Der Trend geht immer mehr hin zur digitalen Zeitung – besonders bei den jüngeren Lesern. Aber es gibt ihn noch immer: Den klassischen Print-Leser, der morgens am Frühstückstisch bei einer Tasse Kaffee durch die Zeitung blättert und sich informiert, was in Politik, Wirtschaft, Sport und vor allem in der Region so passiert ist.
Doch wie kommt die Tageszeitung eigentlich vom PC des Redakteurs auf den Frühstückstisch des Lesers? Das Geheimnis beherbergt eine große Halle auf dem Gelände des „Mannheimer Morgen“ – die Druckerei der Dr. Haas-Mediengruppe, der die FN angehören. Dort werden seit rund 70 Jahren die knapp 30 000 Exemplare der Fränkischen Nachrichten gedruckt, die in den vier Lokalausgaben Tauberbischofsheim, Wertheim, Bad-Mergentheim und Buchen/Walldürn erscheinen.
Wenn die Redakteure sich so langsam in den verdienten Feierabend verabschieden, fängt für Druckereileiter Guido Moch und sein rund 50-köpfiges Team, die sich abwechseln, der Tag erst so richtig an. Sobald alle FN-Seiten für den nächsten Tag fertig sind, gibt der Schlussredakteur durch einen Anruf in Mannheim das „Go“ – und der Andruck beginnt. Für die Tauberbischofsheimer Ausgabe müssen die Seiten beispielsweise gegen 21.20 Uhr abgegeben werden.
Die Zeiten müssen eingehalten werden, um am Ende keine Verzögerung bei der Auslieferung zu haben. Schließlich soll die Zeitung bis spätestens 6.30 Uhr im Briefkasten des Lesers sein. Nach dem Andruck werden die Druckplatten erzeugt, ehe diese in die Druckmaschine eingelegt werden.
Druck im Offset-Verfahren
Vieles passiert mittlerweile automatisch, dennoch ist noch viel Feingefühl von den diensthabenden Druckern gefordert: Zu Beginn des Vorgangs landen noch viele Zeitungen im Müll, denn oftmals muss an den Nuancen der Farben noch eine Feinjustierung vorgenommen werden. Schließlich soll das Blau auf dem Bild auch wirklich blau sein und keine Streifen haben oder unscharf sein. Mittlerweile werde die Zeitung per Offset-Verfahren gedruckt, lässt Guido Moch wissen. Dieses indirekte Druckverfahren basiere auf dem Prinzip der Abstoßung von Fett und Wasser.
Sobald dann aber die richtigen Farben eingestellt sind, und die Maschine „heiß gelaufen“ ist, geht der Druck der FN-Ausgaben ruckzuck. „In etwa einer Stunde sind alle vier Ausgaben fertig gedruckt“, sagt Moch.
Der Druck der Wertheimer Ausgabe brauche beispielsweise gerade einmal etwa fünf Minuten.
Die druckfrischen Zeitungen werden „fliegend“ an sogenannten Klammerketten in die Versandabteilung transportiert.
Dort werden die Tageszeitungen mit Prospekten und Beilagen bestückt, ehe sie gezählt, verpackt und in die Autos geladen werden.
Wenn man den Weg in die riesige Versandabteilung zu Fuß geht, kommt man noch im Rollenkeller vorbei. Dort werden die Papierrollen für den jeweiligen Tag gelagert, und der Rollenwechsel findet dort statt.
Dieser funktioniert im Übrigen als „fliegender Wechsel“ – also während des Druckvorgangs wird die neue Rolle auf die gleiche Drehgeschwindigkeit wie die alte Rolle gebracht und an der alten Papierbahn festgeklebt. „Auf einer Rolle sind rund 22 Kilometer Papier“, sagt Guido Moch.
Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr der Strecke von Hardheim nach Wertheim.
Auch Nachmittags
Übrigens: In der Druckerei werden nicht nur an sechs Tagen in der Woche die Zeitungen des Mannheimer Morgens, der Fränkischen Nachrichten und der anderen Tochterunternehmen gedruckt, sondern auch Beilagen wie diese Jubiläumsbeilage, die FN-Fußballbeilage „Volltreffer“ oder die Wochenzeitung „Fränkische Wochenpost“. Das passiert dann allerdings nicht in der Nacht, wenn Hochbetrieb herrscht, sondern am Nachmittag. In der Versandabteilung werden diese dann zwischengelagert, um nachts zum Teil den Zeitungen beigelegt zu werden. Es ist kurz vor 0 Uhr, wenn die letzten Transporter der Fränkischen Nachrichten in der Mannheimer Dudenstraße vom Hof rollen und die Zeitungen nach Tauberbischofsheim bringen, wo sie zum Weitertransport zu den Zustellern umgeladen werden. Doch auch danach haben die Mitarbeiter der Druckerei noch lange nicht Feierabend: Der Mannheimer Morgen und seine anderen Tochterzeitungen müssen schließlich auch noch gedruckt und versandt werden, um pünktlich auf dem Frühstückstisch des Lesers zu landen. . .
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