Wittighausen. „75 Jahre – FN on Tour“. Zum besonderen Jubiläum der Fränkischen Nachrichten unternehmen wir auch eine besondere Reise durch unser Verbreitungsgebiet. Von Grünsfeld geht es in dieser Woche nach Wittighausen.
„Wir sind Wittighausen“, lautet der Titel eines eigens komponierten Songs, mit dem eine lokale Projektband 2019 drei Sonderpreise beim Deutschen Rock & Pop Preis gewann. Zum einen spiegelt der Liedtitel symbolisch Selbstbewusstsein, Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt sowie Zugehörigkeitsgefühl, Lebensqualität und den Stolz der Einwohner Wittighausens wider. Zum zweiten beschreibt der Inhalt, dass Wittighausen trotz nur knapp 1700 Einwohnern eine beachtliche Infrastruktur vorzuweisen hat.
Denn es gibt vor Ort nahezu alles für den täglichen Bedarf wie etwa Lebensmittelgeschäfte, Bäckerei, Metzgerei, Gaststätten und Ferienwohnungen, Tankstellen, Bankfilialen, Kfz-Werkstätten, eine Grundschule und eine Kindertagesstätte inklusive Kinderkrippe sowie Hausarzt, Zahnarzt und Physiotherapeut. Hinzu kommen zwei Bahnhaltepunkte auf Gemeindegebiet mit Anbindungen nach Würzburg und in Richtung Stuttgart sowie die Nähe zur A 81.
Prägende Kulturgüter sind jede Menge regionaltypische Bildstöcke, von denen 49 Exemplare im Jahr 2013 in der Reihe „Wittighäuser Hefte“ vorgestellt wurden, sowie zahlreiche Kapellen und Kirchen. Die wohl weithin bekannteste Kirche und Sehenswürdigkeit ist die romanische Oktogonkapelle St. Sigismund im Ortsteil Oberwittighausen. Viele Mythen und Legenden sind über diese Wallfahrtsstätte mit ihrem achteckigen Grundriss in Umlauf gebracht worden. Außerdem versuchten sich insbesondere seit Beginn des 19. Jahrhunderts viele Zeitgenossen mit der Erhellung der Baugeschichte der Kapelle als auch mit der Deutung der geheimnisvollen Plastiken und Reliefs des romanischen Portals.
„Bei meinen umfangreichen Recherchen musste ich feststellen, dass vieles, was über diese Kapelle geschrieben wurde, nicht haltbar blieb“, resümierte Karl Endres in einem Vorwort zu seinem Buch „Die Sigismundkapelle bei Oberwittighausen“, das der Autor und Heimatforscher aus Poppenhausen im vergangenen Jahr vorstellte.
Ebenfalls sehenswert sind die nach Plänen von Balthasar Neumann erbaute Barockkirche „Allerheiligen“ in Unterwittighausen inklusive Prunkaltar und Kanzel des Würzburger Hofbildhauers Johann Peter Wagner, sowie die Barockkirche St. Regiswindis in Vilchband. Weitere sakrale Baudenkmale oder Kleinode sind die Ägidiuskirche in Oberwittighausen, die Martinskirche in Poppenhausen, die Dorfmühlenkapelle und Neumühlenkapelle in Unterwittighausen sowie die Waldkapelle in der Nähe der Kleinsiedlung Hof Lilach. Die 1864 direkt in dem Weiler erbaute Hofkapelle besaß bis 1926 eine Pietà von Tilman Riemenschneider. Heute befindet sich in der Kapelle eine Kopie dieser Plastik.
Ein Großteil der Stätten liegt an den drei 2014 neu ausgewiesenen Kapellen- und Bildstock- Rundwanderwegen. Für die Restaurierung vieler Bildstöcke sorgen vor allem der ehemalige Bürgermeister Bernhard Henneberger und der frühere Allgemeinarzt Dr. Reiner Saltin.
Auch sonst werden Kultur- und Vereinsleben in allen vier Ortsteilen großgeschrieben. Dazu zählen neben einer Vielzahl an Vereinen sowohl die Wittighäuser Musikanten, die 2013/2014 aus dem vormaligen Musikverein Oberwittighausen sowie den ehemaligen Musikkapellen Unterwittighausen und Poppenhausen hervorgingen, als auch die Musikkapelle Vilchband. Für musikalischen Nachwuchs sorgen die Ensembles der Bläserjugend Wittighausen. Regelmäßige Theateraufführungen vor Ort präsentieren die „Wittigäuser Dielegnatzer“ und die Laiengruppe der KLJB Vilchband.
