Main-Tauber-Kreis. In Zeiten, in denen staatlicherseits immer mehr Aufgaben auf die kommunale Ebene delegiert und abgewälzt werden, gibt es zunehmend Bestrebungen, sich zu Verwaltungsgemeinschaften zusammenzuschließen oder alternativ die interkommunale Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten zu intensivieren. Unterm Strich bedeutet dies nicht nur eine Bündelung der Kräfte. Derartige Kooperationen könnten sich auch positiv auf die Gemeindefinanzen auswirken. Die Fränkischen Nachrichten wollten deshalb wissen, inwieweit sich die Rathauschefs von Lauda-Königshofen, Boxberg, Grünsfeld, Ahorn und Wittighausen ein verstärktes Miteinander vorstellen können.
Lauda-Königshofen bisher an keiner Verwaltungsgemeinschaft beteiligt
„Im Gegensatz zu Boxberg, Ahorn, Grünsfeld und Wittighausen ist die Stadt Lauda-Königshofen bisher an keiner vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft beteiligt. Abgesehen davon suchen wir aber die interkommunale Zusammenarbeit, wann immer es sinnvoll ist“, sagt Dr. Lukas Braun, Bürgermeister von Lauda-Königshofen. Seit 1994 bestehe der Zweckverband Industriepark „Ob der Tauber“, mit dem Lauda-Königshofen und Grünsfeld nicht nur die Entwicklung des sehr erfolgreichen interkommunalen Gewerbegebietes auf dem Waltersberg, sondern als Mitgesellschafter auch die ebenfalls recht erfolgreiche Umnutzung der früheren Kaserne in Lauda zum i-Park Tauberfranken vorgetrieben hätten. Am Zweckverband Wasserversorgung Mittlere Tauber habe die Stadt Lauda-Königshofen ebenfalls von Beginn an mitgewirkt.
Im Frühjahr 2023 habe die Stadt Lauda-Königshofen mit der Gemeinde Großrinderfeld darüber hinaus den Zweckverband „Kindliche Bildung Tauberfranken“ (Kibita) gegründet, der in den kommenden Jahren den Betrieb von Kindertagesstätten in Königshofen, Gerchsheim und Großrinderfeld übernehmen soll. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren sowohl weitere Einrichtungen als auch weitere Mitgliedskommunen hinzukommen werden. Dies ermöglicht eine gemeinsame Personalentwicklung samt Aus- und Fortbildung, eine gemeinsame Kindergartengeschäftsführung sowie eine einheitliche Qualitätssicherung in allen Einrichtungen“, betont der Rathauschef.
Geförderte „Pilotkommune“ für die Biotopverbundplanung
2022 hätten Lauda-Königshofen, Grünsfeld und Wittighausen sich gemeinsam erfolgreich als besonders geförderte „Pilotkommune“ für die kommunale Biotopverbundplanung beworben und die Planung im Herbst 2023 präsentiert.
Bei der (tagesaktuell noch freiwilligen) kommunalen Wärmeplanung fungiere die Stadt Lauda-Königshofen als sogenannter „Konvoiführer“ des interkommunalen Konvois aus Lauda-Königshofen, Boxberg, Grünsfeld, Großrinderfeld, Königheim und Ahorn. „Gemeinsam wurde im Sommer 2023 ein einschlägiger Förderantrag an das Land gestellt, da solche interkommunalen Konvois bessere Förderkonditionen erhalten“, ist von Dr. Braun weiter zu erfahren.
Interkummunale Zusammenarbeit bietet Hilfe bei personellen Engpässen
Auch bei personellen Engpässen gebe es immer wieder Formen der Zusammenarbeit. So habe Lauda-Königshofen beispielsweise in der Vergangenheit punktuell die Kläranlage in Grünsfeld unterstützt. Und in der Hallenbadsaison 2022/23 habe die Stadt Boxberg der Stadt Lauda-Königshofen im Wege der Personalleihe zwei Fachkräfte für Bäderbetriebe zur Verfügung gestellt.
„Langer Rede kurzer Sinn: Eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft, die beispielsweise die Bauleitplanung für alle Kommunen übernimmt, war für Lauda-Königshofen bisher nie ein Thema, da solche Vereinbarungen ja jeweils schon zwischen Boxberg und Ahorn sowie Grünsfeld und Wittighausen bestehen. Und weitere ungebundene an Lauda-Königshofen angrenzende Kommunen, die dafür in Frage kämen, gibt es nicht – Königheim gehört zur VG Tauberbischofsheim und Igersheim zur VG Bad Mergentheim“, erklärt Dr. Lukas Braun gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Sein zentrales Ziel mit Blick auf interkommunale Zusammenarbeit sei es derzeit, den gerade entstehenden Zweckverband „Kindliche Bildung Tauberfranken“ zum Erfolg zu führen und zu einem attraktiven Arbeitgeber und Dienstleister im pädagogischen Sektor zu machen. „Weiteren Formen der interkommunalen Zusammenarbeit stehen wir grundsätzlich immer offen gegenüber.“
„Interkommunale Zusammenarbeit besteht bereits auf vielen unterschiedlichen Gebieten mit unterschiedlichen Kommunen: sei es die Wasserzweckverbände Grünbachgruppe und Mittlere Tauber, IPoT und IPark oder die gemeinsame Aufgabenbewältigung durch Integrations- und Klimaschutzmanager“, antwortet Grünsfelds Stadtoberhaupt Joachim Markert die Anfrage unserer Zeitung. Ähnliche projektbezogene Konstellationen könne er sich weiterhin vorstellen.
