Jana Baumeister: „Ich brauche die Opernbühne“

In jungen Jahren blickt Jana Baumeister aus Gerchsheim schon auf eine beachtenswerte Karriere als Sängerin. Sie war in zwei Produktionen auf der Seebühne in Bregenz zu hören, darunter bei „Carmen“ in der Premierenbesetzung. Die Sopranistin ist bei Oper und Konzert sehr gefragt.

Von 
Diana Seufert
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Ob in großen Opern oder als Gesangssolistin im Konzert: Jana Baumeister fühlt sich auf jeder Bühne wohl. Die Sopranistin aus Gerchsheim liebt die Herausforderung – und die Besuche in der Heimat.

Es ist schon eine ganz besondere Auszeichnung: Direkt nach Abschluss des Gesangstudiums ist Jana Baumeister an einem Ziel, das vielen Sängerinnen und Sängern des klassischen Fachs verwehrt bleibt – sie debütiert auf der Seebühne bei den Bregenzer Festspielen. 2014 steht Mozarts „Zauberflöte“ auf dem Programm. Zwei Festspielzeiten später gibt es ein Wiedersehen mit ihr. Als „Frasquita“ in George Bizets „Carmen“ in der Premierenbesetzung 2017 ist ihr der Spaß vor dem ungewöhnlichen Bühnenbild anzumerken. „Das waren einfach unglaublich tolle Erlebnisse“, erzählt die 33-Jährige mit einem Strahlen.

Nicht nur diese Bretter liegen ihr. Auch die Bühne in Darmstadt ist für sie ein gutes Pflaster. Seit 2014 gehört die Gerchsheimerin fest zum Ensemble des dortigen Staatstheaters und ist seitdem vor allem im Opernfach und als lyrischer Sopran zu erleben. Mozarts „Zauberflöte“ hat Jana Baumeister übrigens schon mehrfach Glück gebracht. So holt sich die Sopranistin Ende 2016 in der Rolle der „Pamina“ den Sieg beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin.

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Strich durch so manchen Plan

Jetzt steht die Mutter von zwei Kindern vor ganz anderen Herausforderungen: Corona hat einen Strich durch so manchen Plan gemacht. „Ich war vorher fast jeden Tag im Theater“, berichtet die 33-Jährige. Seit dem Ausbruch der Pandemie und dem quasi Berufsverbot für die Künstler ist das anders. „Die ganze Saison war auf Eis gelegt. Für die Kulturschaffenden war das ein schwerer Schlag.“ Für Jana Baumeister, ihren Mann und die beiden Kinder (1 und 3 Jahre alt) galt es, zu Hause den Alltag mit Homeoffice und Familie zu meistern. Hat sie Corona verändert? „An jeder großen Erfahrung wächst man“, findet die junge Mutter, die auch dieser Zeit etwas Positives abgewinnen kann.

Häufig kommt sie mit ihrer Familie zurück in ihre Heimat und ist in Gerchsheim zu Besuch bei ihren Eltern. „Eine Verbindung nach Hause ist immer geblieben“, sagt sie lachend. Auch zahlreiche Schulfreunde werden dann besucht.

Nur noch selten ist die Sopranistin in der Heimat zu hören. Zu wenig Zeit bleibt für solche Auftritte. Umso mehr freut sich die Sängerin, jüngst mit dem Grünewald-Orchester auftreten zu dürfen. „Konzerte in der Heimat sind immer etwas Besonderes, weil dies einfach eine enge Verbindung zu meinen Anfängen darstellt.“ Und darauf, in der Tauberbischofsheimer Festhalle zu singen, freue sie sich sehr, da „dieses Konzert einen hohen emotionalen Stellenwert für mich hat“. In diesem Raum haben für sie wichtige Meilensteine stattgefunden, darunter das erste Schultheaterstück. Damals stand sie als „Hermina“ in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf der Bühne. Aber auch Abiturprüfung und Abschlussball verbindet Jana Baumeister mit der Halle.

