Covid-19 - Die erste Coronavirus-Infektion trat vor einem Jahr am 4. März im Main-Tauber-Kreis auf / Ein Rückblick auf die Entwicklung der Pandemie in der Region

Main-Tauber-Kreis: „Es bleibt ein Marathonlauf“

Acht neue Fälle einer Covid-19-Infektion wurden am Donnerstag im Main-Tauber-Kreis bestätigt. Der Inzidenzwertsteigt auf 60,4.

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LRA/Bild: dpa
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Main-Tauber-Kreis. Acht neue Fälle einer Coronavirus-Infektion im Main-Tauber-Kreis wurden am Donnerstag bestätigt. Die betroffenen Personen leben im Gebiet von vier Städten und Gemeinden. Es handelt sich um Kontaktpersonen zu bereits bekannten Fällen. Die Gesamtzahl der bislang bestätigt infizierten Personen beträgt nun 3269.

Weitere Virus-Mutationen

Bei drei weiteren der in den vergangenen Tagen gemeldeten Infektionsfälle im Main-Tauber-Kreis wurde die britische Variante des Coronavirus (B.1.1.7) durch nachträgliche Typisierung der Laborprobe nachgewiesen. Damit wurde nunmehr bei insgesamt 46 Fällen im Landkreis eine Virusmutation festgestellt. Es erfolgte, soweit notwendig, eine Verlängerung der Quarantänt. Dies betrifft auch etwaige Kontaktpersonen und deren Haushaltsangehörige.

Das Gesundheitsamt hat am Donnerstag einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus bestätigt. Bei der Verstorbenen handelt es sich um eine Frau im Alter von über 90 Jahren, die in einem Pflegeheim lebte. Damit sind im Main-Tauber-Kreis mittlerweile 68 Menschen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verstorben, davon 48 im Jahr 2021.

117 Personen aktiv betroffen

Mittlerweile sind 19 weitere Personen, und damit insgesamt 3084 Personen, wieder genesen. Derzeit sind 117 Personen aktiv von einer nachgewiesenen Infektion betroffen. Diese Fälle verteilen sich auf das Gebiet der Kommunen (Zahl neuer Fälle jeweils in Klammern): Ahorn: 0, Assamstadt: 1, Bad Mergentheim: 12, Boxberg: 3, Creglingen: 18, Freudenberg: 22 (+3), Großrinderfeld: 2, Grünsfeld: 1, Igersheim: 2, Königheim: 0, Külsheim: 0, Lauda-Königshofen: 10 (+1), Niederstetten: 17, Tauberbischofsheim: 10 (+1), Weikersheim: 3, Werbach: 2, Wertheim: 14 (+3) und Wittighausen: 0.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt am Donnerstag bei 60,4. Eine Woche zuvor, am 26. Februar, stand der Wert bei 54,4.

Ein Jahr Corona im Landkreis

Seit einem Jahr leben die Menschen nun auch im Main-Tauber-Kreis mit dem Coronavirus – nachfolgend ein Rückblick, was in dieser Zeit geschehen ist und welche Herausforderungen das Landratsamt, speziell das Gesundheitsamt, gemeistert hat. Am 4. März 2020 wurde der erste Fall einer Coronavirus-Infektion im Main-Tauber-Kreis gemeldet. 365 Tage später ist die Zahl der bestätigten Infektionen auf 3269 angewachsen. 3084 infizierte Personen sind wieder genesen, 68 Personen im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.

Im Gesundheitsamt hatte man sich schon einige Tage vor dem ersten Corona-Fall auf das drohende Szenario eingerichtet. So hatten beispielsweise Abstimmungsgespräche mit den Krankenhäusern und dem Rettungsdienst stattgefunden, auch wurde ein Bürgertelefon für Fragen aus der Bevölkerung eingerichtet.

Als am 4. März 2020 dann der erste Fall einer Coronavirus-Infektion im Main-Tauber-Kreis gemeldet wurde, begann für das Gesundheitsamt die gewaltige Aufgabe des Kontaktpersonenmanagements, die bis heute – noch erweitert durch seit Jahresbeginn auftretende Virusmutationen – effektiv weiterverfolgt wird. Dies lässt sich in Zahlen ausdrücken: Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden bis heute knapp 11 500 Personen in häusliche Quarantäne verfügt, um das Virus an einer stärkeren Ausbreitung zu hindern. Rund 12 000 Corona-Tests wurden im Abstrichzentrum in Bad Mergentheim, welches zeitweise in Tauberbischofsheim untergebracht war, durchgeführt. Hinzu kommen viele tausend Tests in Krankenhäusern und bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.

