„75 Jahre – FN on Tour“ - 34 Zwerg-Zebu-Rinder stehen zurzeit auf der Weide des Schwabhäuser Zuchtbetriebes von Heike Preis

In Schwabhausen gilt „Zurück zur Natur” als Lebensphilosophie

Heike Preis ist eine äußerst tierliebe Zeitgenössin. Besonders angetan haben es ihr Zwerg-Zebu-Rinder. Sie hat einen Zuchtbetrieb für diese Tiere.

Von 
Werner Palmert
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Altlandwirt und Gründer des Demeter-Hofes, Walter Pfeil, inmitten seiner Zebu-Herde. © Werner Palmert

Schwabhausen. Eigentlich hat Heike Preis ihren Arbeitsplatz im KFZ-Werkstattbetrieb, den sie und ihr Mann Fred mit den Söhnen Jonathan und Joshua in Schweigern führen. Sie erledigt dort die anfallenden Büroarbeiten und den Fahrzeugverkauf.

Seit mehr als fünf Jahren geht die Geschäftsfrau allerdings auch mit großer Leidenschaft einem außergewöhnlichen Hobby nach, für das sie sich während eines Urlaubsaufenthaltes begeisterte: Sie züchtet mit Erfolg auf dem Demeter-Hof ihrer Eltern Walter und Erika Pfeil in Schwabhausen, den sie 2015 pachtete, Zwerg-Zebu-Rinder. Aus den anfangs sechs Tieren wurden bis heute 34 Rinder, die sich auf den Weiden rund um den Aussiedlerhof sichtlich wohlfühlen und prächtig entwickeln.

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Neuausrichtung angegangen

Bis zur Pachtübernahme des elterlichen Hofes 2015 war der landwirtschaftliche Betrieb rein auf Fleckviehhaltung und Ackerbau ausgerichtet. Mit der Zucht dieser aus Sri Lanka stammenden Buckelrinderrasse, die sich auch hervorragend für die Landschaftspflege eignet, will Heike Preis ihre Lebensphilosophie „Zurück zur Natur“ ein Stück weit umsetzen. Die Unternehmerfrau und vierfache Mutter sieht darin – nicht nur für sich – eine Möglichkeit der Neuausrichtung, wie man dem Alltagsstress und den täglichen technologischen Überflutungen wirkungsvoll begegnen und dabei zusätzlich Ausgleich und Entspannung finden kann.

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Der Anfang war schnell gemacht: Nach der Pachtübernahme wurde am 6. Dezember 2015 der gesamte Viehbestand in Schwabhausen verkauft. Dann holte sich die angehende Junglandwirtin in Begleitung ihres Vaters auf dem Zebu-Zuchtbetrieb Wunderlich im benachbarten Dörzbach die nötigen Informationen – und bereits im April 2016 wurden die ersten Tiere, drei Kühe und drei Kälber, erworben.

Schon im Juni 2016 stellte sich der erste Nachwuchs, denn zwei der gekauften Kühe waren trächtig. Die Begeisterung auf dem Hof der Familien Preis und Pfeil war groß und so beschloss man im November des gleichen Jahres den Zebu-Bullen „Franz“ zu kaufen. Zurzeit sorgt dessen Sohn „Friedolin“ für den Nachwuchs in der Herde.

Mit modernen Maschinen wird das gemähte Gras zu Heuballen gepresst und für die Winterfütterung eingelagert. Bei der Einbringung der Heuvorräte werden alle Hände gebraucht. © Werner Palmert

Namensfindung kein Problem

Heute, fünf Jahre später, hören 34 Zebu-Rinder auf den Weiden rund um den Demeter-Hof Pfeil zum Beispiel auf die weiblichen Rufnamen wie Gerlinde, Greta, Resi, Donna und Gisela oder auf Fabian, Frederick und Florian bei den männlichen Artgenossen. Der jüngste vierbeinige Nachwuchs wurde auf den Namen Galina getauft und ist gerade mal einige Wochen alt. Die Namensfindung ist für die Zebu-Züchterin kein Problem denn die zwölf Enkelkinder des Hofgründers Walter Pfeil sind sehr erfinderisch, einfallsreich und mit großem Eifer dabei, wenn ein neuer Name gefunden werden muss.

