Bad Mergentheim/Igersheim. Sport und gesunde Ernährung rücken regelmäßig zum Frühlingsbeginn verstärkt in den Fokus, doch nicht nur um seinen Körper sollte man sich kümmern, raten Experten, sondern auch um den Geist und die Seele. Im Stadtkloster Bad Mergentheim erfährt man, wie wertvoll kleine Auszeiten sein können und im Yoga-Studio von Eva-Maria Hellinger in Igersheim, wie der „innere Frühjahrsputz“ neue Kraft und Stärke wecken kann.
Dunkelheit und Schwere
„Jetzt ist die Gelegenheit, sich von der Dunkelheit und Schwere des Winters zu befreien, langsam mehr Energie nach außen zu lenken und zu erkunden, was in dir lebendig werden und gedeihen kann“, lächelt Eva-Maria Hellinger. Die 45-Jährige ist glücklich und zufrieden: Sie setzt voll auf die Kraft der Natur, der Sonne, die richtigen Körperübungen, die Atmung, die Meditation und den Rückzug der Sinne – und sie trifft damit einen Nerv bei einem immer größeren Kundenkreis. Aus bis zu 40 Kilometern in der Umgebung wird ihr seit 2020 bestehendes Yoga-Studio im Neuseser Tal inzwischen angesteuert, um mit Hilfe von Yoga und anderen Angeboten wieder ins Gleichgewicht zu kommen, den Geist zur Ruhe und mehr Achtsamkeit ins eigene Leben zu bringen.
Entschleunigung gesucht
Achtsamkeit spielt ebenso bei Schwester Birgit eine große Rolle. Sie ist seit knapp drei Jahren die Leiterin des Geistlichen Zentrums im Stadtkloster Bad Mergentheim (ehemaliges Kapuzinerkloster). Auch sie bestätigt, dass der Bedarf nach Entschleunigung unter den Menschen wächst. Und dafür mache man entsprechende Angebote.
„Die Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung: Wie lebe ich? Wo will ich eigentlich hin? Diese und andere Fragen werden aktuell wieder häufig gestellt“, berichtet Schwester Birgit und kommt auf die Auszeiten zu sprechen, die das Kloster anbietet: „Einzelpersonen können hier Auszeittage buchen und einen oder gar mehrere Tage in Stille und ganz im Sinne des Rückzuges verbringen.“ Eine Gesprächsbegleitung gehört zum Angebot, Essen und Übernachtung selbstverständlich auch.
„Oder es gibt die Exerzitien: Sie können ebenso helfen, das Leben zu ordnen, sich neu auszurichten und die Beziehung zu Gott zu vertiefen. Man begibt sich in das Klosterleben, nimmt an Gottesdiensten und Gebeten teil, schweigt, meditiert, sucht das Gespräch, kocht und isst miteinander“, beschreibt es Schwester Birgit. Kurzum: Man lebt für einige Tage mit den Schwestern im Kloster.
Aus der Schweiz, aus Frankreich, aus München, Ulm, aber auch aus der Region um Bad Mergentheim kommen mittlerweile die Gäste des Stadtklosters, die raus aus ihrem Alltag, raus aus dem Hamsterrad und in sich hineinhören wollen. Dabei sind die Zeit für sich selbst und die Stille zentrale Faktoren. Technische Geräte werden beiseite gelegt.
Außen still, innen laut
„Doch eins muss jedem klar sein: Wenn ich in die Stille gehe, dann wird’s in mir laut, dann regt sich was, dann kommt etwas zum Vorschein, was im Alltag keinen Raum erhält“, weiß Schwester Birgit und betont, wie wichtig einordnende Gespräche sind. „Es brechen sich Emotionen Bahn, es fließen Tränen. Das Ganze hat eine befreiende Wirkung. Man macht sich bewusst, dass da ein Thema ist, das bearbeitet werden muss.“ Und sie fügt noch an: „Ganz bei sich zu sein, zu entdecken, wer ich selber bin – dafür bieten wir den Ort. Und man kann zusätzlich Gott erfahren, der in die Weite, in die Freiheit führt und bedingungslos liebt.“
Etwas Befreiendes stecke übrigens auch im Kurs „Kreatives, biografisches Schreiben“, den die Franziskanerinnen des Stadtklosters anbieten. „Vom Herzen in den Arm, in die Hand, durch den Stift, aufs Papier fließen die Gedanken“, erzählt Schwester Birgit noch und spricht von neuen Sichtweisen auf das Leben, die hier möglich werden.
AOK, Stadtkloster und Yoga-Studio bieten viel in Sachen Achtsamkeit und Meditation
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Meditations- und Achtsamkeitsübungen wurde bereits in vielen wissenschaftlichen Studien belegt, teilt die AOK Heilbronn-Franken zum Thema mit. Insgesamt könnten regelmäßige Übungen im Bereich Meditation und Achtsamkeit dazu beitragen, die Stressreaktionen des Körpers zu vermindern, das Schmerzempfinden zu lindern, den Blutdruck zu senken, das Immunsystem zu stärken und die mentale Widerstandskraft und Flexibilität zu fördern.