Das Kernteam des Gesundheitsamtes wurde von Beginn an durch Personal aus anderen Bereichen der Kreisverwaltung, durch Ehrenamtliche des DRK und durch kurzfristig gewonnene, befristet beschäftigte Kräfte verstärkt. Ab Oktober 2020 kamen außerdem Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hinzu. Mit Beginn der zweiten Welle wurden zudem zahlreiche studentische Hilfskräfte zur Unterstützung eingestellt, Arbeitsabläufe wurden weiter optimiert. Derzeit arbeiten im Gesundheitsamt insgesamt rund 70 Personen an sieben Tagen in der Woche daran, das Infektionsgeschehen im Zaum zu halten.

Der ebenfalls vor einem Jahr eingesetzte Arbeitsstab Corona im Landratsamt unter Leitung des Ersten Landesbeamten Christoph Schauder sowie der Gesundheits- und Sozialdezernentin Elisabeth Krug koordiniert die tägliche Arbeit des Gesundheitsamtes und konnte, in enger Abstimmung mit den 18 Kommunen des Main-Tauber-Kreises, zur Eindämmung und Verlangsamung des Infektionsgeschehens beitragen. So wurden anfangs betroffene Schulen rein vorsorglich geschlossen, später immer wieder einzelne Schulklassen und Kindergartengruppen in Quarantäne verfügt. Für zwei Reha-Kliniken in Bad Mergentheim wurde Quarantäne angeordnet und ein strukturiertes Entlassmanagement organisiert. Alten- und Pflegeheimen sowie weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Personengruppen galt und gilt stets besonderes Augenmerk.

Neue Dynamik durch zweite Welle

Nachdem das Infektionsgeschehen im Juni 2020 fast zum Stillstand gekommen war, ergab sich Mitte Juli ein größeres Ausbruchsgeschehen im Raum Tauberbischofsheim und Lauda-Königshofen, das auf Rückkehrer von einer Familienfeier im benachbarten Ausland zurückzuführen war. Es konnte durch die konsequente Anordnung von Quarantänen und großflächige Testungen zeitnah zum Stillstand gebracht werden. In dieser Phase sorgte ein Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz auf 28 noch für Aufsehen – ein Wert, der heute ein Wunschziel wäre.

Eine ganz neue Dynamik erhielt die Pandemiebekämpfung mit Beginn der zweiten Welle, die seit Anfang Oktober auch über den Main-Tauber-Kreis rollt. In Bad Mergentheim und Umgebung entwickelte sich ein massives Infektionsgeschehen. War dieses zunächst auf Cluster in Schulen und einem Internat eingrenzbar, entwickelte sich bis heute schnell ein diffuses Bild. Es ist gekennzeichnet durch zahllose kleine Infektionsherde.

Einen deutlichen Anstieg gab es bei der Zahl der Verstorbenen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Allein 48 der insgesamt bestätigten Todesfälle im Landkreis wurden in den ersten 63 Tagen des Jahres 2021 gemeldet.

Bis zu 80 Corona-Fälle am Tag

Die Rasanz der Entwicklung der Infektionen wird durch einen Blick in die Statistik unterstrichen: Wurden im November 2020 im Main-Tauber-Kreis 535 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, waren es im Dezember 847 und hier bis zu 80 an einem einzigen Tag. Erst ab der letzten Januarwoche des neuen Jahres flaute das Infektionsgeschehen wieder ab und steht seither auf einem Plateau von durchschnittlich 70 bis 80 Infektionen pro Woche.

Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am 6. Januar 2021 fast die Marke von 170 und damit seinen Höchststand. In den vergangenen Wochen ist er zeitweise zwar unter die 40er-Marke gefallen, verzeichnet seit einigen Tagen allerdings wieder einen Anstieg.

„Die Entwicklung der Infektionszahlen ist weiterhin dynamisch. Im Main-Tauber-Kreis werden zurzeit zahlreiche Testungen durchgeführt, weshalb die Infektionszahlen in den kommenden Tagen weiter steigen könnten. Von Entwarnung kann keine Rede sein“, betont Erster Landesbeamter Christoph Schauder. Zumal mittlerweile vermehrt Mutationen des Virus bei Typisierungen positiver Befunde entdeckt werden. Vorherrschend ist die britische Variante B.1.1.7 in bisher 45 Fällen. In einem Fall wurde die südafrikanische Variante B.1.351 nachgewiesen.

Landrat Reinhard Frank weiß um die enormen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung: „ Ich bedanke mich bei allen für ihr Engagement in diesem besonderen Jahr.“ Weiter stellt er fest: „Der Kampf gegen das Virus bleibt ein Marathonlauf.“ Er appelliert daher, die Corona-Regeln jederzeit einzuhalten – insbesondere müsse auf Abstand, Hygiene und Maske ge achtet werden. LRA/Bild: dpa

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