75 Jahre – FN on Tour - Jürgen Besserer genießt nun die Sonnenuntergänge am Königshöfer Turmberg

Jürgen Besserer ist in Lauda aufgewachsen: „Ich wollte nie woanders leben“

„Lauda-Königshofen ist meine Heimat.“ Jürgen Besserer wollte nie woanders leben, erzählt er im Gespräch mit den FN.

Von 
Diana Seufert
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Jürgen Besserer genießt den Blick vom sonnigen Turmberg in Königshofen auf das Taubertal, wie er im Gespräch mit den FN erzählt. © Diana Seufert

Lauda-Königshofen. „Ich habe hier alles, was ich brauche. Warum sollte ich wegziehen?“ Jürgen Besserer will gar nicht woanders hin. Die große weite Welt reizt den 58-Jährigen überhaupt nicht. Auch in jungen Jahren, wenn es andere ins Ausland zog, um fremde Länder zu erkunden, fand er das nie spannend. Er vermisse in der Kleinstadt nichts. Und wenn es ihn ins Kino zieht oder er Großstadtluft schnuppern möchte, sei Würzburg nur einen Katzensprung entfernt. „Aber eigentlich ist mir die Großstadt zu hektisch.“

Heimatverbunden

Bodenständig ist er geblieben und heimatverbunden. Sein ganzes Leben hat der Fotografenmeister im Taubertal verbracht. Auch wenn er umgezogen ist, dann nur innerhalb der Stadtgrenzen. Von Lauda, wo er lange Zeit im Elternhaus über dem Fotostudio gelebt hat, verlegte er seinen Wohnsitz kurz ins Schlösschen in Sachsenflur. „Dicke, altehrwürdige Mauern mit dem Kirchturm nebendran“, lächelt er. Seit einigen Jahren liegt ihm aber das Taubertal zu Füßen. „Vom Turmberg in Königshofen hat man einen grandiosen Blick bis weit über das Umpfertal hinaus“, schwärmt er. Und beim Besuch in seinem Garten mit 270-Grad-Paronama-Aussicht kann man dieses Glücksgefühl nachvollziehen. „Das hier ist mein absoluter Lieblingsort“, strahlt er. Und fügt an: „Ich lebe dort, wo andere Urlaub machen. Was will man denn mehr?“

In der Weinstadt Lauda ist Jürgen Besserer aufgewachsen, der auch gerne einen guten Tropfen trinkt. © Diana Seufert

Die gegenseitigen Antipathien zwischen Laudaern und Königshöfern nach der kommunalen Zwangsehe der beiden Städte 1975 kennt Besserer aus Teenager-Tagen. Damals hatten sich manche Königshöfer geweigert, in Lauda einzukaufen oder andere Besorgungen zu machen. Aber nicht alle haben sich an ihre eigenen Prinzipien gehalten und kamen doch, was Besserer im Nachgang mit einem Schmunzeln quittiert. Er hält nicht viel vom „auseinanderdividieren“. Und er ist überzeugt, dass die meisten Bürger zufrieden sind mit der Situation in der Gesamtstadt.

Er selbst hat keine schlechten Erfahrungen gemacht, seitdem er als Laudaer in Königshofen wohnt. Wieso auch, scheint sein Blick zu fragen. „Natürlich gab es erstaunte Blicke“, gesteht er. Aber die seien schnell verflogen.

Rechts und links der Tauber

Für ihn ist der Weg auf die andere Seite der Tauber mittlerweile zum Alltag und zum Gang in den Feierabend geworden. Doch in reiner Freundschaft sind sich die beiden namensgebenden Stadtteile noch immer nicht zugewandt. Dass dies nur ein Generationenproblem ist, glaubt Besserer aber nicht.

Das Fotografieren ist Jürgen Besserer schon in die Wiege gelegt worden. Als Kind war er häufig im Geschäft, die Familienwohnung lag direkt darüber. „Ich habe quasi in Entwickler gebadet“, scherzt der langjährige Vorsitzende des Gewerbevereins. Nach der Lehre in Würzburg beim alteingesessenen Atelier Gundermann und einem kurzen Abstecher nach Alzenau war der berufliche Mittelpunkt in Lauda.

1995 hat Jürgen Besserer die Leitung des Familienunternehmens übernommen, 1996 wurde die Filiale in Bad Mergentheim eröffnet. Damit verbunden war auch die Entwicklung von Farbfilmen. Allerdings wurden 2015 die Tore in Bad Mergentheim wieder geschlossen.

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Seit mehr als 90 Jahren existiert das Familienunternehmen nun in der Bahnhofstraße. Begonnen hatte Besserers Großvater mit Sonntagsfotos der „Hoffotografen Gebr. Holl“ aus Bad Mergentheim. Dazu sei er zu Fuß oder mit dem Rad nach Lauda gekommen. 1930 hatte er die Filiale übernommen und nach dem Krieg wieder eröffnet.

Für die Laudaer war das Geschäft auch nach Ladenschluss eine Anlaufstelle. „Am Heiligen Abend kamen manche Leute sogar erst um 16 Uhr, weil sie etwas vergessen hatten und Fotos für Weihnachten machen wollten“, erinnert sich der 58-Jährige. Weil die Familie direkt über dem Geschäft wohnte, war das auch kein Problem.

Das Revier für Abenteuer war damals die Tauber, die zum Treffpunkt für die Teenager wurde. Kleine Floße wurden gebastelt und zu Wasser gelassen. Oder sie haben im Wald bei Oberlauda Baumhütten gebaut. Mit der Bahn als Nachbarn ist Besserer aufgewachsen. Da wurden auch schon mal nachts die Güterzüge rangiert und Waggons nicht ganz leise angekoppelt. „Aber da gewöhnt man sich dran“, sagt er beim Blick auf das Dampflok-Denkmal.

Für Besserer gibt es in Lauda-Königshofen viele schöne Ecken, die er gerne ansteuert.

Bewusst hat sich der Schriftführer der Berufsfotografen-Innung Unterfranken für Königshofen und den Turmberg entschieden. Der Hang ist bis in die Abendstunden sonnenbeschienen, während die Bahnhofstraße in Lauda zur gleichen Zeit schon im Schatten liegt.

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„Ich kann hier den Sonnenuntergang genießen.“ Deshalb wurde der Garten zum Lieblingsort, auch wenn Besserer mit seiner Frau und Freunden gerne in der Stadt unterwegs ist. Die rund 100 Höhenmeter zur Tauber bewältigt er bei einem Spaziergang gerne. In Lauda zieht es ihn eher vor das alte Rathaus mit der Mariensäule und der Eisdiele daneben. „Hier ist immer was los, hier trifft man Leute.“ Das gefällt dem Weinliebhaber, der sich auch gerne in der Weinbar „Josef“ mit Freunden verabredet.

Im gesamten Stadtgebiet kann Besserer nach der Arbeit, zu der seit kurzem auch die Lehrtätigkeit an der Franz-Oberthür-Berufsschule in Würzburg gehört, Entspannung finden. „Wenn ich in den Weinbergen und auf den Hügeln im Stadtgebiet mit dem Fahrrad unterwegs bin, dann ist das Urlaub für mich.“ Wenn es ihn doch mal wegzieht für ein paar Tage, geht es mit dem Skiclub im Winter zum Ski- und Snowboardfahren in die Berge. „Im Sommer ist es so schön hier, da will ich gar nicht weg.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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