Seit 2007 umfasst das Europäische Vogelschutzgebiet „Wiesenweihe Taubergrund“ Teile der Wittighäuser Gemarkung. Besonders wertvolle Biotopflächen sind unter anderem das Naturdenkmal „Ried“ am Insinger Bach und die Halbtrockenrasen am Mühlberg auf Gemarkung Unterwittighausen. Im „Ried“ wurden als angrenzende vormalige Ackerflächen durch die Gemeinde Wittighausen hinzugekauft und mit einigen Tümpeln versehen. Eine 2016 errichtete, großdimensionierte „Aussichtsbank“ bietet eine günstige Gelegenheit, insbesondere die örtliche Tierwelt zu beobachten. Zusätzlich wurde ebenfalls 2016 am Insinger Bach eine „ökologische“ Flurneuordnung begonnen mit dem Ziel, landwirtschaftlich nur schwer nutzbare Areale wieder der Gewässerdynamik zu überlassen.
„Wer Ruhe und ländliche Idylle, aber zugleich auch die Nähe zum pulsierenden Leben einer Universitätsstadt sucht, ist in Wittighausen genau richtig. Bezahlbarer Wohnraum, eine hervorragende Infrastruktur mit ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangeboten sowie unter anderem mit Einkaufsmöglichkeiten, Banken, Gaststätten, ärztlicher Versorgung und einem lebendigen Vereinsleben trifft hier auf die Nähe zu Würzburg“, unterstreicht Bürgermeister Marcus Wessels gegenüber den FN.
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Die Gemeinde Wittighausen mit ihren vier Ortsteilen liegt im nordöstlichen Teil des Main-Tauber-Kreises und grenzt an den Landkreis Würzburg (Bayern). Zugleich befindet sich Wittighausen zentral im Städteviereck zwischen Würzburg, Ochsenfurt, Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim.
Mit lediglich circa 50 Einwohnern pro Quadratkilometer hat Wittighausen im Main-Tauber-Kreis nach Ahorn, Creglingen und Niederstetten die geringste Bevölkerungsdichte.
In Wittighausen bieten klein- und mittelständische Unternehmen wie die Firma Klotz in Vilchband derzeit rund 220 Arbeitsplätze. Weitere sind vor allem in den beiden geplanten Gewerbegebieten „Unterwittighausen West“ und „Wachtelland“ vorgesehen.
Der erste Schritt zur Neubildung der heutigen Gemeinde Wittighausen wurde 1971 im Zuge der Verwaltungsreform von den beiden damals selbstständigen Gemeinden Ober- und Unterwittighausen gemacht. 1972 erfolgte die Eingemeindung Poppenhausens; noch im selben Jahr schloss sich Vilchband an.
Die Gemeinde Wittighausen bildet mit der Stadt Grünsfeld eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Die Schule in Unterwittighausen ist ein Teilstandort der Grundschule Grünsfeld-Wittighausen..
Wittighausen und speziell der Ortsteil Poppenhausen pflegen seit über vier Jahrzehnten freundschaftliche Verbindungen mit den Gemeinden Poppenhausen im Landkreis Fulda (Hessen) und Landkreis Schweinfurt (Unterfranken) sowie mit einem gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Hellingen im Landkreis Hildburghausen (Thüringen). pdw
Nur etwa 20 Minuten fahre der Zug stündlich in die Residenzstadt, „obwohl man hier gar nicht weg möchte. Egal in welchem der vier Ortsteile man lebt, mit wenigen Schritten steht man inmitten der Natur. Und wer sich etwas mehr bewegen möchte, der kann die sehr gut ausgebauten Fahrradwege in Richtung Würzburg, Tauberbischofsheim oder Lauda nutzen. Genau diese lebendige Vielfalt hat mich und meine Familie vor elf Jahren hierher gelockt und ich bin froh, hier als Bürgermeister wirken zu dürfen“, betont Wessels.
Wittighausen auf einen Blick
Bürgermeister: Marcus Wessels
Einwohner: rund 1700
Postleitzahl: 97957
Vorwahl: 09347
Kfz-Kennzeichen: TBB, MGH
Fläche: 32,36 km2
Höhe: 227 bis 364 m ü. NN
Siedlungsfläche: 259 Hektar
Landwirtschaftsfläche: 2309 Hektar
Waldfläche: 614 Hektar
Gemeindegliederung: Vier Gemeindeteile (Unterwittighausen, Vilchband, Oberwittighausen, Poppenhausen)
Homepage: www.wittighausen.de
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