Energieeinsparung

Warum in Igersheim nachts die Lichter ausgehen

Von 0.15 bis 4.15 wird die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet. Weitere Maßnahmen beschlossen

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Klaus T. Mende
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In Igersheim, Teilorten und Weilern gehen die Lichter aus – nachts von 0.15 bis 4.15 Uhr. Mit dieser und weiteren nachhaltigen Maßnahmen beschloss der Gemeinderat, Kosten einzusparen. © Klaus T. Mende

Igersheim. In Igersheim gehen nachts die Lichter aus – von 0.15 bis 4.15 Uhr. Dies beschloss der Gemeinderat im Rahmen seiner donnerstäglichen Sitzung im Rathaus im Zusammenhang mit Energieeinsparungs- und Klimaschutzmaßnahmen. Doch damit nicht genug, denn die Bürgervertreter brachten darüber hinaus weitere Dinge auf den Weg, die sich für den Gemeindesäckel positiv auswirken sollten. Während viele Kommunen bereits beschlossen haben, darauf komplett zu verzichten, wird in der Igersheimer City die Weihnachtsbeleuchtung Fremde wie Einheimische erfreuen. Sie wird jedoch an die herkömmliche Straßenbeleuchtung gekoppelt.

Bis zur knappen Entscheidung hatten die Räte ihre Meinungen ausgetauscht und teilweise emotional diskutiert. Sowohl das Für als auch das Wider wurde detailliert begründet und jede Seite zeigte Verständnis für die Ansichten der anderen. Schlussendlich sei es das Bestreben aller gewesen, eine Lösung zu finden, mit der man gut leben könne.

In Sachen Klima- und Energieeinsparung hat sich in Igersheim bereits in der Vergangenheit viel getan – Bürgermeister Frank Menikheim erinnerte in diesem Zusammenhang an die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, was sich längst rentiert habe. Darüber hinaus seien auf zahlreichen Dächern von kommunalen Gebäuden (Dorfgemeinschaftshäuser, Rathaus, Hallen, Schule) Photovoltaikanlagen installiert. Allerdings gebe es noch weitere Möglichkeiten, auf der einen Seite Gutes und Nachhaltiges zu tun, das sich auf der anderen Seite zu finanziellen Entlastungen führen werde. Genannt wurden in der Sitzung zum Beispiel eine Verringerung der Temperatur in Sporthallen oder Büros, eine Einzelraumsteuerung (keine Beheizung während Urlaub) oder mehr Homeoffice an Freitagen, wenn ohnehin nur bis in die Mittagszeit gearbeitet werde.

Konkret beschlossen wurde eine weitere Belegung von Dachflächen mit Photovoltaik: Kinderkrippe im Pfarrgarten, J.U.K.I. im Tauberweg und Kleinsporthalle in der Erlenbachtalstraße. Hier gäbe es noch brachliegende Potenziale, die sinnvoll genutzt werden könnten.

Derzeit sei das Schul- und Sportzentrum mit einem Wärmebedarf von etwa 400 000 Kilowattstunden pro Jahr der größte kommunale Gasverbraucher, warf Gemeindeoberhaupt Frank Menikheim ein. Doch auch hier könne nachhaltig Hand angelegt werden, um die Kosten zu reduzieren – gesagt, getan.

Zunächst habe man sich dafür interessiert, auf Pellets umzustellen. Doch nach einer erneuten Besprechung sei man zu der Überzeugung gelangt, dass eine Hackschnitzelheizung eine noch bessere Alternative darstellen könnte. Zwar verursache ein größerer Platzbedarf für das Material Mehrkosten, auf der anderen Seite überwogen jedoch die Vorteile: geringe laufende Kosten, höhere Autarkie (Verwendung von Grüngut teilweise möglich), klimagerechtere Variante.

Bei der Kostenschätzung sei die Hackschnizelvariante mit knapp 640 000 Euro zwar rund 135 000 Euro teurer als die Pellet-Lösung, wobei beide Maßnahmen mit einer Förderung von 35 Prozent rechnen könnten.

Doch unterm Strich spreche alles für Holzhackgut. Hier der Kostenvergleich: Erdgas: derzeit 20 Cent pro Kilowattstunde, Holzpellets: augenblicklich 13 Cent pro Kilowattstunde, Hackgut: konstant bei vier Cent pro Kilowattstunde.

Mit diesen Entscheidungen habe man einen weiteren Schritt in die richtige Richtung hin zu mehr Klimaneutralität getan, so der allgemeine Tenor im Gremium. Alle Seiten, Gemeinderat und Verwaltung, seien sich aber einig, dass die Augen offen gehalten werden, um zu eruieren, ob es noch weitere Möglichkeiten gebe, Geld zu sparen.

Im Igersheimer Gemeinderat kurz notiert

Bürgermeister Frank Menikheim zeigte sich in der donnerstäglichen Sitzung des Gemeinrates im Rathaus „ein Stück weit erleichtert“, dass die Kuh nun endlich vom Eis sei. Denn nach mehreren vergeblichen Anläufen hat das Gremium nun die Gartenbauarbeiten für die Neugestaltung der Außenanlage am Kinderhaus Kunterbunt auf dem Kirchberg vergeben. Nach einem zuvor deutlich überteuerten Angebot (wir berichteten) sei bei einem weiteren Anlauf Bewegung in die Sache gekommen. Die Arbeiten sollen von der Firma Herkner Gartengestaltung aus Bad Mergentheim zum Angebotspreis von 65 319,70 Euro durchgeführt – und zwar im Frühjahr 2023. Das Material werde bereits durch die Gemeinde bestellt und bis dahin gelagert. Die Räte Karl Limbrunner und Wolfgang Stockert hoben explizit die Bedeutung dieser Maßnahme für die Einrichtung hervor.

Weitere Arbeiten vergab die Bürgervertretung in Sachen Errichtung eines Anbaus an das Dorfgemeinschaftshaus Bernsfelden für Toiletten, barrierefreien Zugang und Feuerwehr. Für die Zimmererarbeiten, so Rathauschef Frank Menikheim, sei lediglich ein Angebot über knapp 46 000 Euro eingegangen, was um 239 Prozent über der Kostenberechnung liege. Die Ausschreibung werde aufgrund des überteuerten Angebots aufgehoben. Aus diesem Grund habe sich die Ortschaft Bernsfelden bereiterklärt, die Außendämmung in Eigenleistung zu erbringen. Das Material werde von der Gemeinde beschafft, insgesamt falle so eine Summe von etwa 20 000 Euro an. Seitens der Ortschaft, so der Bürgermeister weiter, bestehe nach Auffassung der Verwaltung zu Recht die Erwartung, dass dies an anderer Stelle bei eventuellen künftigen Wünschen entsprechend berücksichtigt und honoriert werde. Josef Gabel sprach stellvertretend für das Gremium von „einer löblichen Haltung der Bürger“, was man gerne unterstütze. Die Arbeiten für die Außenanlage wurden an Benninger Bau für 133 466,53 Euro vergeben. Es könnten jedoch Einsparungen erzielt werden, mit der positiven Folge, dass die Arbeiten am Ende lediglich mit gut 95 000 Euro zur Abrechnung kommen könnten.

Einhellig nahm der Rat den Beteiligungsbericht der Gemeinde Igersheim für das vergangene Jahr zur Kenntnis. ktm

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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