„Haus Reinhardshof“

Wertheim: Was wird aus dem DRK-Pflegezentrum?

Die Sanierungsarbeiten im „Haus Reinhardshof“ dauern noch einige Zeit. Haftungsfragen sind offenbar ungeklärt. Der Mietvertrag für die Ersatzflächen in der Klinik läuft aus. Sie werden für das  „Bürgerspital“ benötigt.

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Gerd Weimer
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Das „Haus Reinhardshof“ des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim in Wertheim. © Gerd Weimer

Wertheim. Nur gut drei Monate nach der Eröffnung musste im Januar dieses Jahres das solitäre Kurzzeit- und Tagespflegezentrum des DRK-Kreisverbands im Wertheimer Stadtteil Reinhardshof schließen. Grund: ein Schaden an der Fußbodenheizung in dem nagelneuen Gebäude. Unterschlupf fand die Pflegeeinrichtung in der Rotkreuzklinik, die seinerzeit in einem Insolvenzverfahren steckte.

Hier gab es ausreichend Platz. Seither belegt das „Haus Reinhardshof“ des DRK das gesamte dritte Stockwerk und Teile des ersten Obergeschosses des benachbarten Gebäudes.

Bürgerspital Wertheim benötigt die Flächen

Der Mietvertrag für die Flächen läuft Ende des Monats aus. Der Kauf der Immobilie durch die Stadt Wertheim steht unmittelbar bevor. Wie berichtet, wollen dort künftig zwei private Unternehmen den größten Teil der Flächen anmieten: Die Westfalenklinik-Gruppe und die Mediclin AG als Hauptmieter planen dort den Betrieb von Fachkliniken. Kern des Projekts ist das „Bürgerspital Wertheim“, das bei erfolgreicher Umsetzung medizinische Leistungen eines Grund- und Regelversorgers inklusive Notfallversorgung anbieten wird. Das Nierenzentrum Seibold/Breunig wird weiterhin Mieter im Erdgeschoss bleiben.

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Für das Kurzzeit- und Tagespflegezentrum des DRK ist also kein Platz mehr in der Klinik. Die Sanierungsarbeiten an seinem ursprünglichen Gebäude sind aber nach Information der Fränkischen Nachrichten noch lange nicht abgeschlossen, weil der eingetretene Wasserschaden sehr umfangreich ist.

Zu Details des Sanierungsbedarfs halten sich die Beteiligten bedeckt. Nach FN-Informationen ist das Gebäude mittlerweile weitestgehend entkernt. Es handelt sich jetzt quasi – zumindest im Innern – um einen Rohbau.

Reinhard Frank, Ex-Landrat und Präsident des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim, wollte gegenüber den FN keine Angaben zur Schadenssumme machen. „Wir sind derzeit in intensiven Gesprächen mit unseren Partnern und arbeiten mit Hochdruck daran, um den ursprünglichen Zustand des Hauses wieder herzustellen“, sagt er auf Anfrage. Momentan plane der federführende Architekt die Abfolge der notwendigen Sanierungsarbeiten. Genaue Angaben zum Fertigstellungstermin könne man erst zu einem späteren Zeitpunkt machen, so Frank.

„Verzwickte Geschichte“

Architekt Eberhard Dörr (Gerlachsheim), der mit seinem Unternehmen das Neubauprojekt geleitet hatte, reagierte auf die FN-Anfrage einsilbig. Es handele sich um eine „verzwickte Geschichte“ mit „sehr vielen Unklarheiten“. Christian Reinhardt vom ausführenden Unternehmen Brandel-Bau (Tauberbischofsheim) möchte sich wegen des „laufenden Verfahrens“ nicht äußern.

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Üblicherweise geht es bei Baumängeln und deren Beseitigung um Haftungsfragen, bei denen die Versicherungen der beteiligten Unternehmen mitreden. Einigen sich die Parteien nicht gütlich, kann es zu einem langwierigen Rechtsstreit kommen. Der DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim könnte in diesem Fall zumindest auf die Expertise des Wertheimer Rechtsanwalts Bernd Kober zurückgreifen, der im Präsidium als Justiziar fungiert. Bernd Kober ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht und hat schon etliche juristische Streitigkeiten dieser Art begleitet.

Für den DRK-Kreisverband geht es um viel Geld. Neben der Beseitigung des Bauschadens schlägt die Miete für die Flächen in der Klinik zu Buche, die monatlich einen mittleren fünfstelligen Betrag umfasst. Auf der Tagesordnung der DRK-Kreisversammlung, die am Mittwochabend stattfand, stand der Punkt „Kreditaufnahme für die Sanierung der Kurzzeit- und Tagespflege“.

Zwischenlösung im Wohnstift?

Da die Sanierung des Pflegezentrums noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, muss eine Zwischenlösung gefunden werden. DRK-Präsident Reinhard Frank bestätigte den FN, dass man in Kontakt mit dem Wohnstift Hofgarten stehe. Die Pflegeeinrichtung des Diakoniezentrums zieht nächste Woche in einen Neubau um. Dort gibt es also kurzfristig ausreichend Flächen.

Man habe aber „noch keine verbindlichen Verträge miteinander geschlossen“, sagte Frank dazu. Die Nutzung des Wohnstifts sei eine „Möglichkeit, die wir gerne wahrnehmen würden“, so der Präsident des DRK-Kreisverbands.

Unterdessen wächst der finanzielle Druck auf das DRK. Einnahmen können nur mit einem laufenden Betrieb erzeugt werden. Ausgaben für Personal und Sachkosten fallen weiter an – wie auch die Zinsen für das Fremdkapital, das für den Bau des Hauses auf dem Reinhardshof aufgenommen werden musste. Die Investitionssumme lag bei rund sechs Millionen Euro. Das Land steuerte Zuschüsse in Höhe von 2,3 Millionen Euro bei, der Landkreis 250 000 Euro. Die Stadt Wertheim hatte das Grundstück zu einem günstigen Preis überlassen.

Die Einrichtung galt als „Leuchtturmprojekt“. Das Konzept sieht 30 Kurzzeitpflegeplätze und 15 Tagespflegeplätze vor. Es wurden 30 Mitarbeitende eingestellt. Für den DRK-Kreisverband war es der Einstieg in das stationäre Pflegegeschäft.

Redaktion Reporter Wertheim

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