Generalbundesanwalt Dr. Peter Frank hat seine Wurzeln im Taubertal. Ebenso wohl fühlte er sich viele Jahre in München – und jetzt in Karlsruhe. „Für mich hat der Begriff der Heimat mehrere Dimensionen und ist vielschichtiger Natur. Heimat ist nicht nur ein Ort auf der Landkarte, Heimat erschöpft sich auch nicht in einer räumlich-zeitlichen Komponente. Mit Heimat verbinde ich viel mehr, auch den Bezug zu bestimmten Menschen“, sagt der 53-Jährige voller Überzeugung. Im Taubertal sei er geboren und dort innerhalb seiner Familie aufgewachsen. „Die Familie ist und bleibt für immer meine soziale Heimat, die nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist.“
Menschenbild vermittelt
Hier, im badischen Teil Frankens, „haben mir meine Eltern ein Menschenbild vermittelt, das vor allem die Achtung des Anderen und seiner Würde in den Mittelpunkt stellt“. Sie hätten ihm darüber hinaus auch Werte mitgegeben, „für die ich einstehe und nach denen ich handle. Erfahren habe ich dies auch in der Schule, durch Lehrer, Freunde“. Heimat sei daher auch immer ein Ort, an dem Menschen seien, „die mich in meinem Leben begleitet, geformt, gefördert haben“ und die man immer gerne wiedersehe. „Aus diesem Grund besuche ich einige Male im Jahr meine ,alte Heimat’ Tauberbischofsheim“, so Frank, übrigens seit Oktober 2015 als Generalbundesanwalt im Amt.
Die bayerische Landeshauptstadt München sei für ihn, so tut Dr. Frank kund, zu einer zweiten Heimat geworden. „Dort lebte und arbeitete ich über 20 Jahre. Ich habe dort eine eigene Familie gegründet, neue bleibende Freundschaften sind entstanden.“ Und für seine berufliche Arbeit bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften sowie im Justizministerium habe er die „bayerische Linie“ übernommen, die für konsequente Rechtsanwendung und nachhaltige Strafverfolgung stehe. „Recht und Rechtsdurchsetzung sind untrennbar miteinander verbunden, sonst verliert Recht Legitimität.“
Über 300 Kollegen
„Als Generalbundesanwalt trage ich nicht nur die Verantwortung für die von uns geführten Verfahren, sondern auch für über 300 Kollegen“, hebt der erfahrene Jurist gegenüber den Fränkischen Nachrichten hervor. Gerade im Ermittlungsbereich gebe es oft unvorhersehbare und dynamische Entwicklungen, „die uns zeitlich – noch mehr als sonst – fordern“. Deshalb sei es immer wichtig, einen Ausgleich zwischen den beruflichen Aufgaben und dem Privatleben zu finden. Hier stehe für ihn seine Familie an erster Stelle. Der Beruf sollte immer nur ein Teilaspekt im Leben eines Menschen sein. „Die Familie gibt mir feste Verankerung und notwendige Erdung im Leben.“
Wichtig seien für den 53-Jährigen aber auch die „vielen kleinen Momente“ im Leben – etwa ein gutes Buch oder das Erleben der Schönheit der Natur. Auch der sogenannte Alltag, das gemeinsame Essen, die Zeit mit der Familie und mit Freunden, die Gespräche untereinander und das Teilen von Erlebnissen gehörten für ihn dazu. „Und leider viel zu selten versuche ich, die vielen Stunden am Schreibtisch mit etwas Sport auszugleichen.“
„Für mich als Generalbundesanwalt und als Bürger haben die Medien einen sehr hohen Stellenwert“, hebt Dr. Peter Frank hervor. Das verfassungsrechtlich verbriefte Grundrecht der Pressefreiheit sei wesentlicher Bestandteil „unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und geht Hand in Hand mit dem Grundrecht der Meinungsfreiheit“.
Anderen zuhören
Eine Demokratie ohne freie Presse sei undenkbar. Daher sei die Bedrohung der freien Presse immer auch eine Bedrohung für die Demokratie. „Demokratie lebt vom Wettstreit von und über Ideen und Lösungsmöglichkeiten. Sie lebt vom Dialog. Dazu gehört besonders auch, dem anderen zuzuhören.“
„Wir als Bundesanwaltschaft pflegen einen offenen Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit. Aufgrund unseres Aufgabenspektrums ist es aber selbstverständlich, dass in gewissen Bereichen Zurückhaltung geboten ist und wir der Öffentlichkeit nicht alles mitteilen dürfen, was sie vielleicht gerne wissen möchte.“ Als Bürger dieses Landes dürfe er aber von den Medien Ehrlichkeit und eine sachliche, auf Fakten basierte Berichterstattung erwarten. „Journalismus lebt letztlich vom Vertrauen der Menschen.“ Und schlechter Journalismus, der nichts hinterfrage, der Tatsachen negiere, der sich seiner Verantwortung nicht bewusst sei, „untergräbt die Glaubwürdigkeit in die Medien allgemein und damit in die Demokratie.“
Hans Joachim Friedrichs habe dazu gesagt: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, dass die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“
„Es bedeutet mir sehr viel“
Wie er sein Amt als Generalbundesanwalt bislang ausgefüllt habe, sollten gerne andere bewerten. „Ich maße mir da kein eigenes Urteil an. Selbstverständlich bedeutet es mir sehr viel, dass man mir dieses Amt anvertraut hat.“
Das Amt des Generalbundesanwalts sei eines der herausgehobensten Ämter in der Justiz. Auch als Generalbundesanwalt sei er in erster Linie Staatsanwalt, wie bereits vor über 20 Jahren in München, „als ich Straftaten aus dem Bereich der Alltagskriminalität verfolgt, zur Anklage und zur Aburteilung gebracht habe“.
Recht müsse durchgesetzt werden, der Rechtsstaat sich behaupten. Das gelte für schwerste Straftaten, „die unser staatliches Gemeinwesen als Ganzes betreffen, aber auch da, wo Bürger unmittelbar betroffen sind, bei Angriffen gegen Leib und Leben oder gegen Eigentum und Vermögen“, ist der Taubertäler überzeugt. Andernfalls würden Gesetze nicht akzeptiert und befolgt, „wodurch das Vertrauen in unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie verloren geht“.
Schwer, Ziele zu formulieren
Dies sporne seine Kollegen der Bundesanwaltschaft, dies sporne ihn jeden Tag aufs Neue an. „Jede und jeder in der Strafrechtspflege, egal in welcher Position, leistet seinen ganz individuellen Beitrag hierzu“, sagt Dr. Peter Frank weiter. Es falle ihm schwer, konkrete berufliche Ziele zu formulieren. In der Vergangenheit hätten sich oft Entwicklungen ergeben, die in dieser Form und Tragweite nicht vorhersehbar oder gar planbar gewesen seien. „Ich wünsche mir vielmehr, dass sich jeder Einzelne in unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft einbringt, sie und unsere Zukunft mitgestaltet, egal ob durch politische Betätigung oder soziales Engagement vor Ort.“
Da halte er es wie der verstorbene frühere Bundeskanzler Helmut Kohl, der Folgendes gesagt habe: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“
Fortschritt entstehe nicht aus dem Nichts, sondern beruhe immer auf dem, was in der Vergangenheit geleistet worden sei. „Wir müssen uns den aktuellen und künftigen Herausforderungen stellen und dabei aus den Erfahrungen der Vergangenheit schöpfen“, so Dr. Frank zum Abschluss gegenüber unserer Zeitung.
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