Wittighausen. Neben großem Wissen über seine Heimatgemeinde hat Hermann Michel deren Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten mit seinem hohen Ehrenamtsengagement wesentlich mitgestaltet und geprägt.
Am 20. Juli 1939 in Würzburg geboren, wuchs er in Unterwittighausen auf und blieb – bis auf einige Zwischenjahre – bis heute seiner Urheimat treu. Die Ausnahmen waren sechs Jahre seiner Jugend an einem Internat in Donauwörth. Dort gab es die damals einzige Mittelschule in Süddeutschland mit betriebswirtschaftlichen Schwerpunkten, denn mit dieser Grundlage sollte Hermann Michel später den Familienbetrieb übernehmen, den sein Urgroßvater 1875 in Poppenhausen gegründet hatte.
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Arbeit bereitet Freude
Inzwischen führt Hermann Michel gemeinsam mit seinem Sohn Martin das gleichnamige Autohaus inklusive Kfz-Werkstätte und Tankstelle in Unterwittighausen. „Die Arbeit bereitet mir nach wie vor Freude“, betont der gelernte Maschinenbaumeister, nachdem er noch immer Tag für Tag seinem Sohn, der den Betrieb mittlerweile in fünfter Generation führt, unterstützend zur Seite steht.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Inhaber des Autohauses war der heutige Seniorgesellschafter Jahrzehnte lang außergewöhnlich vielseitig ehrenamtlich in seiner Heimatgemeinde engagiert. 42 Jahre lang bis zu seinem Abschied 2014 als Mitglied des Gemeinderates, parallel dazu 38 Jahre lang als Stellvertreter des Bürgermeisters. 1976 war er Mitgründer der heutigen Nabu-Ortsgruppe Wittighausen, bei der er ebenfalls bis 2014 als Vereinsvorsitzender amtierte. Ab 1982 leitete er 33 Jahre lang den katholischen Kirchenchor Unterwittighausen. Darüber hinaus war er im kirchlichen Bereich als Lektor und Kommunionhelfer aktiv.
„Der Mensch ist ein soziales Wesen“ nennt Michel als wesentliches Leitmotiv, weshalb er nach seiner Internatsschulzeit wieder gerne an seinen Heimatort zurückgekehrt sei und hier sein weiteres Leben gestaltet habe. Dieses Leitmotiv gelte nicht nur persönlich für seine zahlreichen Ehrenämter, sondern zeige sich ebenso durch die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in Wittighausen und seinen Ortsteilen, in denen es insgesamt etwa 30 Vereine inklusive den Feuerwehrabteilungen gebe. „Eine spezifische Eigenart von Wittighausen ist, dass wir eine Gesamtgemeinde mit einer zentralen Verfassung sowie ohne einzelne Ortschaftsräte und Ortsvorsteher sind“, erklärt der langwährende Gemeinderatsherr. „Zudem hatte Wittighausen alles, was man zum täglichen Leben brauchte und seine Infrastruktur hat sich immer weiter verbessert“, ergänzt er als ebenbürtigen Grund, weshalb er wieder zurückkehrte und nie sein Glück woanders versuchte.
Auf einer Rundtour durch das Gemeindegebiet Wittighausen führt uns Hermann Michel als Erstes zu einem kaum über die Ortsgrenzen hinweg bekanntem Kleinod: Die knapp einen Kilometer abseits des Weilers Hof Lilach in Richtung Ilmspan befindliche römisch-katholische Kreuzkapelle wurde 1879 privat von der Lilacher Witwe Barbara Henneberger „zur Ehre Gottes“ gestiftet, wie an der Innenseite des Bogens über der Eingangstür vermerkt ist. Vor rund drei Jahren wurde das etwa sechs Quadratmeter große Deckengemälde über dem Altar von dem Kirchenmalermeister und Restaurator Anton Schultz aus Bütthard saniert.
Reizvolle Ausblicke
Gleich neben der idyllisch an einem Waldrand gelegenen neuromanischen Kapelle laden reizvolle Ausblicke in die weite Landschaft bis zum Steigerwald sowie ein Picknick- und Ruheplatz zum Verweilen ein. Bis in die 1950er Jahre war die Kapelle beliebtes Ziel von Wallfahrern und Pilgern aus den umliegenden Gemeinden. Heute werden regelmäßig noch Maiandachten vor allem der der katholischen Kirchengemeinde St. Michael aus Kirchheim gemeinsam mit Mitgliedern der katholischen Kirchengemeinde aus Poppenhausen an dem kleinen Gotteshaus gehalten.
Außerdem ist das Kirchlein eine der Stationen auf dem rund elf Kilometer langen „Kapellen-Rundwanderweg Nord“, einem der 2014 drei neu ausgewiesenen „Kapellen- und Bildstockwanderwege“ im Gebiet der Gemeinde Wittighausen. Auch der gut erhaltene und ausgeprägte Privatwald („Bauernwald) auf dem Weg zur Kreuzkapelle mit seinen überwiegend älteren Laubholzbeständen hat es Hermann Michel, der sehr gerne mit seiner Ehefrau in dieser Umgebung spazieren geht, angetan.
Nächste Station ist das Naturdenkmal „Ried“ inklusive dem dortigen Biotopkomplex. Das rund ein Hektar große Feuchtgebiet „Ried“ am Insinger Bach wurde in den 1970er Jahren wesentlich von der damals neu gegründeten lokalen Vogelschutzgruppe – der heutigen Nabu-Ortsgruppe – entwickelt und protegiert, so dass es zu den bedeutendsten zusammenhängenden Schilf- und Riedflächen im gesamten Main-Tauber-Kreis zählt.
Nach Ankauf benachbarter Flächen zwischen dem Naturdenkmal und der Landesstraße Unterwittighausen – Bütthard durch die Gemeinde Wittighausen vor etwa fünf Jahren wurde das Feuchtbiotop um rund 1,4 Hektar erheblich erweitert sowie einhergehend eine Konfliktanhäufung zwischen Landwirten und Bibern entschärft.
Im Bereich des „Rieds“ sind unter anderem zahlreiche als (stark) gefährdet oder sogar als vom Aussterben bedrohte Vogelarten zu sehen, die dort brüten oder durchziehen. Besonders gut können das „Ried“ und besonders die Vögel von einer Aussichtsplattform oder von einem Stand aus beobachtet werden, die eigens dafür vor einigen Jahren errichtet wurden.
Faszinierende Baugeschichte
Die römisch-katholische Pfarrkirche Allerheiligen in Unterwittighausen ist dritte und letzte Station auf einer Rundtour zu den Lieblingsplätzen Hermann Michels. Die Barockkirche wurde 1739 nach den Plänen Balthasar Neumanns errichtet. Besonders sehenswert ist vor allem die von dem Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner geschaffene Innenausstattung inklusive der barocke Prunkaltar und die Kanzel. Um 1790 wurden der Chor und das Gewölbe des Mittelschiffs wegen Einsturzgefahr erneuert. Dabei erhielt das Schiff seine heutige Flachdecke. „Mich fasziniert sowohl die Baugeschichte der Allerheiligenkirche als auch ihre zwar stattliche, jedoch zugleich schnörkellose Bauweise sowie ihre mitsamt dem Turm stimmig entwickelten Proportionen“, erläutert Hermann Michel.
„Ich sehe für alle vier Ortsteile gute Zukunftschancen“, prognostiziert Hermann Michel abschließend gegenüber unserer Zeitung, verbunden mit der Hoffnung, dass Wittighausen weiterhin speziell auch für junge Familien und Menschen attraktiv bleibt.
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