Rebhuhnschutzprojekt beginnt  

In Schefflenz: Beim Rebhuhnschutz muss man manchmal „rabiat rangehen” ans Gehölz

Nicht jeder wird Verständnis haben für die Maßnahmen, die notwendig sind, um dem Rebhuhn mehr Lebensraum zu verschaffen, vermutet Landrat Dr. Brötel. Denn dafür werden Hecken stark zurückgeschnitten. Jetzt ist das Projekt offiziell gestartet.

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Sabine Braun
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Auf den Stock gesetzte Hecken wie diese in Schefflenz sollen zum Rückzugsraum für Rebhühner werden: Projektauftakt mit Minister, Landrat, Bürgermeistern, Jägern, Landwirten und Naturschützern. © Sabine Braun

Schefflenz. Für den Rebhuhnschutz im Schefflenztal tun sich viele zusammen: Jäger, Landwirte, Naturschützer, das Regierungspräsidium Karlsruhe, der Landkreis sowie die Kommunen Schefflenz, Seckach, Billigheim, Elztal und Mosbach. Sie alle schickten Vertreter zum offiziellen Start des Projekts „Rebhuhnschutz Schefflenztal“, was am Freitag für einen großen Andrang auf einer Wiese zwischen Mittel- und Unterschefflenz sorgte. Noch einmal stellten die Initiatoren dabei die Maßnahme vor (die FN berichteten), dieses Mal im Beisein von Minister Peter Hauk und Landrat Dr. Achim Brötel. Als Kulisse diente eine Beispielmaßnahme am Zeilweg: Wie Bürgermeister Rainer Houck in seiner Begrüßung der großen Schar berichtete, hatten Mitarbeiter des Gemeindebauhofs dort am Morgen eine Hecke „auf den Stock gesetzt“.

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Übrig blieben kaum einen Meter hohe Baumstümpfe und Gebüsche. Doch die werden rasch ausschlagen und zusammen mit Gras dem Rebhuhn einen geschützten Raum für seine Nester liefern, versicherte Houck. Er freute sich, dass man so einen Beitrag zum Erhalt der Rebhühner leisten könne.

Denn der Bodenbrüter braucht luftige, niedrige Gebüsche. Sie bieten ihm Schutz gegen seinen größten Feind, den Fuchs, aber auch gegen Gefahr von oben: Greifvögel. In verholzten hohen Hecken und Bäumen kann das Huhn nicht brüten.

Schilder erläutern die Notwendigkeit eines Rückschnitts der Hecken. © Sabine Braun

Öffentlichkeitsarbeit nötig

Landrat Dr. Achim Brötel sagte voraus, dass angesichts der Rückschnitte eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit nötig sein werde, da nicht jeder den Hintergrund kenne. Mancher werde nicht verstehen, dass man „auch mal brachialer rangehen“ müsse an die Gehölze.

Auch den Naturschützern „blutet das Herz“ bei manchem radikalen Eingriff, betonte Peter Baust, Vorsitzender des Nabu Mosbach. Doch man werde „Heckenpflege mit Herz und Verstand“ betreiben, keine schönen Eichen und schon gar keine alten Streuobstbäume „raushauen“. Jede Hecke werde einzeln bewertet und behandelt, versicherte er.

Von niedrigeren dichten Hecken werde nicht nur das Rebhuhn profitieren, sondern auch Neuntöter, Klappergrasmücke sowie andere Arten.

Wichtig war Baust der Hinweis auf die Finanzierung: Um das Projekt, das aktuell von Ehrenamtlichen getragen wird, zu verstetigen, müsse man für eine dauerhafte Finanzierung sorgen, sagte er in Richtung Landrat und Minister. Schon jetzt warb er um Unterstützung von Folge-Förderanträgen.

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Minister Peter Hauk erinnerte daran, dass es bisher nur zwei weitere Rebhuhn-Modellprojekte im Land gebe. Wichtig war ihm der Hinweis, dass ohne Bewirtschaftung nichts gehe. „Wenn man gar nichts tut, wird auch das Rebhuhn verschwinden“. Das Rebhuhn sei eine Zeigerart für den Naturschutz. Der Bestand könne wieder aufgebaut werden, wie es auch beim Reiher und dem Storch gelungen sei. Man müsse aber „Ja sagen zur Nutzung der Natur“. Und in dem Fall eher zur Säge als zur Rebschere: „Mut zu Tabula rasa“, fasste Hauk zusammen.

Wenn man über vom Aussterben bedrohte Tiere rede, denke man reflexartig an exotische Arten wie den Pandabären, aber nicht an das Rebhuhn, das ebenfalls dazu zähle, sagte Landrat Dr. Brötel. Er rief in Erinnerung, dass der Steppenvogel überhaupt erst durch die Entwicklung der Landwirtschaft in der Region heimisch geworden sei. „Umso tragischer ist es, dass ausgerechnet die Weiterentwicklung der Landwirtschaft dazu geführt hat, dass der Vogel in Baden-Württemberg inzwischen sogar auf der ’Roten Liste’ steht.“ Diese Aussage sei nicht mit einem Vorwurf an die Bauern verbunden, sondern einfach eine objektive Feststellung.

Den Bestand „boostern“

Ornithologe Dr. Elmar Werling schätzte den Bestand im 100 Quadratkilometer großen Projektgebiet zwischen Seckach und Mosbach auf rund 150 bis 200 Rebhühner. „Es wird Zeit, mit geeigneten Maßnahmen zu ’boostern’“, so der Experte.

Dazu gehöre eine intensive Bejagung des Fuchses, wobei man auf eine Förderung der Anschaffung von sehr effektiven Lebendfallen hoffe, so Jan Wagner für die Kreisjägervereinigung in Richtung des Ministers.

Ebenso wichtig sei es, für ausreichend Nahrung zu sorgen. Hier kommen die Landwirte ins Spiel, so Andreas Sigmund vom Kreisbauernverband, der auf die Möglichkeit der Förderung von mehrjährigen Blühwiesen hinwies, die Schutz bieten und Insekten anlocken. Die entsprechenden Weichen im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik seien gestellt, betonte Hauk in diesem Zusammenhang.

Der Dank des Ministers wie auch des Landrats ging an die vielen Ehrenamtlichen für das einzigartige gemeinschaftliche Engagement und für das Gegensteuern gegen den „stillen Tod“ des Rebhuhns.

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