75 Jahre FN

Wie die Zeitung daheim auf dem Frühstückstisch landet

Andrea Endrich trägt seit über 25 Jahren die Fränkischen Nachrichten aus. Sie ist eine derjenigen, die jeden Morgen dafür sorgen, dass die Zeitung auf dem Frühstückstisch liegen kann.

Von 
Heike Barowski
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Andrea Endrich trägt seit über 25 Jahren die Fränkischen Nachrichten in Schweinberg aus. © Heike Barowski

Ein paar dicke Kilogramm sind es schon, die Andrea Endrich an sechs Tagen in der Woche hinter sich herzieht. Ob es schneit oder stürmt, die 55-Jährige ist bei Wind und Wetter unterwegs und trägt die Fränkischen Nachrichten aus. „Wenn die ,Wochenpost’ dabei ist, wird es noch mal schwerer“, sagt Endrich.

Die Schweinbergerin ist seit vielen Jahren Austrägerin im Unternehmen der Fränkischen Nachrichten. Ihre allererste Runde drehte die gebürtige Mannheimerin am 1. Dezember 1995, einem kalten Freitagmorgen. „Im vergangenen Dezember war ich 25 Jahre dabei“, sagt die Austrägerin. Der Stolz ist ihr dabei sichtlich anzumerken.

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„Nur in der Urlaubszeit oder als ich mal krank war, musste ich vertreten werden“, erzählt sie. Ihre Vertretung wird dann in der Zentrale in Tauberbischofsheim organisiert. „Da haben mal welche nicht gut ausgetragen, da hat es natürlich Anrufe gegeben“, erinnert sie sich. Die Schweinberger wissen eben sehr genau, dass man sich auf „die Andrea“ verlassen kann.

Die gute Seele

„Andrea Endrich ist in all den Jahren, die sie für uns arbeitet, wirklich immer sehr zuverlässig“, sagt Petra Dörr. Sie hat im Vertrieb die Gebietsleitung für den Großraum Buchen inne und immer wieder mit Andrea Endrich zu tun. Die Schweinberger Austrägerin bezeichnet sie als „eine Seele von Mensch“.

Dabei hat es das Schicksal mit Andrea Endrich nicht immer gut gemeint. Als sie gerade einmal vier Wochen alt war, stirbt ihr Vater, ein Maschinenbauschlosser, wegen eines Stromunfalls. Die Mutter lernt einen neuen Mann kennen und zieht mit der Tochter nach Schweinberg. Da war Andrea sechs Jahre alt. Mit 14 Jahren verliert sie auch ihre Mutter, bleibt aber in Schweinberg. Für kurze Zeit arbeitet sie in Königheim bei einem Unternehmen, das Uhrenarmbänder herstellt. Irgendwann wird sie arbeitslos. Weil sie das nicht bleiben will, schaut sie sich nach einer neuen Stelle um. Jemand empfiehlt ihr, doch mal bei der Zeitung nachzufragen. Das war 1995.

Ihre Runde liegt sozusagen direkt vor ihrer Haustür. Endrichs Gebiet umfasst mehrere Straßen und „kleine Sträßle“, wie beispielsweise den Hubacher Weg, die Höhenstraße, den Stutz oder die Lindenstraße. Über 60 Haushalte können dank ihrer Arbeit die Zeitung spätestens um halb sieben aus dem Briefkasten holen und zum Frühstück lesen.

Damit das klappt, steht Andrea Endrich jeden Morgen um 3.15 Uhr auf. Schnell macht sie sich ein wenig frisch und schlüpft in bequeme Kleidung. Vor allem eingetragene Schuhe sind wichtig für den Fußmarsch. Vor ihrer Haustür steht eine große Metallbox. Gegen 2 Uhr wurden hier die von ihr auszutragenden Zeitungen und die Post schon angeliefert. Den Zeitungswagen bepacken, die Post sortieren und verstauen, Sicherheitsweste anlegen – und schon geht es los. Ohne einen Schluck Kaffee begibt sich Andrea Endrich ab 3.45 Uhr auf ihre Runde durch Schweinberg. Mit dabei hat sie immer eine Flasche Wasser, eine Taschenlampe und ein Messer, um die Zeitungspakete unterwegs aufschneiden zu können.

