Odenwald-Tauber. Für die SPD kandidiert Anja Lotz, Bilanzbuchhalterin aus Weikersheim, Jahrgang 1966. Sie antwortet auf unsere Fragen wie folgt:
Anja Lotz
Anja Lotz ist SPD-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Odenwald-Tauber. Sie ist verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.
Sie arbeitet als Bilanzbuchhalterin in Weikersheim. Sie ist Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. 2020 wurde sie zur ehrenamtlichen Richterin am Verwaltungsgericht Stuttgart berufen.
Sie ist Mitglied im Förderverein Bad Mergentheimer Tafel und ehrenamtliche Helferin. Mit ihrem Mann unterstützt sie diverse ehrenamtliche Sport- und Schulprojekte. Ihr Motto: Miteinander – Füreinander.
Frau Lotz, was halten Sie von einer möglichen Erhöhung des Rentenalters?
Anja Lotz: Nichts! Zur Finanzierung der Renten sollen alle Erwerbstätigen, auch Beamte, Soloselbstständige, Unternehmerschaft in eine gesetzliche Rente einzahlen. Durch höhere Löhne und geringe Erwerbslosenzahlen wird die Einzahlung in das Sozialsystem gesteigert. Gute Kinderbetreuung, Schule und Aus-/Weiterbildung steigern die Chancen am Arbeitsmarkt und Verdienstmöglichkeiten. So wird mehr Geld für die Sozialkassen erwirtschaftet.
Wie stehen Sie zur Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns?
Lotz: Wer arbeitet hat das Recht auf eine würdige Entlohnung. Es darf nicht sein, dass jeder Cent zweimal umgedreht werden muss. In Armut trotz Vollbeschäftigung zu leben, ist in meinen Augen eine Schande für unser Deutschland. Wir, die SPD, werden in einem Zwischenschritt den Mindeststundenlohn auf 12 Euro anheben. Das ist noch immer zu wenig, um bei steigenden Kosten wie Miete und Energie auskömmlich leben zu können. Doch es würde zumindest den späteren Rentenbezug anheben. Ich persönlich bin für eine Anhebung des Mindestlohns auf wenigstens 15 Euro pro Arbeitsstunde.
Stichwort Corona: Soll es Einschränkungen speziell für Nichtgeimpfte geben? Wenn ja, welche?
Lotz: Es herrscht bei vielen Menschen eine große Verunsicherung und Sorge in Bezug auf die Impfung. Ich denke, da ist bei der Bürgerinformation manches nicht optimal gelaufen. Impfgegner profilieren sich mit fragwürdigen Aussagen und Studien. Ich selbst bin geimpft. Mit meiner Impfung will ich vor allem andere schützen. Für mich ist wichtig, dass unser Gesundheitssystem aufgrund von zu vielen schweren Krankheitsverläufen nicht kollabiert. Ich kann nur an die Solidarität aller appellieren, sich möglichst impfen zu lassen. Diejenigen, die große Angst vor der Impfung haben, sollten sich von ihren Ärzten beraten lassen. Einschränkungen speziell für Nichtgeimpfte würde ich nicht gut finden. Letztlich setzen sich Ungeimpfte einem großen Risiko aus, dass sie selbst abschätzen müssen.
Soll es künftig vorrangig zentrale, größere Kliniken geben? Oder sind Sie und Ihre Partei für die Beibehaltung dezentraler Strukturen?
Lotz: Besonders im ländlichen Raum verschlechtern wir mit der Zentralisierung die Gesundheitsvorsorge. Lange Anfahrtswege bei der Notfallversorgung riskiert Menschenleben. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig dezentrale Strukturen für die Versorgung sind. Anstatt Kliniken zu schließen müssen wir für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Häuser sorgen. Krankenhäuser in öffentlicher Hand können oftmals nicht rentabel arbeiten, da Investoren geführte Häuser die lukrativen Behandlungen und Operationen für sich beanspruchen. Deshalb müssen die Fallpauschalen dringend überarbeitet werden. Wir sollten in beste Digitalisierung investieren. Sie schafft neue Möglichkeiten der Patientenversorgung. So müssen Experten nicht zwingend in jeder Klinik anwesend sein, sondern können online zugeschaltet werden. Das spart Zeit und Geld!
Für den Weltklimarat ist es bereits fünf nach zwölf. Welche Maßnahmen zum Klimaschutz müssen bei uns im Wahlkreis umgesetzt werden?
Lotz: Kommunen sollen die Innenstädte beleben und sparsam mit Neubauflächen umgehen. Alt- und Kommunalgebäude müssen energetisch saniert werden. Unser Wald muss wieder als Naturraum und CO2-Speicher wahrgenommen werden. Naturgerechte und lukrative Waldbewirtschaftung funktioniert, siehe Lübecker Forst. Großprojekte für regenerative Energieerzeugung sind mit der Bürgerschaft umzusetzen. Dafür eigenen sich Bürgergenossenschaften. Den ÖPNV mit dem Schienennetz gilt es auszubauen. Die Biolandwirtschaft sollte stärker unterstützt werden. Der Ausbau regionaler Märkte würde nicht nur unsere Dörfer und Städte beleben, sondern böte neue Absatzstrukturen zu höheren Preisen, ohne lange Transportwege. Nur mit einer leistungsgerechten Entlohnung können unsere landwirtschaftlichen Betriebe neue Wege für den Umwelt- und Klimaschutz beschreiten.
Was tun Sie persönlich, um für weniger CO2-Ausstoß zu sorgen?
Lotz: Ich habe in eine PV-Anlage mit Speicher und einer Luft-Wärme-Pumpe investiert. Einen Energieexperten für die Gebäudeeffizienz hinzugezogen. Ein E-Auto folgt 2022. Ich versuche so viel wie möglich saisonal und regional einzukaufen. Ich konsumiere wesentlich weniger Fleisch als früher. Ich habe meinen Konsum eingeschränkt und achte auf Qualität sowie Langlebigkeit der Produkte. Ich meide Flugreisen. Mein Garten ist naturnah und hat viele Bäume sowie Sträucher, um CO2 zu binden. Ich achte auf eine bedarfsgerechte Nutzung von Geräten und Lichtquellen. Stromfresser-Geräte wurden abgeschafft, einen Wäschetrockner besitze ich nicht.
Wie stellen Sie sich den Umgang mit der pandemiebedingten Staatsverschuldung vor? Wo kann gespart werden?
Lotz: Die Coronahilfen sind notwendige Maßnahmen, um Arbeitsplätze und Unternehmen sicher durch die Krise zu bringen. Die Kosten aufgrund von Arbeitslosigkeit und Insolvenzen wären bei weitem höher ausgefallen. Die Wirtschaftskraft wurde erhalten. Gerade jetzt müssen wir unsere Solidarität mit dem Wiederaufbau der Starkregengebiete zeigen. Wir müssen den Klimaschutz sozial gerecht voranbringen. Das kostet sehr viel Geld. Die Frage ist nicht, wie wir unsere Schulden tilgen werden, sondern wie wir in Zukunft leben wollen. Für mich persönlich ist das eine Welt, die für alle Menschen und die Natur zukunftsfähig bleibt. Dadurch werden wir am meisten Einsparpotential haben.
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