Main-Tauber-Kreis. Christoph Schauder wiederholt den Satz immer wieder: bei der Kreistagssitzung, in Reden, beim Pressegespräch. „Es war eine krasse Fehlentscheidung des Landes, die Impfzentren zu schließen. Pandemiebekämpfung heißt, auch entsprechende Strukturen vorzuhalten.“ Die habe es mit dem Kreisimpfzentrum (KIZ) gegeben. Das Angebot des Main-Tauber-Kreises, dieses auch nach dem 1. Oktober – dem vom Sozialministerium offiziellen ausgegebenen Schließungstermin – weiterzuführen, habe das Land abgelehnt.
Dass der Landrat auf das Grün geführte Sozialministerium nicht gut zu sprechen ist, verdeutlicht folgende Aussage. „Gegenüber dem Sozialministerium ist jeder Hühnerhaufen ein straff organisiertes Garderegiment.“ Schauder wirft den Verantwortlichen in Stuttgart vor, für den schleppenden Impffortschritt in einer dynamischen Phase der Pandemie verantwortlich zu sein.
Immerhin sei bereits im September klar gewesen, dass es Booster-Impfungen geben müsse, weil zwei Pikse zum Schutz gegen das Virus nicht ausreichen. Zudem wurde mit weiteren Mutationen gerechnet, auch wenn die Omikron-Variante erst am 9. November erstmals in Südafrika nachgewiesen wurde und in einigen Ländern, wie Großbritannien oder Frankreich, die Delta-Variante bereits abgelöst hat. In Deutschland ist die hochansteckende Omikron-Variante ebenfalls auf dem Vormarsch.
Gerade für den ländlichen Raum mit seinen weiten Wegen sei die zentrale Organisation der Mobilen Impfteams nicht ideal gewesen, denn allein Fahrzeiten von Schwäbisch Hall bis in den Main-Tauber-Kreis kosteten drei Stunden, die von der Impfzeit abgehen, bemängelt der Landrat. Kritik, dass sich der Main-Tauber-Kreis zu wenig gekümmert habe, weist er zurück. Nachdem man gesehen habe, dass die vom Land erdachten Strukturen nicht greifen, wurde auf die eigenen, alten zurückgegriffen. „Wir mussten uns selbst helfen. Vom Land sind wir in den zurückliegenden Wochen enttäuscht worden“, so Christoph Schauder. Die alte Führungscrew des Kreisimpfzentrums wurde mit der Überplanung beauftragt und das Vier-Säulen-Modell erarbeitet, das seit kurz vor Weihnachten komplett steht.
Dieses Impfkonstrukt setzt auf die niedergelassenen Ärzte, die Mobilen Impfteams, die drei an die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) der BBT-Gruppe angedockten Impfstützpunkte in Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim sowie auf den großen Impfstützpunkt mit vier Straßen in der Tauberfranken-Halle in Königshofen. Dort werden mittlerweile täglich über 700 Menschen durch eigene Teams geimpft.
„In der Impfstatistik des Landes liegen wir im oberen Drittel. Mit unserem Konzept bringen wir jetzt noch einmal deutlich mehr Impf-PS auf die Straße“, so der Landrat. Er hofft, dass es im Januar gut weiterlaufen wird mit der ersten, zweiten und dritten Impfung und die Menschen im Main-Tauber-Kreise regen Gebrauch vom Angebot machen. „Lassen Sie sich impfen“, lautet deshalb seine Aufforderung. Der Piks nämlich sei der einzige Weg aus der Pandemie.
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