Filmproduktion in der ARD - Erste Details zu den Hintergründen der Dreharbeiten im Taubertal / Wasserknappheit als kommende „Katastrophe im Zeitlupentempo“

Weikersheim: Packender Dorfwestern mit bekannten TV-Stars

„Wir sehen gerade einer Katastrophe in Zeitlupe entgegen“, sagt Regisseur und Grimmepreisträger Daniel Harrich zum Thema Wasser. In einem Spielfilm, der im Taubertal gedreht wurde, greift er den Komplex als packenden „Dorfwestern“ auf.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Im Taubertal beim Weikersheimer Ortsteil Schäftersheim wurde diese Szene mit Sebastian Bezzel gedreht. Im Hintergrund sind Fußballer beim Training auf dem Platz der örtlichen Spielvereinigung zu sehen. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim/Main-Tauber-Kreis..  Es waren Journalisten und Fachleute aus der ganzen Bundesrepublik, die sich am Montag zusammengeschaltet haben. Hintergrund: Der Spielfilm und eine Dokumentation von Daniel Harrich unter dem Titel „Bis zum letzten Tropfen“ wird am 16. März um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Zu sehen sein werden dabei zahlreiche Orte und prominente Darsteller rund um Weikersheim.

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Die ARD promotet ihnen Themenschwerpunkt „#Unser Wasser“ auf sämtlichen Kanälen. Der Komplex Wasser soll ein „großes, gesellschaftlich relevantes Projekt“ werden, das wissenschaftlich begleitet wird. Bürger können auch aktiv teilnehmen und den Wissenschaftlern Hinweise auf Wasserknappheit, Hochwässer oder versiegende Seen und Bäche liefern. Die Beiträge werden gesammelt, kartiert und wissenschaftlich ausgewertet.

So sind wir es gewohnt: Frisches Wasser kommt aus jedem Wasserhahn. Eine für jeden Bürger spürbare Verschlechterung des „Wassermarkts“ sagt der Journalist und Regisseur Daniel Harrich voraus. Wissenschaftler stützen seine These vor dem Hintergrund des Klimawandels. © Michael Weber-Schwarz

„Trinkwasser gehört für uns zur Selbstverständlichkeit“, hieß es in der Pressekonferenz, doch es werde in Zukunft zu einer Knappheit kommen, „die wir uns noch nicht vorstellen können“. Andernorts auf der Welt ist der Prozess schon weit fortgeschritten – auch Deutschland müsse sich darauf einstellen.

Journalistisch tiefgehend und umfassend hat sich der bekannte Regisseur mit dem Thema beschäftigt und will „zu einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion anregen.“ Gleichwohl waren für ihn „die Dreharbeiten in Tauberfranken eine wunderschöne Zeit.“

Fiktional das Thema aufgreifend ist ein Spielfilm entstanden, der „eine Kraft aus sich heraus entwickelt“, so der verantwortliche Spielfilmredakteur Manfred Hattendorf. Schauspieler Sebastian Bezzel, der im Film als Bürgermeister von „Lauterbronn“ auftritt, schilderte Details zum Inhalt: Ein Verwaltungschef lässt sich „auf die falschen Leute ein“, auch weil er der Jugend in seinem Städtchen etwas bieten will. Doch die Situation kippt irgendwann – und auch die Jugend wendet sich gegen ihn.

Regisseur Daniel Harrich und Schauspieler Sebastian Bezzel bei der Videoschaltung. 2021 konnte man die Promis in und um Weikersheim fast privat kennenlernen. © Michael Weber-Schwarz

Film auch im Bundestag

Damit das komplexe Thema Wasser (-knappheit) vor dem Hintergrund des Klimawandels auch politisch stärker wahrgenommen wird, gibt es einen „Parlamentarischen Abend“ mit dem Film im Deutschen Bundestag kurz vor der öffentlichen TV-Ausstrahlung.

„Alles hängt mit allem zusammen“, sagt Harrich – es gehe nicht nur um Wasserverkäufe an Industrie und Landwirtschaft und Flaschenwasser aus Tiefbrunnen. Was zunehmende Wasserknappheit für Effekte habe, sei aktuell noch „unabsehbar“. Trotzdem gibt es auch aus Deutschland Berichte über „abgerissene und versinkenden Häuser“ – das „ist also nicht nur in Mexiko und Indien so.“ Harrichs Einschätzung: „Wir sehen einer Katastrophe im Zeitlupentempo zu.“ Ohne Panik machen zu wollen, „sollte uns das Thema besorgen.“ Man sei in Deutschland zwar noch nicht „abgestürzt“, aber bereits „auf dem Weg zur Klippe.“ Der Film gehe nicht mit dem Holzhammer oder dem moralischen Zeigefinger vor, aber in absehbarer Zeit werde es „ein Ringen um jeden Tropfen Wasser geben“, so ein externer wissenschaftlicher Experte, der im Auftrag der ARD arbeitet. Aktuell komme noch „Wasser von super Qualität aus dem Hahn“, aber das werde bereits von weit her in die Verbrauchsorte geleitet. Es gehe auch um das Thema Biodiversität, um das Leben in und unter der Oberfläche. Der Klimawandel habe „erhebliche Auswirkungen auf das Wasser in der Landschaft.“ Dies sei das Ziel von Film und Dokumentationen: „Den Klimawandel auf die regionale Ebene herunterzoomen.“

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Beispiele für Probleme mit dem Wasser gibt es auch in der Tauber-region. Ende 2020 hatte die FN-Redaktion über ein dramatisches Muschelsterben im Aschbachsee bei Niederstetten-Herrenzimmern berichtet. Tausende von Süßwassermuscheln waren damals verendet, weil der See-Pegel in nicht gekannter Weise unter die üblichen Marken gesunken war. Es „fließt weniger Wasser aus den kleinen Seitentälern zu, als irgendwo abfließt“, hieß es damals – Wassermangel.

Wie es von ARD-Seite hieß, haben sich bereits vor der Ausstrahlung von „Bis zum letzten Tropfen“ prominente Nachrichtenformate für den Themenkomplex interessiert – das Thema wird also in den kommenden Wochen verstärkt von verschiedenen Seiten in den Fokus genommen. Auch die FN-Redaktion wird in Beiträgen im Zusammenhang mit den Filmproduktionen weiter informieren.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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