Brisantes Thema - Wasser als Ressource

Landrat Christoph Schauder über Realität und Fiktion des Films „Bis zum letzten Tropfen”

Wasser als Ressource in der Hand von Großkonzernen und die Bürger schauen in einen trockenen Hahn: Ein Szenario, das sich keiner vorstellen mag. Für Landrat Christoph Schauder will die filmische Fiktion aufrütteln.

Von 
Diana Seufert
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Im Film „Bis zum letzten Tropfen“ stellt sich Ava (Hannah Schiller) in einer Gemeinderatssitzung offen gegen ihren Vater Martin (Sebastian Bezzel), den Bürgermeister, und seine Pläne mit der Firma PureAqua. Für Christoph Schauder, Landrat des Main-Tauber-Kreises, darf die Ressource Wasser nicht zum Spielball werden. © SWR/Diwafilm/Jürgen Olczyk

Main-Tauber-Kreis. Gebannt verfolgte Landrat Christoph Schauder die Premiere von „Bis zum letzten Tropfen“ in der Weikersheimer Tauberphilharmonie. Ein Filmteam hatte im vergangenen Sommer die Residenzstadt als Kulisse auserkoren, um dort einen investigativen Film zum Thema Klimawandel und Wasserknappheit zu drehen. Wie ihm das Drama gefallen hat und wie nahe es an der Realität ist, wollten die FN vom Landrat wissen.

Es regnet, ein gemütlicher Landregen eben. Landrat Schauder (Bild) freut sich über das Nass von oben – gerade mit Blick auf den Film. Der hat für ihn zwei Botschaften: „Der Klimawandel ist Realität und er wird sich auf das Wasser auswirken. Zudem müssen wir alles daran setzen, dass das regionale Wasser nicht zum Spielball weltweit agierender Konzerne wird.“

© Frank Mittnacht

Der brisante Film von Daniel Harrich ist hochkarätig besetzt: Sebastian Bezzel, Ulrich Tukur, Michaela May, Michael Roll oder Hannah Schiller. Der Bürgermeister von Lauterbronn wird vom Großkonzern PureAqua umworben, das Tiefenwasser der Kommune für wenig Geld anzuzapfen. Der Konzern will fast die dreifache Menge abgreifen, die sonst aus den Brunnen fließt. Angeblich ist genügend Wasser vorhanden, was ein Gutachten bestätigen soll. Auch vom Umweltministerium setzt man alles daran, dass der Deal zustande kommt. Am Ende liegen die Trinkwasserreservoirs trocken, aus dem Hahn kommt nichts mehr.

Kurzweilig, lehrreich und packend vermittelt, charakterisiert Christoph Schauder die Darstellung. „Es ist ein toller Film, der viele Dinge zuspitzt. Aber genau das soll die Zuschauer ja aufrütteln“, so der Landrat. Beeindruckend findet er, dass sich das Team dem Thema Klimawandel über die Schiene Wasser genähert hat. Und er fügt ohne Umschweife an: „Ich bin froh, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem es nicht so einfach möglich ist, Dinge wie die Wasserversorgung zu privatisieren. Das gehört zur Daseinsvorsorge und die muss in öffentlicher Hand bleiben.“

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„Keine Privatisierung“

Von einem Verkauf von Wasserrechten hält der Landrat nichts. „Vor dem Hintergrund der Klimadebatte und der aktuellen Entwicklung in der Ukraine kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Wasser privatisiert wird.“ Damit schaffe man eine Abhängigkeit, die einem „schnell auf die Füße fallen kann“. Auch wenn es vor vielen Jahren schon mehrfach in der EU diskutiert wurde und in anderen Regionen leider erschreckende Wirklichkeit wurde.

Nach Aussagen des Regisseurs ist die Wirklichkeit sogar noch schlimmer und Deutschland verliert ständig hohe Wassermengen. Wie realistisch beurteilt Schauder also den dargestellten Kampf ums Nass? Der Main-Tauber-Kreis sei kein Wassermangelgebiet – wenngleich man in den Wäldern schon den Klimawandel beobachten könnte. In anderen Regionen, etwa in Brandenburg, sei das anders.

