge
Uli Dallmanns Bekanntheitsgrad liegt vor allem Dingen darin begründet, dass er als langjähriger, passionierter Pädagoge an der örtlichen Johann-Möhler-Schule unzählige Kinder und Jugendliche zum erfolgreichen Abschluss geführt hat. Und so schlecht könne der Eindruck nicht gewesen sein, den er als Lehrer hinterlassen habe, meint er. Denn viele seiner ehemaligen Schützlinge grüßten ihn heute noch nicht nur freundlich auf der Straße, nicht selten halte man sogar ein Schwätzchen über längst vergangene Zeiten.
Ja, er fühle sich in Igersheim und im gesamten Taubertal „wirklich sauwohl“, gibt er unumwunden zu. „Für mich ist diese schöne Gegend schnell zur Heimat geworden, in der ich sehr gerne lebe“ – und die er kenne wie seine Westentasche. Von Beginn an habe er sich hier angenommen gefühlt, sei auf die Menschen zugegangen und bald einer der Ihren gewesen.
„Meine Frau und ich lieben die Natur und sind viel zu Fuß unterwegs“, teilt Uli Dallmann mit. Nicht zuletzt deshalb gebe es einige Flecken Erde, zu denen er sich besonders hingezogen fühle.
Toller Blick ins Taubertal
Wir sitzen auf einer Bank vor der von Familie Lang gestifteten Rita-Statue auf dem Vogelherd. „Hier lässt’s sich aushalten, hier bin ich oft, nachdem wir den ,Pfarrer-Krauß-Weg’ hinaufgelaufen sind“, so der Wahl-Igersheimer. „Den Weg nennen wir so, weil Pfarrer Krauß hier oft seine Runden dreht“ – um auch den tollen Ausblick auf das Taubertal und Igersheim zu Füßen zu genießen.
„Die Erhebungen von Kirchberg, Altenberg und Kitzberg, auf die wir blicken, finden sich übrigens im Wappen der Gemeinde Igersheim“, erklärt er, um etwas zu schweigen, die Ruhe zu genießen und sich inspirieren zu lassen. „Ich lege auch gern mal Pausen ein, um zum Beispiel ein Buch zu lesen.“ Diese Phasen der Muße und Entspannung gehörten bewusst zu seinem Alltagsritual, das er sich von niemandem nehmen lasse.
„Ich hatte viel Glück und habe vieles richtig gemacht“, meint Uli Dallmann an der Kapelle zur Hl. Familie auf dem Kirchberg, einem weiteren Ort, an dem er sich immer wieder mal sehr gerne aufhält. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern in der Nachkriegszeit, habe er früh gelernt, demütig und nicht überheblich zu sein. Dank seiner Familie sei er stets bodenständig geblieben und habe gelernt, authentisch zu sein. Dies habe ihm schlussendlich den Weg geebnet, um schon als Jugendlicher Stück für Stück voranzukommen. Zudem sei er pfiffig genug gewesen, seinen Altergenossen dahingehend voraus zu sein, frühzeitig Geld zu verdienen, mit dem „ich mir einiges habe gönnen können“.
Und schon damals habe er sich auch gerne eingebracht, wo seine Hilfe benötigt wurde.
Früher ein Gotteshaus
Zurück zur Kapelle, von den jungen Erwachsenen der Kolpingsfamilie 1991 errichtet. Der Hobbyhistoriker weiß auch hierüber bestens Bescheid, „Hier oben stand einst das Gotteshaus für Igersheim, Neuses und Markelsheim – mit eigenem Friedhof“, gibt es einen kleinen Ausflug in die Geschichte. Bald sei es aber zu klein geworden – und schließlich abgerissen worden.
Entspannen wolle er nie zu lange. Seine Mission, Igersheimer Geschichte für die Nachwelt lebendig zu halten, sei nämlich noch lange nicht abgeschlossen, so Uli Dallmann, der im Übrigen auch bereits als Autor verschiedener Bücher in Erscheinung getreten ist.
Mit einigem Stolz sagt er aber auch, dass unter anderem durch seinen Einsatz bereits drei Wünsche in Erfüllung gegangen seien: Gründung des Trägervereins für das Heimatmuseum, Umbau des Kulturkellers und Wiederbelebung des Weinbaus in Igerheim. Tatkräftiges Engagement werde also durchaus belohnt.
Das zweite Zuhause
Inzwischen sind wir auf Burg Neuhaus angelangt – „für mich so etwas wie das zweite Zuhause“, lässt Uli Dallmann wissen. Begeistert seien die Teilnehmer an den Führungen unter seiner Regie, von denen er in all den Jahren bereits mehrere hundert durchgeführt habe. Und selbst er als „alten Hasen“ sieht dabei immer wieder mal Neues, denn „jede Führung ist anders“.
„Wenn die Steine doch nur reden könnten“, wünsche er sich manchmal – denn die hätten seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Burg 1282 einiges erlebt und deshalb sicher viel Interessantes „mitzuteilen“. Besonders angetan hat es dem 73-Jährigen der voll erhaltene und bis zu 120 Meter tiefe Brunnen. Ein bauliches Meisterwerk, wenn man sich vor Augen führt, dass seinerzeit bei den Grabearbeiten zwei Männer pro Tag etwa zwei Zentimeter vorangekommen seien. Was einen hier in tieferen Gefilden erwarte, das ist ein Rätsel, welches Uli Dallmann gerne entschlüsseln würde. „Wenn dies möglich wäre, könnten wir nämlich auch erfahren, ob es den mysteriösen Geheimgang von Burg Neuhaus nach Bad Mergentheim wirklich gegeben hat“, sinniert er, wohlwissend, dass es dazu kaum kommen werde. Und auch wenn er diesem Geheimnis wohl nie auf die Spur gelangen wird, wolle er auch in Zukunft noch möglichst oft heraufkommen, „um Geschichte für möglichst viele hautnah erlebbar zu machen“.
Zeit vergeht viel zu rasch
Die Zeit vergeht viel zu rasch, aber es hat Spaß gemacht, von Uli Dallmann zu seinen Lieblingsorten mitgenommen zu werden auf eine Reise in die Vergangenheit. Es bleibt zu hoffen, dass sich für den ehemaligen Pädagogen der Wunsch erfüllt, noch Jahre fit und gesund zu bleiben. Denn dann profitieren noch viele vom großen geschichtlichen Wissen des leidenschaftlichen Hobbyhistorikers
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