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Nach den Hausnummern, Namen und Adressen braucht sie natürlich nicht mehr gucken. „Nach fast 26 Jahren weiß man das doch“, winkt sie lachend ab. Überhaupt kann sie inzwischen einige Geschichten erzählen, die ihr in den vergangenen Jahren so passiert sind. Lange nachdenken muss sie nicht: So erinnert sie sich sofort daran, wie sie vor einigen Jahren im Februar Zeitung austrug, und ihr die letzten Besucher der Prunksitzung angeheitert entgegenkamen. Füchse, Frösche und auch mal ein Hase, immer wieder trifft sie auf die Tiere. „Irgendwann stand sogar mal ein Reh vor mir in der Höhenstraße“, erinnert sie sich.

Menschen dagegen begegnen ihr auf ihrer Tour so gut wie gar nicht. „Samstags treffe ich manchmal fast am Ende meiner Runde eine Frau, die beizeiten Brötchen holt. Da wird dann schon mal ein kurzes Schwätzchen gemacht, gefragt wie es geht und so. Aber sonst sehe ich wirklich niemanden“, sagt Andrea Endrich. Und eigentlich sei das auch gut so, fügt sie an. Denn so ist sie von ihrer Runde spätestens um 5.30 Uhr wieder zurück. Nur wenn die Schweinberger sehr viel Post über die Fränkische Presse erhalten, kann es auch mal etwas später werden.

Rangelei um die Zeitung

Während in anderen Haushalten die Lichter angehen, knipst Andrea Endrich ihre Nachttischlampe aus und holt den fehlenden Schlaf nach. Aber spätestens um 8.30 Uhr steht sie wieder in ihrer Küche und kocht für sich und Familienangehörige eine große Kanne Kaffee. Samstags sitzt sie meist mit ihrer Schwester am Frühstückstisch. „Dann geht die Rangelei um die Zeitung los, wer was zuerst lesen darf.“ Andrea Endrich muss schmunzeln, während sie die Situation beschreibt. Den Wetterbericht, Nachrichten aus aller Welt und ganz wichtig, der Hardheimer Lokalteil – alles wird sehr genau studiert. „Nur Sportberichte, die mag ich nicht so“, räumt sie ein. Vergessen ist beim Lesen der Zeitung und der dampfenden Tasse Kaffee schnell die nächtliche Arbeit.

„Ganz ehrlich? Am Anfang hatte ich wirklich zu kämpfen mit der Uhrzeit“, gibt Endrich unumwunden zu. Inzwischen habe sie sich allerdings so an das frühe Aufstehen gewöhnt, dass sie selbst in der dunklen Jahreszeit und an Sonntagen keinen Wecker braucht. Kurz nach 3 Uhr ist sie wach.

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Der Winter ist übrigens auch die Jahreszeit, zu der sie nicht ganz so gern austrägt. Das liegt aber nicht an der Kälte. „Da ziehe ich einfach meine dicke Jacke an“, sagt sie. Eher sind es die überfrorenen, glatten Straßen und Treppen hinauf zu den Haustüren, die ihr Sorge bereiten. Denn die sind um diese Stunde oft noch nicht geräumt. Aber für solche Fälle stellt der Pressevertrieb Spikes zur Verfügung, die zur Sicherheitsausrüstung gehören. Die Morgenstunden im Frühling und Sommer haben deutlich mehr zu bieten. Wenn die Sonne aufgeht und einen schönen Tag ankündigt, die Vögel ihr Frühkonzert anstimmen und der Tau noch auf dem Gras glitzert – dann macht Andrea Endrich das Austragen richtig viel Spaß.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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