Buchen. Das Buchener Lebensgefühl spürt man am Fastnachtssonntag und am Rosenmontag wohl am besten: Da treibt es die Leute auf die Straßen und Gassen, um beim „Gänsmarsch“ sowie beim Rosenmontags-Umzug und danach in den Wirtshäusern und Kneipen ausgelassen zu feiern. „Vergeß’ dei Not, dei Plooch“ heißt es im allseits bekannten Lied „Kerl, wach uff!“, das dann Hunderte hüpfende „Huddelbätze“ singen, zigfach intoniert von Krachkapellen und – freilich auch von der Stadtkapelle. Es herrscht ein ungekünstelter Frohsinn und eine Geselligkeit, die auch Fremde und Zugezogene in ihren Bann zieht.
Zahlen und Fakten
Höhe: 337 Meter über NHN.
Fläche: 138,99 Quadratkilometer.
Einwohner: 17 773 (Dezember 2020).
Bevölkerungsdichte: 128 Einwohner je Quadratkilometer.
Postleitzahl: 74722
Vorwahlen: 06281, 06286, 06287, 06292.
Kfz-Kennzeichen: MOS oder BCH.
Siedlungs- und Verkehrsfläche: 1666 Hektar (ha).
Landwirtschaftsfläche: 6101 ha.
Waldfläche: 5949 Hektar.
Stadtteile: Buchen, Bödigheim, Eberstadt, Einbach, Götzingen, Hainstadt, Hettigenbeuern, Hettingen, Hollerbach, Oberneudorf, Rinschheim, Stürzenhardt, Unterneudorf, Waldhausen.
Homepage: www.buchen.de
Buchen lebt. Aber nicht nur an der Fastnacht. Das Städtchen hat sich vor allem in der jüngsten Vergangenheit zu einer quicklebendigen Kleinstadt entwickelt. Betriebe, innovative Firmen und Weltunternehmen bieten insgesamt knapp 6300 Menschen Arbeit. Der Einzugsbereich umfasst etwa 65 000 Menschen. In Buchen kann man „schnell etwas besorgen“, verweilen – und leben. Zahlreiche Baugebiete sorgen dafür, dass sich hier Familien ansiedeln können. Zwölf Schulen bieten Bildung für alle Niveaus. Das Freizeitangebot ist groß mit zwei Schwimmbädern, der „alla hopp!“-Anlage (siehe Infobox), Radwegen und Spielplätzen; das Krankenhaus bietet medizinische Versorgung; die Gastronomie reicht von „Fast Food“ bis zur exklusiven Küche, die meisten namhaften Supermarktketten führen eine Filiale und garantieren für jeden, fast jedes Mal fußläufig erreichbar, die Grundversorgung. „Wir haben hier eine hohe Lebensqualität“, freut sich Roland Burger, seit 16 Jahren Bürgermeister der Stadt. Im November tritt er für eine dritte Amtszeit an.
An diesen beiden Komplexen erkennt man deutlich, wie sich in Buchen Tradition und Zukunft vereinen. „Die Tradition hat bei uns selbstverständlich eine hohe Bedeutung“, sagt Burger und ergänzt: „Man muss aber auch mit der Zeit gehen. Wir sind nie fertig.“ Vielleicht wird künftig der Titel „Buchens Baumeister“ einmal von Alt-Bürgermeister Josef Frank (1972 bis 1998 Stadtoberhaupt) auf den aktuellen Amtsinhaber übergehen, denn Burger forcierte nicht nur die Ausweisung zahlreicher Baugebiete; unter seine Regie entstand zum Beispiel auch die neue Stadthalle. Jüngst wurde die Sanierung der Fußgängerzone abgeschlossen, die Altstadtsanierung schreitet voran – und das alles in Zeiten klammer Kassen.
Doch auch finanziell steht Buchen bestens da: Als eine der ganz wenigen Kommunen in Baden-Württemberg ist die Stadt mit einem haushalterischen Plus aus der Corona-Krise gekommen.
Seit 1974, als die Stadt Buchen nach der Gemeindereform neu gebildet wurde, sind mehr Menschen zugezogen, als die Stadt damals hatte. Buchen ist gewachsen und erfreut sich aktuell, da der ländliche Raum bevölkerungsmäßig ausdünnt, zumindest über eine einigermaßen stabile Zahl an Einwohnern. Wenn in den Eigenheimen des 165 Bauplätze umfassenden Baugebiets „Marienhöhe“ dann einmal gewohnt wird, sollte die Stadt auch wieder weiterwachsen können.
