Königheim. Er ist Grafiker und Fachlehrer für Werken und Bildhaftes Gestalten (später Kunst und Technik). Zudem malt Roland Weich ausgezeichnet und interessiert sich für Heimatgeschichte. Seine künstlerischen Begabungen kamen auch Königheim zugute. Denn Weich hat in der Ortschaft sichtbare Spuren seines Wirkens hinterlassen.
„Wenn ich durch Königheim gehe, finde ich mich hier in meiner Arbeit wieder“, bekennt der 79-Jährige freudestrahlend im Gespräch mit den FN im Rahmen der Serie „75 Jahre – FN on Tour“. Kaum zu übersehen sind etwa die großen Esche-Bohlen mit dem Goethe-Zitat „Alles ist Übergang zur Heimat hin“. Die wurden auf seine Initiative hin an der Johannes-Nepomuk-Brücke angebracht. Früher war dieser Spruch an der „Bettel-Brücke“ am Ortsausgang Richtung Gissigheim zu lesen, spannt Weich den Bogen zur Königheimer Geschichte: „Der schöne Spruch sollte nicht verloren gehen.“ Aus „seiner Feder“ stammen auch einige Hinweisschilder auf markante Ortspunkte. Über allem thront auf dem Kirchturm der Wetterhahn, den Weich teils entworfen hat.
Daneben unterstützte er manchen Verein bei der Gestaltung von Urkunden, Plakaten oder Einladungen. Ins Schwärmen gerät Weich, wenn er an Prunksitzungen des Königheimer Karneval Clubs zurückdenkt, für die er Kulissen gemalt hat. Seine Handschrift tragen auch einige Flaschenetiketten örtlicher Weingüter, deren edle Tropfen er wiederum als „flüssige Blumengrüße aus dem Madonnenländchen“ an Freunde im In- und Ausland verschickt. So kam auch schon der Schwager des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in den Genuss von Wein aus Königheim.
Entworfen hat Roland Weich zudem die Königheimer Bürgermedaille. Mit dieser wurde der gebürtige Speyerer im Dezember 1981 – „als erster Auswärtiger“ – ausgezeichnet. „Ich war völlig überrascht, weil ich damit nicht gerechnet habe“, blickt Weich zurück. Denn, stellt er bescheiden fest: „Wenn ich etwas in Königheim gemacht habe, war das selbstverständlich. Rechnungen habe ich keine gestellt.“
Dass ihm Königheim so sehr ans Herz wachsen wird, war für den heutigen Ruheständler kein Thema, als er am 13. Januar 1969 mit dem Schulbus in der Gemeinde ankam, um seine erste Stelle als Lehrer an der örtlichen Schule anzutreten. Sofort fielen ihm die „vielen malerischen Ansichten“ ins Auge. Und dann sah „ich als Pfälzer“ auch noch die Weinberge. Ich war regelrecht verknallt.“
Nichts anhaben konnte dieser „Liebe auf den ersten Blick“ die Tatsache, dass ihm im Schulkeller ein Raum zum Werken zugewiesen wurde. Getreu seinem Motto „Wer im Leben glücklich werden will, muss es mit einem Ziel verbinden“, ergriff Weich die Initiative und verschönerte den Werkraum auf eigene Faust.
In den nächsten zwölf Jahren bis zu den Sommerferien 1981 unterrichtete er in Königheim die Schüler von der vierten bis zur neunten Klasse. Damals „wurde ich hier nur ,der Lehrer’ genannt“, erinnert sich Weich lachend. Auch heute noch heiße er bei dem einen oder anderen so. Der Spitzname macht den ehemaligen Pädagogen noch immer sichtlich stolz. Denn er zeigt auch die ihm und seinen Kollegen entgegengebrachte Anerkennung für ihr Engagement in der Gemeinde. Weich: „Damals wurde in der Ortschaft viel bewegt und überall begeistert angepackt. Das war auch für uns Lehrer selbstverständlich.“
Tolles Gefühl
Zurückblickend auf seine „erste Zeit“ in Königheim, stellt Roland Weich fest: „Man wurde aufgenommen. Ich habe gespürt, ich werde gebraucht. Das war ein tolles Gefühl.“
Entsprechend sei es ihm, aber auch seiner mittlerweile gestorbenen Frau und seinem Sohn, 1981 schwer gefallen, aus familiären Gründen nach Eberbach am Neckar zu ziehen. In den nächsten 24 Jahren, in denen er an der Erftalschule in Dallau unterrichtete, blieb „mein Herz immer in Königheim“. Sogar den Weihnachtsbaum holte sich die Familie weiter aus der Brehmbachtalgemeinde. Bei Besuchen fühlte man sich stets willkommen. Wenn es gewünscht wurde, hat Weich auch für den ein oder anderen Königheimer „immer gerne“ kleine künstlerische Arbeiten übernommen.
Angesichts seiner schönen Erlebnisse und Erinnerungen gepaart mit dem Wunsch nach mehr Raum für sich und zum Malen ist es nicht verwunderlich, dass Weich seinen zweiten Umzug nach Königheim als „goldrichtige Entscheidung“ sieht. „Angestiftet“ hat ihn dazu sein Sohn Thomas, der ebenso wie sein Vater vom „Königheim-Virus“ infiziert ist. Als dieser vorschlug, das alte Haus „Zum güldenen Löwen“ in der Ortsmitte zu kaufen und gemeinsam zu sanieren, war Roland Weich mit von der Partie.
Im September 2018 ist er in den „Güldenen Löwen“ eingezogen. Das „war ein herrliches Gefühl, als ich wieder den Brehmbach und den Kirchturm gesehen habe. Alles war so vertraut“, beschreibt er sein damaliges Gefühl. Gleichzeitig sei ihm aber bewusst gewesen, dass er nicht einfach dort weitermachen könne, wo er bei seinem Wegzug aufgehört habe: „Ich musste mir Königheim wieder neu erobern.“
So hat Weich schon wieder „den ein oder anderen grafischen Entwurf für Königheimer“ geschaffen und Bilder mit religiösen Motiven gemalt, die er bei einer Ausstellung gemeinsam mit dem Heimatverein Brehmbachtal präsentieren will. Eifrig arbeitet er zudem an einer Sammlung „über „Königheimer Originale“ und bemerkenswerte Ereignisse in der Ortschaft. Verschmitzt gibt Roland Weich zu: Beim größten Teil der Geschichten war ich dabei.“
Interessanter Lesestoff ist das sicherlich auch für seine Lebensgefährtin Maria Renger. Die wohnt zwar noch in Eberstadt. Doch wie sie strahlend zugibt, hat sie schon längst ihr „Herz an Königheim verloren“.
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