75 Jahre FN

Redaktionsarbeit: „Früher war mehr Papier“

Die Arbeitsweise in der Redaktion Buchen/Walldürn hat einige Änderungen erlebt.

Von 
Ralf Marker
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Daniela Käflein und Ralf Marker in der Redaktion in Buchen. Beide sind schon lange bei den FN und haben den Wandel in der Arbeitsweise miterlebt. © Maren Greß

Die veränderte Arbeitsweise in der Redaktion lässt sich mit dem an ein Bonmot von Loriot angelehnten Spruch „Früher war mehr Papier“ ganz gut umschreiben. Das gilt natürlich nicht für das Produkt an sich. Neben E-Paper, App oder Facebook ist die gedruckte Ausgabe der Fränkischen Nachrichten weiterhin die tragende Säule des Verlags.

Nein, „mehr Papier“, das bezieht sich auf die „Anlieferung“ der Berichte, die die FN tagtäglich erreichen. Als ich am 2. Januar 1989 bei den FN angefangen habe, da stand noch die Mauer und es gab Mitarbeiter, die zwar nicht jeden Tag, aber mehrmals in der Woche in die Redaktion kamen, um ihre mit Schreibmaschine auf Papier getippten Berichte abzugeben. Das war dann nicht nur die „reine Arbeit“, nämlich den Bericht über ein Konzert oder eine Jahreshauptversammlung anzuliefern, sondern diente auch immer dem Austausch, dem Gespräch, dem Zwischenmenschlichen. Viele nette Gespräche gab es da…

Mehr Sozialkontakte

Früher gab es nämlich auch mehr Sozialkontakte, in Zeiten der Digitalisierung mit Mail und diversen Messengerdiensten ist der persönliche Kontakt zunehmend verloren gegangen. Heute wird fast alles gemailt oder auf anderen digitalen Wegen an die Redaktion geschickt. Es ist die große Ausnahme, wenn etwas auf Papier verfasstes abgeliefert wird. Entsprechend läuft der Kontakt mit den Mitarbeitern überwiegend telefonisch oder digital ab. Klar, so geht’s auch: Aber das Persönliche ersetzt das nicht!

Keine Termine

Und die Coronapandemie hat das noch einmal verschärft. Von einem Tag auf den anderen gab es auch keine Termine mehr, bei denen die Redakteure und Mitarbeiter mit anderen Menschen zusammenkamen. Die großen Stärken einer Lokalredaktion – die örtliche Verwurzelung, der persönliche Kontakt, die kurzen Dienstwege – das alles war wie abgeschnitten. Und die Menschen konnten auch nicht mehr „zur Zeitung“ gehen. Mobiles Arbeiten war und ist in Zeiten der Pandemie unumgänglich, hat den Informationsfluss aber nicht immer leichter gemacht.

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Corona hat selbstverständlich auch die Themenlage quasi über Nacht verändert. Mit dem ersten Lockdown sind viele vorher selbstverständliche Dinge weggebrochen: Konzerte, Versammlungen, Feste – alles abgesagt. In den Mittelpunkt der Berichterstattung rückte die Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen. Was sie mit den Menschen, mit der Gesellschaft macht! Bei den Redaktionskonferenzen – oft mehrmals am Tag, auch mit den Kollegen in den FN-Redaktionen in Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim – wurde besprochen, wie die Ausgabe am nächsten Tag aussehen soll.

Und so wie sich die Coronalage häufig rasant gewandelt hat, so hat sich auch tagsüber die Themenlage in der Redaktion geändert. Und die Zeitung hat dann abends ganz anders ausgesehen, als sie am Morgen geplant worden ist. Technisch hat sich im Laufe der Jahre natürlich ebenfalls einiges gewandelt. Vom Layouten auf Papier mit Bauen der Seiten in der Mettage über die Einführung des Ganzseitenumbruchs bis hin zur digitalen Bildbearbeitung. Dazu kommen der Onlineauftritt der FN, die digitale Zeitung und das E-Paper. Redakteure sind heutzutage crossmedial unterwegs. Es gibt mehrere Dinge, die sich in all den Jahren nicht geändert haben. Irgendwann am späten Abend wird gedruckt, das ist eine feste Konstante im Redaktionsalltag. Das schafft mitunter Zeitdruck, wenn etwa am Nachmittag die Geschichte immer noch nicht rund ist oder noch „eine Stimme“ fehlt.

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Lob und Tadel

Und die Tageszeitung steht mit Namen für ihr Produkt. Im Impressum – sowohl in Print als auch im Internet – sind Kontakte aufgelistet, an die man sich wenden kann, wenn es Klärungsbedarf oder Gesprächsbedarf gibt. Lob und Tadel kann man hier äußern. Im Internet ist das nicht immer und überall der Fall. Da kann sich der Nutzer nicht immer sicher sein, wer da am anderen Ende des Netzes sitzt.

Und vor allem: Der journalistische Auftrag, den Leser umfassend, verständlich und objektiv über das zu informieren, was da so in seinem Lebensumfeld alles passiert. Was die Kanzlerin in Berlin gesagt hat, wenn der US-Präsident beim Nato-Gipfel spricht oder der Bundestag über eine Gesetzesnovelle diskutiert hat – das gibt es als Nachricht überall – ARD, ZDF, RTL oder im Internet. Was es aber im Buchener Rathaus an Neuem gibt, wenn der Walldürner Gemeinderat über die Ausweisung eines neuen Baugebiets debattiert oder die geplante Ortsumgehung im Hardheimer Gemeinderat ein großes Thema ist – dann gibt es das als Nachricht eben nur in der Lokalzeitung.

Redaktion Redakteur bei den FN

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