Boxberg/Main-Tauber-Kreis. Wird wirklich jede Straße im Landkreis für den Ausbau des schnellen Internets in den nächsten drei bis vier Jahren aufgegraben? Die Antwort lautet natürlich Nein! Aber es wird schon einiges an Staub, Dreck und Baustellen geben. Die Breitbandversorgung Deutschland (BBV) aus Dreieich im Rhein-Main-Gebiet hat viel vor im Main-Tauber-Kreis.
Im benachbarten Neckar-Odenwald-Kreis ist man zusammen mit der BBV schon weiter und mittendrin im dortigen Ausbauplan „schnelles Internet“. Am Dienstagnachmittag erfolgte nun auch in Boxberg, vor der Umpfertalhalle, der symbolische Spatenstich für das neue und flächendeckende Glasfasernetz im Main-Tauber-Kreis. Und BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass man wo immer möglich, Leerrohre, die bereits in den Straßen verlegt sind, aufkaufen oder anmieten und sie zum Wohle der eigenen Kunden nutzen werde.
Großer Vertrauensvorschuss
Über 19 000 Haushalte und Gewerbebetriebe im Landkreis haben sich schon vor Ausbaubeginn für einen direkten BBV-Glasfaseranschluss in ihrem Gebäude entschieden – ein großer Vertrauensvorschuss.
Auch das Landratsamt und alle Städte und Gemeinden im Kreis stehen hinter dem Vorhaben und so war es nicht überraschend, dass zahlreiche Bürgermeister, dazu Landrat Christoph Schauder und Landtagsvizepräsident und CDU-Landtagsabgeordneter Prof. Dr. Wolfgang Reinhart beim offiziellen Startschuss dabei sein wollten. In Boxberg, Ahorn und Assamstadt geht der Ausbau im nächsten Frühjahr los, da hier günstige Voraussetzungen zur Anbindung an die notwendigen Backbone-Leitungen vorliegen.
Wie von BBV-Geschäftsführer Maschek noch zu erfahren war, plane man aber bereits mit einer weiteren Arbeitskolonne, die parallel an anderer Stelle im Landkreis loslegen soll, damit die Ausbauziele in drei bis vier Jahren wirklich erreicht werden können. Genaueres befinde sich momentan in der Abstimmung mit den Kommunen.
„Für uns in Boxberg ist dies ein historischer Tag. Wir freuen uns über diesen wichtigen Meilensteintermin, der für den gesamten Landkreis hinsichtlich der Breitbandinfrastruktur ein neues Kapital aufschlägt. Wie wichtig leistungsstarkes Internet im Alltag tatsächlich ist, haben wir in den letzten zwei Corona-Jahren alle erfahren“, betonte Boxbergs Bürgermeisterin Heidrun Beck bei ihrer Begrüßung.
Von einem „Jahrhundert-Projekt“ sprach Landrat Schauder und war voll des Lobes an diesem „historischen Tag“, der unseren ländlichen Raum auf die digitale Überholspur bringe und die so wichtigen Standortfaktoren für Industrie und Gewerbe im Kreis stärke.
Ohne Steuer- und Fördergelder
Es ist laut gemeinsamer Erklärung von Landratsamt und BBV „bundesweit erst der zweite privatwirtschaftlich ohne Steuer- und Fördergelder komplett finanzierte Ausbau eines gesamten Landkreises“. Der Netzbetreiber Breitbandversorgung Deutschland und der Investor Infracapital werden hier, so heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung, über die deutsche BBV-Mutter Infrafibre Germany GmbH in den kommenden drei bis vier Jahren „insgesamt rund 135 Millionen in die Glasfasererschließung aller 18 Kommunen investieren“.
Landrat Schauder sagte noch vor dem Spatenstich: „Heute starten wir in Boxberg im Rahmen unserer Kooperation mit der BBV rund ein halbes Jahr nach der erfolgreichen Vermarktung in unsere digitale Zukunft. Mit diesem Projekt, die Glasfaser flächendeckend zu verlegen und anzubieten, wird allen Menschen im Main-Tauber-Kreis die Teilhabe an den sozialen und wirtschaftlichen Vorteilen des Internets ermöglicht.“
Mit den 19 000 gewonnenen Kunden noch vor dem Ausbaubeginn setze der Landkreis nicht nur landesweit, sondern auch darüber hinaus ein vielbeachtetes Zeichen, so Schauder zufrieden.
„Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Förderstopps und der damit verbundenen Diskussionen, senden die erfolgreiche Zusammenarbeit des Main-Tauber-Kreises mit der BBV sowie der heutige Spatenstich wichtige Zeichen aus, wie sich der von allen gewünschte flächendeckende Glasfaserausbau in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus tatsächlich beschleunigen lässt. Und dies für den Steuerzahler völlig kostenneutral. Unser Ziel ist es deshalb, den Ausbau weiterhin in enger Zusammenarbeit mit allen 18 Kommunen harmonisch, schnell und in bester Qualität zu realisieren“, erläuterte BBV-Geschäftsführer Maschek, der weiter sagte: „Wir wollen die Schmerzen im Landkreis, bedingt durch Baustellen, so gering wie möglich halten“, aber ohne werde es nicht gehen.
Pensionsfonds als Investoren
Maschek betonte auch, dass Pensionsfonds als Investoren hinter dem Gesamtprojekt stehen, die langfristig anlegen und als Ziel eine gleichmäßige Rendite anstreben.
„Die Zukunft beginnt jetzt“, sagte Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart zu den großen Plänen. Er sei vom BBV-Konzept überzeugt und freue sich mit allen Bürgern und Bürgermeistern über gute Anschlüsse an die Datenautobahn. „Wenn hoffentlich in drei Jahren schon alles geschafft ist, machen wir ein Fest.“
Von einem großen Schritt beim Glasfaser-Ausbau in unserem Flächenlandkreis sprach auch Frank Menikheim (Igersheim), der Vorsitzende der Bürgermeistervereinigung. Er lobte vor allem den engen Schulterschluss zwischen Landkreis und Kommunen – „wir ziehen an einem Strang“, um das Großprojekt voranzutreiben. Klar sei heute schon, dass nicht alles reibungslos vonstatten gehen werde, aber er hoffe sehr, dass sich immer gute Lösungen für alle Beteiligten finden lassen und am Ende eine mehrfache Win-Win-Situation entstehe.
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