Bundestagswahl am 26. September - Kandidat Robert Binder (Die Linke) stellt sich vor / Höheren Mindestlohn und niedrigere Altersgrenze gefordert

Binder fordert für die Linke: Abschlagsfreie Rente ab 65 für jeden

Was sind die Ziele der Parteien, was wollen die Bewerber? Um das zu klären, haben die Fränkischen Nachrichten den neun Direktkandidaten gleichlautende Fragen gestellt. Ihre Antworten veröffentlichen wir in loser Folge.

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Robert Binder aus Lauda-Königshofen hat bei der Linken seine politische Heimat gefunden. © Annika Nusko

Odenwald-Tauber. Für Die Linke kandidiert Robert Binder, Fachkraft für Lagerlogistik, aus Lauda-Königshofen, Jahrgang 1986. Er antwortet auf unsere Fragen wie folgt:

Herr Binder, was halten Sie von einer möglichen Erhöhung des Rentenalters?

Robert Binder: Wir wollen eine gesetzliche Rente, die den Lebensstandard wieder sichert und vor Armut schützt, also für ein sorgenfreies und selbstbestimmtes Leben reicht. Forderungen nach einer noch höheren Regelaltersgrenze sind unrealistisch und unverantwortlich. Vielmehr muss die Rente mit 67 Jahren zurückgenommen werden. Jede und jeder muss wieder spätestens ab 65 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen dürfen. Wenn Menschen 40 Jahre lang Beiträge gezahlt haben, sollen sie bereits ab 60 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Das ist finanzierbar und gut für die Menschen.

Wie stehen Sie zur Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns?

Binder: Ein Schritt in die richtige Richtung. Die Linke fordert jedoch einen Mindestlohn in Höhe von 13 Euro. Sämtliche Ausnahmen vom Mindestlohn müssen gestrichen werden. Mit mehr Kontrolle muss die Einhaltung des Mindestlohns durchgesetzt werden. Dazu brauchen wir die doppelte Anzahl von Kontrolleuren bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls. Es gibt Unternehmen, die sich an den Mindestlohn halten oder sogar mehr zahlen. Dagegen sollten die schwarzen Schafe durch ein offizielles Meldeportal öffentlich gemacht werden.

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Stichwort Corona: Soll es Einschränkungen speziell für Nichtgeimpfte geben? Wenn ja, welche?

Binder: Die Impfung hemmt die Verbreitung des Virus und ist damit ein solidarischer Akt gegenüber Mitmenschen, insbesondere denen, die nicht geimpft werden können. Letztere sind aber auch darauf angewiesen, dass Infektionen schnell erkannt werden und sich nicht ausbreiten können. Deshalb muss die kostenlose Testung fortgeführt werden. Einerseits gibt es keinen Grund, vollständig geimpften oder genesenen Personen ihre Rechte vorzuenthalten. Andererseits lässt sich Unsicherheit und Sorge bei der Impfung nicht mit Zwang ausräumen. Und die Impfbereitschaft ist auch eine soziale Frage. Deshalb brauchen wir jetzt noch mehr unkomplizierte Impfmöglichkeiten mit viel Aufklärung, ohne Anmeldung, kurze Wege und wenig Bürokratie. Auf keinen Fall dürfen wir eine Spaltung in eine Corona-Zwei-Klassen-Gesellschaft befördern, sie würde das politische Klima im Land nachhaltig beschädigen.

Soll es künftig vorrangig zentrale, größere Kliniken geben? Oder sind Sie und Ihre Partei für die Beibehaltung der dezentralen Strukturen?

Binder: Kein „Entweder – oder“, sondern ein „Sowohl als auch“. Die Finanzierung der Krankenhäuser muss sich wieder konsequent am medizinischen Bedarf der Patientinnen und Patienten, nicht an ökonomischen Zielen ausrichten. Es ist die Zeit für einen Systemwechsel in der Krankenhauspolitik. Deshalb fordern wir einen sofortigen Stopp aller Privatisierungen. Wenn die Gesundheit der Menschen und nicht der Profit wieder die Messlatte ist, dann lässt sich die Frage von guten zentralen Fachkliniken und gleichzeitig einer guten flächendeckenden dezentralen Versorgung anders klären.

Für den Weltklimarat ist es bereits fünf nach zwölf. Welche Maßnahmen zum Klimaschutz müssen bei uns im Wahlkreis umgesetzt werden?

Binder: Der öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut und kostenfrei werden. Das gilt vor allem für unseren ländlichen Wahlkreis, damit auch hier alle Menschen gut und gerne auf das Autofahren verzichten können. Außerdem brauchen wir einen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Dabei sollten regionale Kreisläufe gestärkt werden. Damit das gelingt, müssen ökologische und soziale Kriterien zum Prinzip der öffentlichen Förderung werden.

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Was tun Sie persönlich, um für weniger CO2-Ausstoß zu sorgen?

Binder: Ich erledige kleinere Besorgungen mit dem Fahrrad und bündele unvermeidbare Autofahrten. Jeder Weg ohne CO² Ausstoß ist ein guter Beitrag.

Außerdem habe ich meinen Fleischkonsum gedrosselt, denn die Massentierhaltung ist global betrachtet ein riesiger Emissionsverursacher. Außerdem esse ich möglichst regional und Bio. Das ist gut für unsere regionale Landwirtschaft und spart Transportwege. Bei meinem sonstigen Konsum verzichte ich – wenn möglich – gerne auf Plastik und greife lieber zu verpackungsfreien Produkten.

Wie stellen Sie sich den Umgang mit der pandemiebedingten Staatsverschuldung vor? Wo kann gespart werden?

Binder: Umsteuern. Wir brauchen wieder eine Vermögensteuer für die Reichen in diesem Land und damit eine soziale Steuerreform. Dem privaten Reichtum stehen eine verarmte öffentliche Infrastruktur und eine hohe Staatsverschuldung gegenüber. Gleichzeitig besitzen zehn Prozent der Bevölkerung zwei Drittel aller Vermögen. Da passt etwas nicht zusammen. Die Linke will ein gerechtes Steuersystem zur Finanzierung eines guten Gemeinwesens. Es ist genug Geld da – eine Vermögenssteuer sorgt für gerechte Umsteuerung.

Robert Binder

Robert Binder wurde 1986 als jüngstes von fünf Kindern geboren und wuchs im Taubertal auf, wo er auch lebt.

Nach einer Ausbildung und Tätigkeit als Einzelhandelskaufmann ist er seit fünf Jahren bei einem Unternehmen in der Logistik beschäftigt. Aktuell hat er eine Weiterbildung zum Logistikmeister erfolgreich abgeschlossen.

Seit 2006 ist Binder Mitglied bei der Linken. Er sagt über sich selbst: „Hier habe ich eine politische Heimat gefunden und engagiere mich für eine solidarische Gemeinschaft. Dabei liegen mir der Klimawandel und die soziale Gerechtigkeit am Herzen. Beides lässt sich nur gemeinsam lösen.“

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