75 Jahre – FN on Tour - Einer von Christel Bauers Lieblingsplätzen in der Römerstadt ist der Wohnmobilstellplatz, für den sie sich sehr eingesetzt hat

Christel Baum gibt einen Einblick in Osterburkens Geschichte

Wohl kaum eine andere kennt Osterburken so gut wie Christel Bauer. Die FN begaben sich mit ihr auf Tour durch die Römerstadt und ließen sich einige Lieblingsplätze zeigen. Christel Bauer erklärte deren Geschichte.

Von 
Nicola Beier
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Osterburken. Neben großem Wissen über ihre Heimatstadt hat Christel Bauer deren Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt. Die 59-Jährige war über 30 Jahre lang Mitglied des Stadtrats und engagiert sich noch heute sehr für die Römerstadt. Weil das Interesse an dem Ort, an dem sie groß wurde, ungebrochen ist, recherchiert sie gerne und viel zur Geschichte der Stadt am Limes. Überall in Osterburken gibt es kleine Details, die für den Laien nicht auffällig sind, hinter denen für Christel Bauer aber eine Geschichte steckt, die erzählt werden will.

Startpunkt des Spaziergangs durch Osterburken ist der Bahnhof der Stadt. Für viele Leute täglich das Erste, was sie von der Stadt sehen. Was kaum einer weiß: früher gab es in der Römerstadt sogar zwei Bahnhöfe – den „badischen“ und den „württembergischen“ Bahnhof, heute ist nur noch letzterer übrig.

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Von
Michael Weber-Schwarz
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Wenn man vom Bahnhof in Richtung Stadtmitte geht, kommt man am ehemaligen Wirtshaus „Karpfen“ mit angeschlossener Brauerei vorbei. Direkt an den Berg gebaut, gibt es einen Eiskeller für die Bierproduktion, der während des Krieges auch als Luftschutzbunker genutzt wurde. „Osterburkener Bier gab es ab etwa 1906 bis zum Krieg“, erklärt Christel Bauer. Was sie an der Anlage aber heute noch reizt, ist das Eishaus und die darunterliegenden Kellerräume: „Da will ich mit unserem Museumschef, Dr. Jörg Scheuerbrandt, unbedingt mal rein“, sagt sie, um zu erkunden, was in den Räumen noch auf die Vergangenheit hindeutet.

Durch die Bahnunterführung und über die Kirnaubrücke geht es weiter am Stadtpark vorbei. Nahe der Baulandhalle in der oberen Hälfte der Grünanlage steht der letzte Brunnen der Stadt. „Ursprünglich stand er in der Brunnengasse, wurde aber bei der 600-Jahr-Feier 1956 hierher verlegt. Er ist noch im Originalzustand“, so die Historikerin. „1356 wurde Osterburken das Stadtrecht verliehen“, so Christel Bauer weiter.

Unweit dieses Brunnens ist die Mühle von Osterburken zu finden. Und auch die hat eine lange Geschichte zu erzählen, wie Christel Bauer weiß. Laut Beschreibungen von vor 1648 sei das Gebäude nämlich eine „königliche Mühle“ gewesen – nur leider gebe es keine Belege, die das bezeugen. Was aber noch auf eine Burg in Osterburken hindeute, sei der Name „Burgheim“, wie Osterburken früher auch genannt wurde. „Welche Burg? Meinte man damit das Kastell oder gab es wirklich eine Burg bei uns?“, fragt sich Christel Bauer. „Außerdem haben wir ein Stadtviertel, das Kirch- und Hofviertel. Auch da kann man sich fragen, welcher Hof damit gemeint ist.“ Sie habe es noch nicht herausgefunden, werde der Sache aber weiter auf den Grund gehen, verspricht sie lachend.

Der Spaziergang führt nun weiter durch die kleinen, engen Gassen in Richtung Friedrichstraße. „Das alles hier lag damals noch innerhalb der Stadtmauern, daher ist die Bebauung so eng“, erklärt Christel Bauer.

Vorbei an der St. Kilianskirche, welche vom Künstler Emil Wachter gestaltet wurde, geht es die Galgensteige hinauf und zum Bürgerpark „Alter Friedhof“. Ein weiterer Ort, an dem sich Christel Bauer gerne aufhält, „weil man hier einen super Blick auf den Stadtturm, die Kirche und ganz Osterburken hat“. Im unteren Bereich des Parks gibt es Kräuterbeete, um die sie sich mit einigen anderen Damen kümmert. „Ich habe hier römische Kräuter angebaut, damit ich in meiner Stadtführung zur römischen Vergangenheit Osterburkens auch etwas zu zeigen habe“, sagt sie.

Christel Bauers Lieblingsplatz in Osterburken liegt oberhalb des Parks. Es ist der Wohnmobilstellplatz Osterburkens. „Ich habe mich sehr für ihn eingesetzt“, so die ehemalige Stadträtin.

Noch heute schaut sie dort regelmäßig nach dem Rechten, genießt die Aussicht über ihre Heimatstadt und fragt die Besucher, ob denn auch alles in Ordnung sei. „Der ehemalige Stellplatz war in der Nähe des Sportheims und direkt an den Bahngleisen. Es gab keinen Wasseranschluss und auch keine Entsorgungsstation“, erinnert sie sich. Auf dem neuen Platz wurde all das installiert. „Ich schaue hier wirklich gerne vorbei“, schwärmt sie.

Entlang der alten Stadtmauer, von der heute nur noch vereinzelt Abschnitte übriggeblieben sind, geht es dann weiter in Richtung der Sehenswürdigkeit, an der keiner vorbeikommen sollte, der sich in Osterburken aufhält, wie Christel Bauer findet. Das Römermuseum beherbergt das kleine Bad und viele Exponate, die bei Grabungen in Osterburken entdeckt wurden.

Mit dem Gebäude verbindet Christel Bauer viele positive Erinnerungen. So haben die Stadträte damals, als es um die Planung des Museums ging, heftig debattiert, wie es den konstruiert werden sollte. „Immer ein Stadtrat und ein Fachmann bildeten ein Team.“

So wurde getüftelt, bis ein ansprechendes Modell des Gebäudes fertig war. „Am Ende wurde der Entwurf meines Teams genommen. Ich kann es immer noch nicht glauben“, so Christel Bauer.

Bereits vor dem Museum auf dem Vorplatz sind schwarze Linien zu erkennen. „Sie zeigen, wo früher das große Bad der Römer stand“, erklärt die 59-Jährige. Wenn man nur eine Sache in Osterburken, der Römerstadt, besichtigen solle, dann auf jeden Fall das Museum, ist sich Christel Bauer sicher: „Das ist das aller Wichtigste. Das ist unser Weltkulturerbe, das nicht jeder zu bieten hat.“

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