Verwaltung bündeln - Kräfte sparen
„Durchaus sind der Kräftemangel und die vielseitigen Aufgaben für kommunale Verwaltungen ein Grund, sich über das Bündeln von Kräften Gedanken zu machen“, äußert sich Heidrun Beck, Rathaus-Chefin von Boxberg. Dabei bestehe bereits jetzt eine Verwaltungsgemeinschaft von Ahorn und Boxberg für die Entwicklung des Flächennutzungsplans. Darüber hinaus gebe es aber derzeit keinen Anlass, diese Verwaltungsgemeinschaft auszudehnen. „Dennoch ist die interkommunale Zusammenarbeit für uns kein Fremdwort. In verschiedensten Bereichen arbeiten wir projektbezogen zusammen, um die Kräfte gezielt einzusetzen und für uns alle das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen. Als eines von mehreren Beispielen kann hier die interkommunale Wärmeplanung genannt werden.“
Kommunen unterstützen sich gegenseitig
Darüber hinaus sei man als Kommunen durchaus gewillt, sich gegenseitig zu unterstützen, sofern dies möglich sei, meint Heidrun Beck. „So haben wir mit Ahorn eine Vertretungsregelung für das Standesamt oder halfen in Lauda über die Wintermonate mit unseren Fachkräften für den Bäderbetrieb aus.“ Die Zusammenarbeit könne aus ihrer Sicht auch ganz pragmatisch und unbürokratisch aussehen, ohne „dass es einer Verwaltungsgemeinschaft bedarf“.
„Wie durch Dr. Lukas Braun bereits ausgeführt, ist die Gemeinde Ahorn bereits in einer vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Boxberg. Hierüber wird die gegenseitige Vertretung im Standesamt gewährleistet und man stellt gemeinsam den Flächennutzungsplan auf. Neue zusätzliche Aufgabenbereiche – Stichwort kommunale Wärmeplanung – werden ja bereits im Konvoi angegangen“, erläutert Benjamin Czernin, Bürgermeister der Gemeinde Ahorn. Auch künftig seien weitere solche Aufgabenbereiche im Konvoi grundsätzlich möglich. Außerdem stehe man der interkommunalen Zusammenarbeit sehr offen und positiv gegenüber. Weitere Gedanken zu einer VG habe man sich aber noch nicht gemacht.
„Mit dem Abwälzen von immer mehr Aufgaben haben Sie sicher recht“, beantwortet Wittighausens Gemeindeoberhaupt Marcus Wessels die FN-Anfrage. „Ob wir mit dem Schaffen immer größerer Einheiten darauf reagieren sollten, sei dahingestellt. Ich stelle jeden Tag fest, dass eine schnell zu erreichende Anlaufstelle für den Bürger sehr wichtig und ein Paradebeispiel für Bürgernähe ist.“ Abgesehen davon sei das Bündeln von Kräften, die nicht im direkten Bürgerkontakt stehen, womöglich denkbar – allerdings gebe es dazu aus Wittighäuser Sicht keine konkreten Gedankenspiele.
„Aktuelle Beispiele für bereits bestehende Kooperationen sind der WVMT respektive die Grünbachgruppe, die Verwaltungsgemeinschaft FNP mit Grünsfeld, die gegenseitige Standesamtsvertretung mit Grünsfeld, der Schulverbund mit Grünsfeld, die gemeinsame Bewirtschaftung der Wälder mit Grünsfeld, Großrinderfeld, Wittighausen oder der Abwasserzweckverband von Wittighausen und drei bayerischen Kommunen.“
Kooperationen funktionieren
Diese Kooperationen funktionierten aufgrund der guten nachbarschaftlichen Verhältnisse sehr gut. „Eben wegen dieser guten Verhältnisse können wir bei Engpässen auf unsere Nachbarn in der kommunalen Familie bauen, so dass ich derzeit keinen Bedarf für weitergehende Verwaltungsgemeinschaften sehe“, argumentiert Marcus Wessels abschließend gegenüber unserer Zeitung.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-so-staerken-verwaltungsgemeinschaften-die-interkommunale-zusammenarbeit-_arid,2167857.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/boxberg.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/gruensfeld.html
[4] https://www.fnweb.de/orte/ahorn.html
[5] https://www.fnweb.de/orte/wittighausen.html
[6] https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld.html
[7] https://www.fnweb.de/orte/koenigheim.html