Trotzdem gibt es kein Wasser im Überfluss. Trockenheit und Dürre haben sich vor allem durch die letzten Hitzesommer tiefer ins Bewusstsein der Bürger eingegraben. Die Extremwetter nehmen zu. „Ich kann mich an 2019 erinnern, als wir eine Allgemeinverfügung zum Verbot der Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern erlassen haben, die dann über mehrere Wochen galt. 2020 mussten wir erneut über eine solche Verfügung diskutieren, konnten dies dann aber noch abwenden“, gibt Schauder zu bedenken. Das Thema mache sich nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch bei jedem Bürger bemerkbar.

Es werde schon einiges getan, verweist der Landrat auf die Erprobung der Ansiedlung anderer Baumarten, die mit Wasserknappheit besser zu Recht kommen. Und jeder könne sein eigenes Konsumverhalten ändern. Der Landrat geht mit gutem Beispiel voran: Beim Zähneputzen läuft der Hahn nicht unnötig und auch beim Händewaschen wird er öfter mal zugemacht. „Deswegen sind solche Themenwochen auch wichtig, um das Bewusstsein zu schärfen.“ Er achte seitdem verstärkt auf solche Dinge.

Rund 1000 Grundwasserentnahmestellen gibt es im Main-Tauber-Kreis, aus denen 2021 etwa zehn Millionen Kubikmeter Wasser entnommen worden ist. Man habe einen genauen Blick auf den Verbrauch und vor allem die Ressourcen, verweist er auf scharfe Gesetze und Vorgabe. Und das Land hat nach 2019 einen Managementplan Wasserversorgung aufgestellt, damit bei Problemen rechtzeitig gegengesteuert werden kann. Mit Bodenseewasser, Nord-Ost-Wasserversorgung sowie der kommunalen Wasserversorgung sei man im Kreis aber gut aufgestellt.

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Problembewusstsein der Bürger

Hätte er gerne den Landrat im Film gespielt? Christoph Schauder muss grinsen. „Ich fand die Darstellung sehr interessant, aber ich habe ein fundamental anderes Amtsverständnis als der fiktionale Landrat.“ Aus diesem Aspekt heraus hätte er schon Lust gehabt, zu zeigen, dass solche Gespräche in Wirklichkeit anders ablaufen. Schauder ist überzeugt, dass alle beteiligten Stellen nicht für den Konzern, sondern für die Bürger arbeiten würden und damit auch den Bürgermeister mehr unterstützt hätten.

„Das Land steht ohne Wenn und Aber auf der Seite der Bürger und es wird genau hingeschaut, was vor Ort passiert.“ Nicht zu unterschätzen ist in seinen Augen auch das Problembewusstsein der Bevölkerung. „Bei einem solchen Vorgehen würde ein Aufschrei durchs Land gehen, der seinesgleichen sucht.“ Denn gezeigt wird auch, was passieren kann, wenn Politik mit Unternehmen zu stark klüngelt.

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„Wer den Klimawandel leugnet, der hat den Schuss nicht gehört“, betont Schauder immer wieder. Der Ausbau von Windenergie und Freiflächenphotovoltaik mit Köpfchen, die Stromverteilung und die Speicherung der Energie, um unabhängig auch von anderen Staaten wie aktuell von Russland zu sein: Daran arbeite man derzeit mit Hochdruck. Als Verfechter eines leistungsstarken ÖPNV gibt es für ihn auch hier noch einiges zu tun – aber auch dicke Bretter zu bohren. Elektromobilität verstärkt in die Fläche zu bekommen, ist ein weiteres Anliegen. „All das kann auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit einen Beitrag leisten.“

Den Finger in die Wunde hat der Film aus Sicht von Landrat Christoph Schauder trotzdem gelegt. „Wir haben Verantwortung für die kommenden Generationen und sind alle gemeinsam für den Klimawandel verantwortlich. Daher sollte jeder schauen, welchen Beitrag man leisten kann, um die Folgen zu mildern.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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