Schnelles Internet

Main-Tauber-Kreis: Schnelles Internet lässt auf sich warten

Die Breitbandversorgung Deutschland beginnt kommende Woche mit den Bauarbeiten für das neue Glasfasernetz im Main-Tauber-Kreis. Dem 2022 angekündigten Zeitplan hinkt man hinterher. Verschiedene Gründe werden dafür angeführt.

Von 
Sascha Bickel
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Das Bild zeigt Glasfaserkabel, die auf einer Baustelle liegen. Die BBV Deutschland startet nächste Woche Bauarbeiten in Wittighausen und in Creglingen. © dpa

Main-Tauber-Kreis. Über 19 000 Haushalte und Gewerbebetriebe im Main-Tauber-Kreis haben sich schon vor dem Ausbaubeginn für einen direkten BBV-Glasfaseranschluss in ihrem Gebäude entschieden – ein großer Vertrauensvorschuss. Im Dezember vergangenen Jahres wurde der symbolische Spatenstich für ein neues, flächendeckendes Glasfasernetz für den Landkreis gesetzt, weitere Bauarbeiten gab es seither aber nicht. Nächste Woche soll es nun in Wittighausen und Creglingen losgehen.

Die FN-Redaktion hakte bei der Breitbandversorgung Deutschland (BBV) aus Dreieich im Rhein-Main-Gebiet nach, wie es um deren Aktivitäten in Deutschland, aber vor allem im Neckar-Odenwald- und Main-Tauber-Kreis steht.

Zuletzt im Juni hatte es öffentlich von BBV-Verantwortlichen geheißen, „dass der Start der Arbeiten in Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Bad Mergentheim, Creglingen sowie Boxberg für Juli vorgesehen“ sei. In Wertheim und Wittighausen wollte man eigentlich auch zeitnah anfangen.

Im Neckar-Odenwald-Kreis ist die BBV mittendrin im dortigen Ausbauplan „schnelles Internet“, aber auch hier gab es schon mehrere Zeitplan-Verschiebungen. Olaf Urban-Rühmeier, der Pressesprecher der BBV Deutschland für Baden-Württemberg, gab nun Auskunft.

Im Neckar-Odenwald-Kreis ist die BBV mit dem Ausbau des Glasfasernetzes schon große Schritte vorangekommen, im Main-Tauber-Kreis beginnt die Zeit der Baustellen jetzt erst. Die BBV zeigt auf der Karte ihre Ausbaugebiete. © BBV

Die BBV ist in mehreren Bundesländern aktiv. Wo genau?

„Die BBV baut derzeit flächendeckend im Neckar-Odenwald-Kreis sowie im Main-Tauber-Kreis aus. Die beiden Kreise grenzen aneinander, so dass eine große zusammenhängende Ausbauregion im Norden von Baden-Württemberg entsteht. Ein flächendeckender Ausbau in dieser Größenordnung ist bisher bundesweit einzigartig“, betont Pressesprecher Olaf Urban-Rühmeier. Daran angrenzend gebe es weitere Ausbaugebiete im Landkreis Heilbronn, dem Rhein-Neckar-Kreis sowie Miltenberg (Bayern). Aktivitäten der BBV gibt es darüber hinaus in Rheinland-Pfalz und in Thüringen.

Im Neckar-Odenwald-Kreis ist die BBV schon länger tätig. Wo steht der Glasfaser-Ausbau dort?

„Die BBV hat 50 Prozent der infrastrukturellen Bauleistungen für das Breitbandnetz im Neckar-Odenwald-Kreis erbracht“, so der BBV-Sprecher.

„Der vollständig privatwirtschaftliche Ausbau eines gesamten Landkreises mit der zukunftsweisenden Glasfasertechnologie ist ein in Deutschland einzigartiges Infrastrukturprojekt“, so Olaf Urban-Rühmeier, der weiter betont: „Innerhalb einer geplanten Bauzeit von rund vier Jahren wird unsere Tochtergesellschaft BBV Deutschland alle 27 Gemeinden des Landkreises ausgebaut haben. Damit erhält eine Region mit nahezu 146 000 Einwohnern – Privathaushalte genauso wie Unternehmen, Betriebe und Schulen – eine verbesserte digitale Teilhabe und die Möglichkeit der Nutzung einer hoch leistungsfähigen Netzinfrastruktur im Gigabit-Bereich. Der Abschluss der Ausbauarbeit im Kreis ist für 2025 geplant.“

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Im Dezember 2022 wurde in Boxberg der große symbolische Spatenstich für den Main-Tauber-Kreis zusammen mit vielen Bürgermeistern gesetzt. Was ist in den vergangenen elf Monaten hier passiert?

