Königheim. Die Familie von Lothar Achstetter ist in Königheim alteingesessen. Sein Opa Julius gründete 1921 in der Hauptstraße eine Bäckerei, die nach seinem Vater Alfred nun sein Bruder Ruthard in der dritten Generation führt. Gespielt haben die Kinder früher im Dorf. Außerdem war man im Wald unterwegs, um dort „Burgen und Höhlen zu bauen“, erinnert sich der 64-Jährige beim Spaziergang mit den Fränkischen Nachrichten durch Königheim im Rahmen der Serie „75 Jahre – FN on Tour“ an seine schöne Kindheit.
Als „echter Kennemer“ und in seiner Funktion als Ortsführer für den Heimatverein Brehmbachtal kennt Lothar Achstetter seine Heimatgemeinde aus dem Effeff. Diese bringt der Vorsitzende des Heimatvereins Brehmbachtal Interessierten bei Führungen gerne näher. Auch wenn ein Rundgang relativ kurz sei, empfiehlt er, sich dafür Zeit zu nehmen: „Es lohnt sich, auf die Details zu achten.“ Auch seine aus Wachbach „zugezogene“ Frau Gabriele bestätigt: „Es ist schön in Königheim.“ Beide mögen an der Gemeinde die gelungene Mischung aus wunderbarer Natur und historischen Gebäuden an der Hauptstraße.
Der Spaziergang durch die Kerngemeinde führt am Brehmbach vorbei. „Die Booch“, wie er in der Ortschaft genannt wird, hat für Achstetter einen besonderen Reiz: Die meiste Zeit plätschert das Bächlein unter über 20 Brücken dahin, die der Ortschaft den Beinamen „Klein-Venedig“ eingebracht haben. Doch der Oberforstrat weiß aus eigener Erfahrung, dass sich der Brehmbach in einen reißenden Strom verwandeln kann. Denn bei der Fronleichnamsflut 1984 wurde auch die elterliche Bäckerei zerstört. Damals stieg die schmutzige Brühe noch zwei Meter Höher als beim Hochwasser von 1875, das bis dahin den Höchststand in der Ortschaft markiert hatte. Anschaulich verdeutlicht wird das durch zwei Hochwassermarken an einem Haus in der Hauptstraße.
Weiter führt der Weg zur Barockkirche St. Martin. Früher wurden hinter dem Gotteshaus „Treiberles“ (Ballspiel) und auf dem in einer Nische des Treppenaufgangs untergebrachten spätgotischen Ölberg „Wörmel“ (Murmeln) gespielt, erzählt Achstetter lachend aus seiner Kindheit.
Die Kirche nennt er den „besonderen Stolz der Gemeinde“. Kunstfreunde wissen sofort warum, wenn sie hören, dass das über der Gemeinde thronende Gotteshaus von Architekt Michael Anton Müller, einem Schüler von Balthasar Neumann, entworfen wurde. Für die Malereien im Inneren zeichnete Georg Anton Urlaub verantwortlich, ein Schüler des berühmten Malers Tiepolo. Der Ölberg entstammt der Werkstatt Tilman Riemenschneiders. Teile davon werden sogar dem Meister selbst zugeschrieben.
Beim gemütlichen Bummel durch die Straßen fallen immer wieder wunderschöne Fachwerkhäuser und Torbögen aus Sandstein ins Auge. Unter vielen Anwesen verbergen sich noch heute große Gewölbekeller, weiß der Königheim-Kenner. Die Gehöfte sind Zeugnisse der einstigen Blüte des Weinhandels ab dem 17. Jahrhundert in Königheim.
Es lohnt sich, die Häuser genauer zu betrachten. An vielen gibt es eingeschlagene Handwerkerzeichen oder Jahreszahlen, Wappen der einstigen Besitzer oder so genannte Neidköpfe zur Abwehr des Bösen zu entdecken. Zu den besonderen Schmuckstücken zählen das von der Familie Weich renovierte ehemalische Gasthaus „Zum Güldenen Löwen“ und das Haus Waltert. Das Fachwerkhaus, das sich links am Aufgang zur Kirche befindet, wird momentan von den Eigentümern saniert. Für ihre Arbeit und besonders für ihr Engagement zum Erhalt der alten Bausubstanz zollt ihnen Lothar Achstetter großen Respekt.
Immer informiert sein
Einiges zu entdecken
Auch wenn der Vorsitzende des Heimatvereins gerne in der Ortschaft unterwegs ist, zieht es den Oberforstrat – und das nicht nur aus beruflichen Gründen – am liebsten in die Natur. Besonders angetan hat es ihm das Naturschutzgebiet „Haigergrund“. Rechts und links von dem an einem kleinen Parkplatz beginnenden Pfad entlang eines Hangs aus Muschelkalk gibt es einiges zu entdecken. Genau wie beim Gang durch Königheim gilt auch hier: Der Reiz liegt in den kleinen Details. „Ein Spaziergang ist hier das ganze Jahr interessant“, schwärmt Lothar Achstetter. Der „Haigergrund“ sei durch die in diesem Gebiet vorkommenden Pflanzen und Tierarten einmalig. Entsprechend genießt er es, dort auf einer Bank zu sitzen und den Blick über die schöne Landschaft schweifen zu lassen.
Ein Spaziergang müsste wohl Stunden dauern, um dabei allein die in diesem Gebiet vorkommenden 347 Pflanzenarten aufzuzählen und zu bewundern. Achstetter beschränkt sich auf die 16 Orchideen-Arten, die im „Haigergrund“ wachsen. Einige fallen durch ihre schöne Farbe und große Blüten ins Auge, wie etwa der Frauenschuh oder das Purpur-Knabenkraut. Andere sind eher filigrane Raritäten wie beispielsweise die Bienen-Ragwurz.
Berühmt ist der „Haigergrund“ für sein Diptam-Vorkommen. Dabei handelt es sich um einen der größten Bestände des Rautengewächses in Westeuropa, erklärt Lothar Achstetter stolz.
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