Wann meditieren? „Damit sich die positive Wirkung Ihrer Meditationspraxis entfalten kann, benötigen Sie eine gewisse Routine. Sie sollten regelmäßig, möglichst täglich, meditieren“, rät die AOK Interessierten.
Von Yoga bis zur Atemtherapie: Es gibt zahlreiche Methoden, die helfen, zu entspannen und die psychischen sowie körperlichen Ressourcen zu stärken. Die AOK empfiehlt: „Probieren Sie aus, welche Entspannungstechniken Ihnen liegen.“ Die AOK bietet in Tauberbischofsheim unter anderem Kurse zu „Hatha-Yoga“ und „Entspannt von Kopf bis Fuß mit Progressiver Muskelentspannung“. Ab Juli können sich interessierte Personen wieder für die Kurse im Herbst anmelden. Weitere Informationen unter https://www.aok.de/pk/gesundheitskurse.
Das Stadtkloster Bad Mergentheim bietet 14-tägig mittwochs von 9.30 bis 11 Uhr Meditationen an. Die nächsten am 10. und 24. April. Eine „Kleine Auszeit für Frauen“ ist wieder abends am 7. Mai und 20. Juni vorgesehen. Weitere Angebote finden sich im Internet unter www.stadtkloster-mgh.de.
Das Studio „namasteva Yoga“ von Eva-Maria Hellinger ist unter www.eva-yoga.com erreichbar und bietet ein Yoga-Special „Vollmond Ritual“ am Montag, 25. März. Am Freitag, 5. April, gibt es unter dem Titel „Komm her, nimm Platz und bleibe!“ einen Vortrag mit Peter Michael Dieckmann über das Thema: „Was ist der Sinn unseres Lebens? Was ist unser Auftrag auf dieser Erde? Die Antworten auf diese beiden Fragen sind der Schlüssel für ein erfülltes Leben.“ Am 19. April steht eine „Inner Dance Trance Session“ an und am 20. April „Kundalini Yoga“ mit Dr. Rebecca Fuchs.
Sich aufladen
Sich der eigenen Kraft und Stärke bewusst zu werden und sich neu aufzuladen, dazu lädt ebenso Eva-Maria Hellinger ein, die nicht nur Yoga-Lehrerin für Erwachsene und Kinder ist, sondern zudem auch noch Nordic Walking Personal Coach und Breathwalk-Trainerin.
„Setze dich mit geschlossenen Augen in die Frühlingssonne und lasse dein Gesicht von den Strahlen wärmen“, rät sie allen, die für sich selbst – und auch mit der Yogamatte – Reinigung, Neuanfang, Wachstum und Blüte anpeilen. Tiefe Atemzüge, Handgesten, Dehnungen und weitere Körperübungen, dazu die Meditation und schließlich noch der Rückzug der Sinne bringen einem den geistigen Frieden und der Klarheit näher. Sie helfen zu entschleunigen, körperlich Kraft aufzutanken und das Gleichgewicht zu finden.
Eva-Maria Hellinger wirbt gerade im Frühjahr dafür, so wie die Natur aus dem Winterschlaf zu erwachen, wieder aktiver zu werden und bewusst in Wald und Flur hinauszugehen. „Es geht um die Öffnung für das Leben und die Anregung des inneren Feuers“, so die Expertin, die auch den „Breath Walk“ anbietet, also das Spazierengehen mit bewusstem Atemmuster und Yogaübungen.
Beim Yoga gehe es auch darum, sich selbst anzunehmen, Gelassenheit zu üben und trotz der Umstände im Außen bei sich bleiben. Schwierige oder stressige Situationen im Alltag ließen sich durch Fingergesten, Selbstberührung oder Atemübungen besser meistern, ist Hellinger überzeugt und reibt sich demonstrativ mit einer kleinen Geste durchs Gesicht.
„Es ist viel los in der Welt. Es gibt leider viele Konflikte, Stress im Beruf oder zu Hause – und auch die Kinder spüren viel Druck“, beschreibt sie die Themen ihrer Kunden und betont dann die Achtsamkeit, Wertschätzung und Selbstliebe im Alltag. Sie rät dazu, den morgendlichen Kaffee wieder bewusst zu genießen ohne parallel im Smartphone herumzuklicken, das Essen mit Liebe zuzubereiten oder eben das nette Gespräch wertzuschätzen. „Denn: Glück entsteht im Innern“, so Hellinger und Zufriedenheit sowie Achtsamkeit auch für die kleinen Dinge machten glücklich und den Kopf frei – das könne sie aus langjähriger Arbeit und Erfahrung sagen.
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