Dazu erklärt Olaf Urban-Rühmeier: „Manche Detail-Planungsprozesse haben mehr Zeit als gewöhnlich in Anspruch genommen. Dies beinhaltet unter anderem auch die Abstimmungsprozesse mit den Kommunen und Genehmigungsbehörden. An einigen Standorten waren auch Umplanungen notwendig. Darüber hinaus zogen sich Gespräche mit Backbone-Anbietern hin.“

Wo wird schon seitens der BBV im Main-Tauber-Kreis gebaut?

„Der Baubeginn findet in diesen Tagen statt – mit Spatenstichen am 13. November in Wittighausen und am 14. November in Creglingen“, so der BBV-Sprecher.

BBV-Pläne

In einer gemeinsamen Erklärung des Landratsamtes Main-Tauber und der BBV wurde im Dezember 2022 betont, dass der angestrebte Glasfaser-Netzausbau „bundesweit erst der zweite privatwirtschaftlich ohne Steuer- und Fördergelder komplett finanzierte Ausbau eines gesamten Landkreises“ sei. Der Netzbetreiber Breitbandversorgung Deutschland und der Investor Infracapital werden im Main-Tauber-Kreis, so hieß es in der Mitteilung, über die deutsche BBV-Mutter Infrafibre Germany GmbH in den kommenden drei bis vier Jahren „insgesamt rund 135 Millionen Euro in die Glasfasererschließung aller 18 Kommunen investieren“.

Ebenso erklärte man im Dezember, dass im Frühjahr 2023 der Ausbau in Boxberg, Ahorn und Assamstadt starte, da hier günstige Voraussetzungen zur Anbindung an die notwendigen Backbone-Leitungen vorlägen.

Im Rahmen einer Besprechung mit der BBV Deutschland im Juni in Assamstadt war von den BBV-Verantwortlichen zu erfahren, dass der Start der Bauarbeiten nun „für Juli in Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Bad Mergentheim, Creglingen sowie Boxberg vorgesehen“ sei. In Wertheim sollte es dann im August losgehen, in Wittighausen im September. sabix

In Wertheim war von Unstimmigkeiten mit den Stadtwerken zu lesen. Es gab Irritationen über „reduzierte BBV-Ausbaupläne“. Der Stadtteil Waldenhausen soll, so heißt es, trotz Vorverträgen gar nicht mehr von der BBV ausgebaut werden. Was ist da dran? Was setzt die BBV in Wertheim noch um?

Darauf antwortet der BBV-Sprecher eher ausweichend: „Wir haben die Pläne der Stadtwerke zur Kenntnis genommen. Wir haben nach wie vor Interesse einen Glasfaserausbau in Wertheim vorzunehmen. Wir überprüfen unsere Ausbaupläne und passen diese auf die Gebiete der Stadtwerke an.“

Er sagt aber auch ganz klar: „Die BBV wird in jenen Stadtgebieten, die die Stadtwerke für den Ausbau vorgesehen haben, keine zweite Infrastruktur verlegen. Ein strategischer Glasfaser-Doppelausbau ist betriebs- und volkswirtschaftlich als auch aus ökologischen Gründen unsinnig.“

Eine Information zu den Plänen der Stadtwerke erfolgte laut Olaf Urban-Rühmeier „vor einigen Monaten“, diese sei zwischenzeitlich noch geändert worden: „Wir arbeiten diese Änderungen in unsere Planungen ein. Die BBV wird eine abgestimmte Information an jene Kunden senden, die von diesen Änderungen betroffen sind.“

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Gibt es auch anderswo im Landkreis Main-Tauber noch Probleme wie in Wertheim?

„Nein“, so der BBV-Sprecher.

Was passiert 2024 seitens der BBV im Main-Tauber-Kreis? Was wird in den nächsten Monaten konkret angefangen und umgesetzt? Wie geht es weiter?

„Der Startschuss für den Ausbau in Wittighausen und Creglingen findet in wenigen Tagen statt und wird in diesen beiden Orten weiter vorangetrieben. Zudem werden weitere Gebiete entlang der Backbone-Strecke erschlossen. Details zu diesen Aktivitäten werden zeitnah bekanntgegeben“, erklärt Olaf Urban-Rühmeier. Weitere Informationen zu Ausbauplänen und -orten werden auch auf FN-Nachfrage nicht genannt.

Wie viele Kunden im Main-Tauber-Kreis erhoffen sich einen Glasfaseranschluss durch die BBV und haben entsprechende Verträge geschlossen?

Eine genaue Antwort gibt Urban-Rühmeier dazu nicht und teilt stattdessen mit: „Wir bauen alle Gebiete vollständig aus und das bedeutet: Alle Haushalte, Unternehmen und Institutionen können die Chance nutzen, einen direkten Anschluss an das hochmoderne Glasfasernetz zu erhalten. Mit dem Beginn der Bauphase haben Immobilieneigentümer und Verbraucher noch die Möglichkeit einen hochmodernen Glasfaseranschluss mit einem Telefon- und Internetanschluss mit einer Bandbreite von bis zu 1 Gbit/s zu bestellen.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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