Wohnstift Hofgarten

In Kürze ziehen alle 90 Bewohner um

Spatenstich für den Ersatzneubau in der direkten Nachbarschaft erfolgte am 26. Oktober 2022

Von 
Birger-Daniel Grein
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Hofgarten. Die Vorfreude, aber auch die Anspannung, beim Wohnstift Hofgarten steigt. Am Dienstag, 17., und Mittwoch, 18. September, werden alle 90 Bewohner in den Ersatzneubau in der direkten Nachbarschaft umziehen. Am 26. Oktober 2022 war der erste Spatenstich erfolgt, nun – 22 Monate später – wird das Haus die neue Heimat der Wohnstiftgemeinschaft.

In einem Pressegespräch am Montag berichteten Geschäftsführer Martin Leynar und Pflegedienstleiterin Yvonne Frenzel-Tafili über den aufwendigen Umzug.

Leynar zeigte sich mit dem Bauverlauf sehr zufrieden. Insgesamt hätten die Baukosten bei 23 250 000 Euro gelegen, ursprünglich geplant waren 20 Millionen. „Die Mehrkosten resultieren allein aus der Baupreisindexsteigerung seit dem Spatenstich“, sagte er. 500 000 Euro der Gesamtsumme kamen aus Eigenkapital des gemeinnützigen Betreibers, der Rest sei kreditfinanziert.

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Wermutstropfen: Die Investitionen wirken sich auf die Heimkosten per Bewohner aus. Diese steigen damit um etwa 800 Euro im Monat.

Keinerlei Fördergelder

Ärgerlich finden die beiden Verantwortlichen, dass es für den Ersatzneubau keinerlei Fördergelder gab. Dies sah Leynar auch im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von Pflegeeinrichtungen als „eine Frechheit“ an.

Beim Rundgang durchs neue Haus wird deutlich: Es wurden Wohlfühlorte geschaffen. Der Aufbau der Hausbereiche orientiert sich am Aufbau der Wertheimer Altstadt – von Fluss über Stadt und Burg bis zur Natur.

Wohlfühlorte geschaffen

Die Finanzierung wurde über das KFW-Programm „KFW 40 EE“ als besonders klimafreundlich unterstützt. Es wird mit bilanziell 100 Prozent Biogas beheizt und hat eine PV- Anlage mit 85 kWp. Laut Berechnung soll diese 40 Prozent an Gas und Strom einsparen. Im neuen Haus gibt es Platz für 90 Bewohner, alle in Einzelzimmern, sowie zwölf Gäste der Tagespflege.

Für Leynar und Frenzel-Tafili ist es der erste Umzug einer so großen Einrichtung. Sie berichteten, alle im Team hätten ihre Ideen für die Umsetzung eingebracht. So habe man den eigenen „Wohnstift-Weg“ dafür gefunden, mit dem man schon andere große Herausforderungen gemeistert habe.

An jedem der beiden Tage soll die Hälfte der Bewohner umziehen – und mit ihnen alles, was für ihre Betreuung und Pflege wichtig ist, wie Medikamente, Kleidung für die nächsten Tage und persönliche Möbelstücke. Die wohnstifteigenen Möbel sind im Neubau alle neu.

Für die bettlägerigen Bewohner bekommt man an beiden Tagen Hilfe des DRK mit Krankentransporten, die die Menschen direkt von ihren Betten im Altbau in die Betten in ihren neuen Zimmern bringen. Pro Bewohner rechne man hier mit 30 bis 40 Minuten, so sei dies in zwei Tagen locker umgesetzt, sagte Leynar.

Diejenigen, die per Rollstuhl, Rollator und anders unterstützt umziehen können, werden vom Wohnstiftteam in die neue Heimat gebracht. Dies seien insgesamt etwa 30 Personen. Aber auch den Rest wird man beim Umzug begleiten, wurde betont. „Keiner geht allein ins neue Haus“, so Frenzel-Tafili.

Das ganze Team hilft mit

Das ganze Team wird den Umzug unterstützen, dazu gehören neben den Pflegekräften und Mitarbeiter der sozialen Betreuung auch Teams aus Küche und Verwaltung sowie einige Ehrenamtliche. „Alle helfen interprofessionell mit.“ Auch verwaltungstechnisch gibt es beim Umzug viel zu beachten. Alle Teile, die wechseln, müssen im alten Haus ausgetragen und im neuen wieder in die Listen eingetragen werden. An den folgenden Tagen werden dann Büro und weitere Teile umziehen.

Auf Nachfrage erklärte Frenzel-Tafili, der Umzug sei für demenziell erkrankte Bewohner eine große Herausforderung. „Die größte Konstante sind die Gesichter des Pflegepersonals.“ Die wichtige gewohnte Umgebung falle erstmal weg. Man habe die Thematik mit den Hausärzten der Betroffenen besprochen. „Richtig vorbereiten kann man die Patienten nicht.“

Um allen 90 Bewohnern den Übergang zu erleichtern, habe man in der Zeit nach dem Umzug sowohl die Tages- als auch die Nachtschichten personell verstärkt. Mit kleinen Änderungen wegen pflegerischem Zustand oder dem Wunsch des Bewohners selbst, bleiben die Gruppen der Wohnbereiche gleich.

Bisher kennen die Bewohner das neue Haus nicht. „Es wird für sie eine Überraschung“, so Frenzel-Tafili. Einig ist sie sich mit Leynar, die Bewohner würden es entspannt sehen, ebenso die Angehörige. Sie selbst spüre eine positive Anspannung und Aufregung, sagte die Pflegedienstleiterin.

Volles Vertrauen ins Team

Leynar hingegen zeigte sich tiefenentspannt. Er habe den Neubau geplant, sagte er. Außerdem kenne er die Mitarbeiter seit seinem Einstieg im Wohnstift vor elfeinhalb Jahren. „Ich weiß, was wir alles bereits gemeinsam bewältigt haben – von großen Ausflügen bis Pandemie.“ Er habe volles Vertrauen in das Team. Insgesamt habe man 105 Mitarbeitende und etwa 30 Ehrenamtliche.

Beibehalten werde man auch im Neubau die traditionellen Wohnstiftveranstaltungen. Aus drei Räumen ließe sich ein großer Saal dafür schaffen. Statt des Wohnstift-Radios werde es im Neubau sogar einen eigenen Wohnstift-TV geben, bei dem unter anderem auch Hausgottesdienste übertragen werden sollen. Außerdem werde es einen digitalen Infokanal – auch über den TV – geben, mit dem die Bewohner wichtige Informationen abrufen können.

Gottesdienst und Festakt

Am kommenden Sonntag wird es anlässlich des Umzugs einen evangelischen Gottesdienst aller Wertheimer Gemeinden in der katholischen Kirche Hofgarten geben. Im Anschluss findet ein Festakt für geladene Gäste statt. Von 15.30 bis 17.30 Uhr können bei einem Tag der offenen Tür dann das Haus und einige Zimmer von allen Interessierten besichtigt werden. Dabei gibt es auch kostenlos Kaffee und Kuchen.

Anschließend stellte Leynar fest, er sei gespannt, wie das Haus bei allen ankomme. Für Frenzel-Tafili ist es zudem emotional, sich vom alten Haus zu verabschieden. In ihm stecke auch eine 40-jährige Geschichte. „Wenn alle umgezogen sind, will ich nochmal eine Runde durchs alte Haus gehen, bevor ich den Schlüssel abgebe.“ Die Nachnutzung des alten Wohnstifts ist laut Leynar noch offen.

Freier Autor

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