„Es tut der Seele gut, durch solch schöne Konzertmöglichkeiten in diese Erinnerungen einzutauchen.“ Und sie findet es begeisternd, zu sehen, dass die Musiklehrer an „ihrem Gymnasium“ weiterhin die Schüler so toll an die klassische Musik heranführen.

Angefangen im Gerchsheimer Kinder- und im Kirchenchor, folgen erste Auftritte beim Extrachor des Würzburger Mainfranken-Theaters. Nach dem Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium beginnt Jana Baumeister ein Gesangsstudium bei Arno Leicht an der Nürnberger Hochschule für Musik. Dann wechselt sie zu Hedwig Fassbender an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main, wo sie 2014 ihren Abschluss mit Auszeichnung ablegt. Seitdem ist die Sopranistin als Konzert- und Opernsängerin gefragt und bei zahlreichen Produktionen und Liederabenden zu hören.

„Die Opernbühne brauche ich einfach“, sagt Jana Baumeister über sich, die genau weiß, dass zum Gesangstalent auch jede Menge Fleiß gehört. Die Spielwiese auf der Bühne ist es, die sie dabei besonders liebt, das Schlüpfen in Kostüme und in Rollen, denen man einen eigenen Charakter geben darf. „Mit Mut aus der eigenen Komfortzone heraus“, heißt ihre Zauberformel. Und das beherrscht sie mittlerweile meisterlich.

Proben und planen

Dass nun nach der Zwangspause der Kulturbetrieb wieder hochgefahren wird, freut die Sopranistin sehr. Es kann wieder geprobt und geplant werden. Vor allem das Engagement beim Salzburger Landestheater sorgt bei ihr für Begeisterung. Mehr noch: Mozarts „Zauberflöte“ steht auf dem Programm, Jana Baumeister darf die Partie der „Pamina“ singen. Die Vorstellungen vor ausverkauftem Haus sind nicht nur für das Publikum ein mitreißendes Erlebnis, sondern auch für Musiker und Orchester Balsam für die Seele. „Die Leute wollen nach so langer Zeit wieder Kultur und Konzerte live erleben.“ Seit sechs Monaten ist das für die Sängerin die erste Vorstellung vor Publikum. „Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man das Publikum wieder spürt.“

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Dass in der Musik, und dabei vor allem in der klassischen Musik ein besonderer Reiz liegt, hat sich der Sängerin gerade in der Zeit des Stillstands gezeigt. Man beginne, sich und sein Tun zu hinterfragen, grübele über den Sinn nach. Doch die ersten Proben nach der erzwungenen Pause haben sie wieder ganz von der Oper gefangen genommen. „Ich komme sehr erfüllt vom Theater nach Hause.“ Manche Konzerte versucht man nachzuholen. Wie eine Open-air-Produktion im Barock-Theater. Doch nicht immer gelingt das. Auch weil die Künstler schon andere Verpflichtungen haben. In Darmstadt sei beispielsweise mit „Lohengrin“ eine Wagner-Oper geplant gewesen. Von Puccinis „Turandot“ konnten zumindest einige Vorstellungen gespielt werden.

Träume verwirklicht

Obwohl Jana Baumeister in ihrer noch jungen Karriere schon so manchen Traum verwirklicht hat, gibt es noch die eine oder andere Wunsch-Partie, die sie gerne singen möchte. „Im Moment mag ich Mozart sehr gerne“, erzählt sie. Die „Gräfin Rosina“ oder auch die „Susanna“ aus „Le nozze de Figaro“. Während die „Susanna“ wohl die längste Rolle habe, seien die Arien der Gräfin ausladender und mit dramatischen Passagen bestückt. Das reizt Jana Baumeister. Denn die Stimme habe sich in den letzten Jahren verändert und sei reifer geworden, was die Sopranistin nicht bedauert. „Ich komme aus dem leichten lyrischen Fach, jetzt stehen die damenhaften Rollen bevor.“ Das Ziel ist klar vor Augen: Richard Wagner. Vielleicht ist sie in einigen Jahren dann auch in Bayreuth zu hören – oder es folgt ein Wiedersehen auf der Seebühne in Bregenz.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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