Weiterer Schriftwechsel

Landrat Schauder: „Es muss erlaubt sein, auf Fakten hinzuweisen”

Von 
Sabine Holroyd
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© Sabine Holroyd

Main-Tauber-Kreis. Postwendend reagierte Landrat Christoph Schauder am Silvesterabend auf Uwe Lahls Antwort. Seine Aussagen in den FN seien nicht polemisch gewesen, stellte er darin klar.

Gegenüber den FN erklärte der Landkreis-Chef am Dienstag: „Ich habe in meinem Schreiben auch darauf hingewiesen, dass meine Aussagen durch zahlreiche Verwaltungsvorgänge belegt sind. Insbesondere stellt niemand die aktuell sehr hohen Impfzahlen und den erreichten Impffortschritt in Frage. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, wer zum Großteil dafür verantwortlich ist. Außer der sehr verantwortungsbewussten Bevölkerung, die sich bereitwillig für die dritte Impfung entscheidet, und dem großartigen Engagement der niedergelassenen Ärzte sind hier erneut die 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg zu nennen, die dem Land abermals unkompliziert und unbürokratisch aushelfen, obwohl es in keiner Weise zu ihren originären Aufgaben gehört, Impfungen zu organisieren.“

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Schauder weiter: „Ich habe auch zu keiner Zeit die Forderung erhoben, alle (Kreis-)Impfzentren über den 30. September hinaus zu erhalten. Aber wenn sich die Planungen des Landes bereits in kürzester Zeit nach deren Schließung als nicht ausreichend erwiesen haben, dann war es offensichtlich nicht richtig, ausnahmslos alle Impfzentren zu schließen und ausschließlich auf die niedergelassenen Ärzte, die betriebsärztlichen Angebote und zunächst nur 30 Mobile Impfteams für das gesamte Land zu setzen. Hier hätte besser auf die regionalen Strukturen geachtet werden müssen. Gerade im Main-Tauber-Kreis als am dünnsten besiedelten Landkreis in Baden-Württemberg bestehen aufgrund der langen Fahrwege ganz andere Voraussetzungen als in den urbanen Teilen des Landes – insbesondere für mobile Impfangebote.

Die Stuttgarter Sichtweise, dass die Beschäftigten in den Impfzentren nichts mehr zu tun gehabt hätten, wies Schauder entschieden zurück: „Im Kreisimpfzentrum (KIZ) in Bad Mergentheim hat niemand Däumchen gedreht. Vielmehr wurden Personaleinsatz und Öffnungszeiten dort stets flexibel den Gegebenheiten angepasst. Hätte man das KIZ – wenn auch nur teilweise – im Standby belassen und die beiden dort vorhandenen Mobilen Impfteams nicht ebenfalls abgezogen, dann hätten wir im Oktober sofort wieder voll durchstarten können, als sich die Planungen des Landes als nicht ausreichend erwiesen hatten. Stattdessen musste nun die komplette Impf-Infrastruktur, insbesondere das Personal, von Neuem aufgebaut werden.“

Dabei sei es bereits vor der Schließung aller Impfzentren klar gewesen, dass es im Herbst und Winter wieder zu steigenden Corona-Fallzahlen und damit auch wieder zu einer verstärkten Nachfrage nach Impfungen kommen würde.

Vor diesem Hintergrund habe der Main-Tauber-Kreis bereits im Sommer angeboten, sich auch über den 30. September hinaus zu engagieren.

Anfang November habe die Kreisverwaltung, so der Landrat, das Sozialministerium zudem darauf hingewiesen, „dass es mit der Impfkampagne in unserem Flächenlandkreis so nicht weitergehen kann“. Man habe zugleich konstruktive Vorschläge für eine nachhaltige Verbesserung, Ausweitung und Beschleunigung der Impfkampagne im Main-Tauber-Kreis vorgelegt. „Daraufhin“, so Schauder gegenüber den FN, „wurden wir gebeten, zunächst eine Fortschreibung des Landesimpfkonzeptes abzuwarten, was erst in der zweiten November-Hälfte erfolgt ist. Damit ist wieder wertvolle Zeit verloren gegangen, ehe eine Verbesserung erreicht werden konnte.“

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Es sei auch „selbstverständlich“, dass das Land die Kosten für den Regionalen Impfstützpunkt (RIS) in Königshofen trägt, „denn wir übernehmen hier abermals freiwillig eine Aufgabe für das Land.“

Allerdings, so Schauder, „impfen wir im RIS mit unseren eigenen Strukturen, weil die 155 angekündigten Mobilen Teams des Landes größtenteils nur auf dem Papier in Form eines Kostenersatzes existieren“.

Die Mitarbeiter vor Ort hätten sich in den vergangenen Wochen erheblichen Anfeindungen ausgesetzt, „weil die Planungen des Landes mitunter als bestehende Realität kommuniziert wurden und die Menschen bei den kommunalen Verwaltungen vor Ort nach Verantwortlichen für die damals stockende Impfkampagne gesucht haben. Dies“, so Schauder, „sind Fakten, und es muss erlaubt sein, auf diese Fakten mitunter pointiert hinzuweisen. Ich hätte mir gewünscht, dass verschiedene Abläufe der vergangenen Monate in Stuttgart kritisch reflektiert werden und die Nennung von Fakten nicht als Angriff verstanden wird.“

Die Impfkampagne sei durch die Kraftanstrengung aller Beteiligten inzwischen auf einem sehr guten Weg. Landrat Schauder: „Insoweit ist der Vorgang für mich erledigt. Jetzt gilt es, den Blick nach vorne zu richten und mit der gemeinsamen Arbeit von Land, Kreisen und niedergelassenen Ärzten so viel ,Impf-PS’ wie möglich auf die Straße zu bringen.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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