Interessantes für Touristen
Aber Buchen soll nicht nur ein Magnet für Menschen sein, die hier eine neue Bleibe suchen; touristisch hat die Stadt auch einiges zu bieten – vor allem die Tropfsteinhöhle in Eberstadt und das 1911 gegründete Bezirksmuseum. Aber auch der Stadtturm mit seinem Glockenspiel, die Stadtkirche St. Oswald, der Wartturm, die Schlösser in Eberstadt und Hainstadt oder der Walderlebnispfad bieten Interessantes und Wissenswertes nicht nur für historisch Beflissene.
Die Stadt wird von 14 Quellen gespeist – es sind die 14 Stadtteile (siehe Infobox). Dort engagieren sich viele Menschen in Vereinen, bereichern und verschönern das Leben auf dem Dorf. Etwa 200 Vereine und Organisationen zählt man im Stadtgebiet. Einer davon ist der TSV Buchen, mit knapp 2500 Mitgliedern der größte Verein im Neckar-Odenwald-Kreis. In gleich neun Sparten können die Menschen hier Sport treiben. Die Streetdance-Gruppe „Next Level“ hat sogar die Deutsche Meisterschaft errungen. Auch hier zeigt sich die Verbindung zwischen Tradition und Zukunft: Der TSV Buchen wurde bereits 1863 gegründet und beheimatet einen Deutschen Meister in einer Sportart, die erst in diesen Jahren so richtig durchstartet.
Darüber hinaus sind die Stadtderbys in der Kreisliga im Grunde wöchentlich ein Zuschauermagnet für die Freunde des gepflegten Amateurfußballs: Der TSV, der TTSC, der FC Hettingen, die Spvgg. Hainstadt, die SpG Waldhausen/Laudenberg sowie die SpG Götzingen/Eberstadt spielen alle in dieser Klasse. Auf den Sportplätzen des Stadtgebiets entstanden viele Rivalitäten, aber auch viele Freundschaften.
Rivalitäten und Freundschaften – da sind wir wieder bei der Fastnacht. Denn die findet zwischen dem „schmutzigen Donnerstag“ und Fastnachtsdienstag nicht nur in der Kernstadt statt, sondern auch „draußen“. Der Hettinger ist ein „Äschesack“, der Hainstadter ein „Berkedieb“, der Waldhäuser ein „Klingemann“… Die Aufzählung ließe sich fast für jeden Stadtteil fortführen. Sie sind schon auch alle ein bisschen Konkurrenten, die aber die Leidenschaft für die Fastnacht eint. Die FG „Narrhalla“ feiert 2022 mit der „575. Buchemer Fastnacht“ übrigens ein Jubiläum, das zeigt, wie weit diese Tradition zurückreicht.
Auf ein großes Jubiläum steuert aber auch die Stadt zu: 2023 ist es 1250 Jahre her, dass Buchen erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zu diesem Fest werden schon jetzt diverse Aktivitäten geplant, verrät Bürgermeister Roland Burger. Und auch da werden sich Tradition und Zukunft wieder vereinen.
Info: Bildergalerie unter www.fnweb.de
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„Beginn“: Buchen wurde 773 als „Bucheim“ im Urkundenbuch des Klosters Lorsch erstmals erwähnt.
Tropfsteinhöhle: Die Tropfsteinhöhle im Buchener Stadtteil Eberstadt verdankt ihre Entdeckung einem Zufall. Am 13. Dezember 1971 öffnete sich bei Sprengungen in einem Muschelkalksteinbruch ein Spalt. Bereits die ersten vorsichtigen Erkundungen ließen die atemberaubende Schönheit eines Naturdenkmals erahnen, das einmalig in Süddeutschland ist. Unvergesslich bleiben für jeden Besucher die Eindrücke, die die Eberstadter Tropfsteinhöhle mit ihrem Formenreichtum hinterlässt. Ihre Breite schwankt zwischen zwei und sieben Metern, die Höhe zwischen 2,5 und acht Metern. Innerhalb der Höhle liegt die Temperatur konstant bei elf Grad. Der Besuch ist ausschließlich im Rahmen einer Führung möglich.
„alla hopp!“-Anlage: Die Dietmar- Hopp-Stiftung errichtete einen generationsübergreifenden Bewegungs- und Begegnungsraum im Herzen der Stadt Buchen. Die Anlage umfasst einen Parcours für jedermann, einen Kinderspielplatz, einen naturnahen Spiel- und Bewegungsplatz für Kinder im Schulalter und einen Parcours für jugendliche Sportler.
Unterkünfte: Für Touristen stehen im Stadtgebiet sechs Hotels und Pensionen, mehrere Ferienwohnungen und der Wohnmobilplatz „Morretal“ für Übernachtungen zur Verfügung.
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