Großrinderfeld. Die Oberschützenmeisterin Birgit Hauck ist ein Kind ihrer Gemeinde und weiß durch viele Anekdoten die Besonderheiten von Großrinderfeld herauszustellen. Dabei liegt ihr die Schützengesellschaft natürlich besonders am Herzen.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte man sich letztmals persönlich getroffen. „Danach habe ich den Kühlschrank ausgemacht. Mal sehen, was an Getränken noch vorhanden ist“. Sie will in den kommenden Tagen mal wieder auf der Schießanlage unter der Turn-und Festhalle vorbeischauen. Die letztjährige Jahreshauptversammlung konnte man glücklicherweise noch in Präsenz abhalten. Dabei wurden sie und ihre Mannschaft einstimmig wiedergewählt. Wann in diesem Jahr eine Versammlung stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Man könne sich ruhig Zeit lassen, denn „es gibt ja keine Wahlen“.
Nur zu gerne würde sie allerdings die 103 Schützenschwestern und Schützenbrüder wiedersehen. Vor allem um die Jugend tut es Birgit Hauck leid. Die Nachwuchsarbeit bleibt durch die Corona-Pandemie auf der Strecke.
Und trotzdem gibt Hauck die Hoffnung nicht auf, dass viele Kinder und Jugendliche nach dem Lockdown zurückkommen und wieder aktiv am Schützensport teilnehmen. Bei den Erwachsenen gebe es derzeit noch keine Tendenzen zum Austritt aus dem Verein, freut sich die Oberschützenmeisterin.
Man unternimmt neben dem Sport auch recht viel, um die Mitglieder bei Laune zu halten. Gemeinsame Ausflüge, Grillabende und ähnliches gehören für die Großrinderfelder Schützen zum Alltag. Und die tatkräftige Unterstützung bei Festen. „Beim Bauernmarkt sind wir immer vertreten“. Und auch bei den Prozessionen und Umzügen im Ort sind die Schützen mit ihrer Chefin immer dabei.
Seit 2014 ist Birgit Hauck die Chefin aller Großrinderfelder Schützen. Doch eigentlich engagiert sie sich schon ein Leben lang im Verein. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den Vorsitz einmal übernehme. Vorstand, das waren für mich immer nur ältere Männer“. Doch die Mitgliederversammlung wollte es anders und so wird der Großrinderfelder Schützenverein von einer Frau geführt.
Begeistert vom Schießsport
Birgit Hauck trat damit in die Fußstapfen ihres Vaters, der dem Verein auch viele Jahre vorstand. Er war Gründungsmitglied und selbst aktiver Schütze, berichtet sie voller Stolz. Als Kind war Birgit Hauck schon immer mit im Schützenheim und war so infiziert vom Schießsport. Dass der etwas in Verruf geraten ist, bedauert die Oberschützenmeisterin. Im Verein wird nur mit Luftgewehr oder Luftpistole geschossen. Das sei etwas total anderes, als mit scharfer Munition „herumzuballern“.
Hauck war auch die Erste, die eine Mädchenmannschaft im Verein etablierte. Das sei in der sechsten Klasse gewesen, erinnert sie sich. „In Lauda gab es schon eine gemischte Mannschaft und die war unser Vorbild“. Damals hatte sie mehrere Großrinderfelder Mitschülerinnen angesprochen, ob man nicht gemeinsam zum Schützenverein gehen will. Sie überzeugte schon damals und so wuchs eine schlagkräftige Truppe heran, die sich allerdings wieder auflöste, als Jungs wichtiger wurden als der Sport. „Nur ich bin von damals noch übrig geblieben“.
Dabei ist Birgit Hauck nicht nur bei den Schützen aktiv. Auch in der DLRG engagiert sie sich und ist Mitglied im Heimat- und Kulturverein und beim TuS Großrinderfeld. Eine echte Vereinsfrau eben. Gerne wäre sie in ihrer Jugend auch zur Freiwilligen Feuerwehr gegangen, aber das ging damals noch nicht. Und jetzt hat sie ein Alter erreicht, wo es keinen Sinn mehr macht anzufangen. „Heute sind Mädchen vollkommen normal dabei“. Und dann erzählt sie im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten, dass sie bereits mit 16 Jahren einen Führerschein hatte. Zum einen konnte sie damit den Bulldog auf dem Feld der Eltern fahren, zum anderen mit dem Mokick auch weitere Ausflüge unternehmen. Sie war damals die Einzige in der Klasse, die so jung schon einen Führerschein hatte. Die Liebe zu allem Technischen war schon damals hoch entwickelt.
Neben ihrem Engagement bei den Großrinderfelder Schützen leitet sie auch die Garten AG in der Grundschule. Denn „Garteln“ ist ihr zweites Hobby. „Ich bin gerne im Garten und in der freien Natur“. Die Idee sich zu engagieren hatte sie durch ihren Arbeitsplatz im Lagerhaus in Hochhausen.
Da kamen mehrere Erzieherinnen auf sie zu und fragten nach Saatgut, weil es immer weniger Kinder im heimischen Garten gewohnt waren, Obst und Gemüse anzubauen. Das war im Jahr 2012 und seitdem bringt sie Kindern die Liebe zum Garten und Selbstanbau bei. Doch auch diese Aktivität muss wegen Corona leiden. Hauck kümmert sich nebenher noch um die Beete, damit diese nicht von Unkraut zerstört werden.
Doch der Corona gewinnt sie auch eine positive Seite ab. Seit der Pandemie sei sie mit ihrer Familie viel mehr in der Umgebung unterwegs. Immer wieder läuft oder fährt sie mit dem Rad zu ihren Lieblingsorten.
Der „Beilberg“ fällt ihr als erstes ein, als sie nach ihrem Lieblingsort gefragt wird, aber auch die kleinen Biotope und Tümpel rund um Großrinderfeld. Es ist eben die Natur, die es ihr angetan hat. Seit kurzem fährt die Familie auch gerne ins Naturschutzgebiet „Brachenleite“. Das gehöre zwar offiziell zu Tauberbischofsheim, biete aber sehr viel.
„Durch Corona haben die Menschen zurück in die Natur gefunden“, findet Birgit Hauck. Und es werden wieder mehr Hühner gehalten, ist ihr aufgefallen. Sie selbst hat im Garten einen kleinen Stall.
„Ich bin für Hühner“, denn die Haltung sei sehr nachhaltig. Seitdem die Familie eigene Hühner hat, wird fast kein Biomüll mehr entsorgt. Die Tiere fressen fast alles auf und legen dann noch Eier. Ein guter Kreislauf, findet Birgit Hauck. Obwohl der Fuchs schon mehrmals Gast im Hühnerstall war, gibt sie die Hühnerhaltung nicht auf. Im Sommer wird das Gehege einfach erweitert, damit die Tiere im Garten mehr Auslauf haben.
Doch am meisten freut sich Birgit Hauck, wenn sie demnächst wieder mit ihren Schützenbrüdern und Schützenschwestern im Vereinsheim trainieren kann und auch wieder Wettkämpfe stattfinden. Dann muss die Natur wieder etwas zurückstehen, aber nur ein klein wenig. Birgit Hauck: „Bei uns ist es einfach zu schön.“
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