Grünsfeld/Wittighausen/Igersheim. Als 2015 die große Flüchtlingswelle aus dem Nahen Osten und darüber hinaus über Deutschland schwappte, war die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung groß. Doch die ehrenamtliche Hilfe wurde schnell durch professionelle Kräfte abgelöst, jedenfalls größtenteils. Denn ganz ohne die Freiwilligen geht es überhaupt nicht, bestätigt Philipp Fernald.
Er ist als Integrationsmanager bei den Kommunen Igersheim, Grünsfeld und Wittighausen angestellt, bisher immer nur befristet. Seit 2016 besteht die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Igersheim und Grünsfeld, 2018 kam dann Wittighausen dazu. Das sei „beispielhaft für die interkommunale Zusammenarbeit“, verdeutlicht Igersheims Bürgermeister Frank Menikheim das Besondere an der Stelle von Philipp Fernald.
„Professioneller Kümmerer“
Es gebe, neben aller staatlichen Hilfe, viele Spezialthemen in den Gemeinden, die alleine von der Verwaltung nicht zu stemmen wären. Deshalb hatte man sich frühzeitig um einen professionellen „Kümmerer“ bemüht und in Philipp Fernald gefunden. Seine Vergangenheit, aber auch seine Sprachkenntnisse und sein ruhiges und bestimmendes Auftreten helfen bei vielen Problemen im Alltag oftmals weiter.
Fernald ist zuständig für die gesamte Integrationsarbeit der drei Kommunen. Er berät Flüchtlinge und Zuwanderer, hilft ihnen insbesondere bei Antragsstellungen und bei der Bewältigung des Alltags, vor allem in der Phase, wenn Menschen neu in Deutschland und dann in der Kommune ankommen.
Dabei ist die Arbeit in den letzten Jahren nicht weniger geworden. Mittlerweile kommen sogar mehr Flüchtlinge im Man-Tauber-Kreis an als bei der großen Welle 2015/16, hat Fernald beobachtet.
Der Verteilungsschlüssel des Landes wurde geändert, erläutert dazu Frank Menikheim. Das bedeute für viele Kommunen eine Verschärfung der Situation, gibt es doch jetzt schon zu wenig Platz oder Wohnraum für die Geflüchteten.
Alleine in Grünfeld und seinen Ortsteilen sind aktuell 28 Menschen aus der Ukraine untergebracht, zusätzlich zu denen, die privat bei Bekannten oder Verwandten leben. In den anderen beiden Gemeinden sieht es ähnlich aus. Man stoße langsam an seine Grenzen.
„So, wir sind jetzt hier“
„So, wir sind jetzt hier“, heißt es oft bei Philipp Fernald, der dann schnell und unbürokratisch Hilfe organisieren muss. Zum Glück habe man auf dem Wohnungsmarkt etwas mehr Spielraum als 2015/16, hat der Integrationsmanager beobachtet.
Trotzdem bleibt die Lage angespannt, denn das Land überlegt bereits, als weitere Notunterkünfte wieder Sport- und Mehrzweckhallen zur Verfügung zu stellen. Auch die bekannten Containerdörfer kommen wahrscheinlich wieder zum Einsatz.
Man befürchtet, dass im Winter noch mehr Flüchtlinge kommen werden.
Angestellt ist Fernald bei der Gemeinde Igersheim, die dann nach Anzahl der betreuten Personen mit den anderen beiden Kommunen abrechnet, erläutert Grünsfeld Bürgermeister Joachim Markert. Man sei sehr zufrieden mit der Arbeit von Philipp Fernald, sind sich alle drei Bürgermeister einig.
„Gute Leute müssen gehalten werden“, spricht Wittighausens Bürgermeister aus, was alle drei denken. Daher lag es nahe, die bisher nur befristete Einstellung von Philipp Fernald, die mit der unsicheren Förderung von Saat und Land zusammenhängt, in eine dauerhafte Anstellung umzuwandeln.
Kritik am Bund
Im Rathaus von Grünsfeld kam man daher zusammen, um den neuen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen.
Dabei wurde Kritik am Bund geäußert, da immer noch nicht feststeht, ob die Stelle eines Integrationsmanagers weiter gefördert wird, wie es die Kommunen seit langem fordern.
Denn die Arbeit wird nicht weniger, sondern eher mehr.
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