Die aus dem Bereich des indischen Subkontinents stammenden Zebu-Buckelrinder werden auch als Hausrinder gehalten. Die Rasse gilt als sehr pflegeleicht und robust, wie Heike Preis weiß. Den Tierarzt braucht sie praktisch nie auf dem Hof. Die Tiere verbringen ihr Leben mehr oder weniger im Freien und fressen praktisch alle Gras- und Unkräutersorten. Den Unterstand suchen die Tiere mit den unterschiedlichen Fellfarben nur im Winter oder bei schlechtem Wetter auf. Auch die Geburt der Jungtiere geschieht völlig problemlos und ohne veterinärärztlichen Beistand.

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Einen strengen Blick auf das Wohl der Tiere hat auch das Veterinäramt des Main-Tauber-Kreises, mit dem Heike Preis in engem Kontakt steht, denn sie beabsichtigt in etwa zwei Jahren das Fleisch der Zebus, das in Feinschmeckerkreisen als besondere Spezialität gilt, zu vermarkten. Zur Umsetzung dieser Idee muss sie noch einen dafür qualifizierten Metzger finden. Auch hier laufen bereits die entsprechenden Verhandlungen.

Zwergzebus sind kleine, extrem anspruchslose Rinder, die auch mit kargem Futter gut zurechtkommen. Auf der Weide fressen sie zum Beispiel auch Buschwerk und Disteln, das andere Rinder stehen lassen. Die Widerristhöhe beträgt rund 80 bis 130 Zentimeter, das Gewicht bei Männchen rund 550 Kilogramm, bei Weibchen rund 280 Kilogramm. Durch das geringe Gewicht und die Trittsicherheit der Tiere verursachen sie kaum Flurschäden. Dem landschaftspflegerischen Aspekt wird durch den Einsatz dieser Rasse optimal Rechnung getragen, da sie imstande ist, nach einer maschinellen Freilegung einer verbuschten Fläche diese vollständig offen zu halten.

Dank ihrer Kletterkünste können die Tiere auch auf schwer zugänglichen Flächen und sogar an Steilhängen ihr Futter sammeln Es gibt jedoch auch größere Vertreter. Männchen haben einen stärker und Weibchen einen weniger stark ausgeprägten Buckel. Der Buckel besteht neben Bindegewebe und Fett aus sechs verschiedenen Muskeln. Die vorherrschenden Fellfarben bei Zebus sind Braun-, Schwarz- und Weißtöne. Es gibt aber auch gescheckte bzw. gesprenkelte Tiere, die entweder eine schwarze Grundfarbe mit weißen Flecken haben oder eine weiße Grundfarbe mit schwarzen oder braunen Flecken zeigen. Das Haarkleid ist sehr schütter.

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Ganzjährig draußen

In Deutschland werden die Zwerg-Zebus, außer bei extremer Witterung in den Wintermonaten, ganzjährig auf der Weide gehalten. Die Tiere erfreuen sich dabei bester Gesundheit. Diese Tatsache zeigt, dass Zwergzebus keine klimatischen Anpassungsschwierigkeiten an das hiesige Klima haben. Im Winter bietet Heike Preis den Tieren einen Unterstand an. Dafür reicht die mit Stroh eingestreute Scheune.

Von vielen Zwerg-Zebu-Haltern wird besonders die gute Weidepflege gelobt, durch die sich das Zwerg-Zebu von anderen Rassen der Mutterkuhhaltung abhebt.

Die Kalbungen können ohne menschliches Zutun erfolgen, die Lebenserwartung ist mit 15 bis 18 Jahren recht hoch.

Zwerg-Zebus werden auch wegen ihres Fleisches gehalten, das als Delikatesse gilt. Im Vergleich zu üblichem Rindfleisch ist der Duft des Zwerg-Zebu-Fleisches kräftiger, aber dennoch dezenter als der Geruch von Wild. Kenner beschreiben den Geschmack als eine Mischung von Kalb- und Wildfleisch. Das Filetstück ist der Widerristhöcker (Buckel) des Zebus.

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