Erneuerbare Energie - Stadt Wertheim stoppt Dialogprozess wegen Eigentümerwechsel bei Höhefelder Windrädern / Info-Veranstaltung auch wegen Pandemie abgesagt

Norweger kaufen Teile des Windparks in Höhefeld

Kurz vor den geplanten Info-Veranstaltungen wegen des Windparks bei Höhefeld stoppt die Stadt den Dialogprozess. Weil ein norwegisches Staatsunternehmen Anteile erworben hat, werden die Karten neu gemischt.

Von 
Gerd Weimer
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Der Windpark bei Höhefeld. © Heike Barwoski

Höhefeld. Die Wertheimer Stadtverwaltung stoppt den Dialogprozess zum Windparkprojekt Höhefeld. Eigentlich sollten noch im November – am 24. in Kembach und am 26. Höhefeld – zwei Informationsveranstaltungen stattfinden. Die werden nun abgeblasen. Zum einen wegen der Pandemie, zum anderen „wegen einer neuen Konstellation der am Repowering-Projekt Beteiligten“, heißt es aus dem Rathaus. Wie mehrfach berichtet sollen die 14 Windräder bei Höhefeld durch sechs viel größere und leistungsfähigere ersetzt werden.

Die Absage sei das Ergebnis einer Beratung der Strategiegruppe Windkraft, bestehend aus Gemeinderäten, Ortsvorstehern, Naturschutzverbänden und Mitgliedern der Verwaltung sowie dem Oberbürgermeister, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Demnach habe sich kürzlich die Eigentümerstruktur beim Windpark Höhefeld geändert. „Wir haben es mit einer neuen Konstellation zu tun, die zunächst der Klärung bedarf“, wird Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zitiert.

Hintergrund: Statkraft und die Windanlage Höhefeld

  • Das norwegische Staatsunternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 4600 Mitarbeiter in 18 Ländern.
  • Der Konzern erzeugt laut Eigendarstellung Strom aus Wasser, Wind, Biomasse und Gas, produziert Fernwärme und ist ein bedeutender Akteur im Energiehandel.
  • Anfang Oktober hat das Unternehmen 39 zusätzliche Windparks in Deutschland erworben, darunter auch acht Windräder in Höhefeld.
  • Laut Unternehmenssprecherin Judith Tranninger verfolgt Statkraft unterschiedliche Geschäftsmodelle bei der Windkraft: Man betreibt Windparks oder verkauft sie nach Errichtung. In Bezug auf Höhefeld sei noch nicht entschieden, in welche Richtung es gehe, sagte sie auf FN-Anfrage: „Wir stehen ganz am Anfang“.
  • Statkraft strebe auf jeden Fall den Dialog mit den Beteiligten an und werde die Anwohner einbeziehen, „um ein gutes Verhältnis aufzubauen.“
  • Denkbar ist laut Judith Tranninger auch ein „finanzielles Beteiligungsmodell“. wei

 

Neue Konstellation

Als neuer Akteur ist das internationale agierende Unternehmen Statkraft aufgetreten, das zu 100 Prozent dem norwegischen Staat gehört (siehe auch Hintergrund). Anfang Oktober habe Statkraft das Windkraftportfolio des Windkraftbetreibers „Breeze Three Energy“ (Bremen) erworben. Darunter fallen auch wesentliche Teile des Höhefelder Windparks.

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Der vor etwa 20 Jahren entstandene Windpark Höhefeld besteht aus 14 Windkraftanlagen. Acht davon seien nun ins Eigentum von Statkraft übergegangen, so die Pressemitteilung. Die restlichen sechs Windräder gehörten zwei weiteren Betreibern. Der Grund und Boden wiederum, auf dem die Anlagen stehen, gehöre unterschiedlichen Eigentümern. Sie haben ihre überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Regel langfristig an die Windkraftbetreiber verpachtet.

Im August hatte der Projektentwickler Juwi in öffentlicher Gemeinderatssitzung den Plan vorgestellt, Der Gemeinderat beauftragte daraufhin die Verwaltung, gemeinsam mit dem Forum Energiedialog die objektive Information und Beteiligung der Bürgerschaft sicherzustellen (wir berichteten).

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Mit dem Eigentümerwechsel habe man es mit einem neuen, noch unbekannten Akteur zu tun, so die Stadt. Das laut Presseerklärung in Branchenkreisen als seriös anerkannte Unternehmen habe die Stadt vor kurzem schriftlich über den Eigentumswechsel informiert. Über die weiteren Pläne gebe es in diesem frühen Stadium noch keine konkreten Aussagen. „Doch nach bisherigen Äußerungen steht zu erwarten, dass Statkraft ebenfalls Interesse an einer Erneuerung (Repowering) der Anlage hat“, heißt es.

„Es besteht eine neue Gemengelage, die erst geklärt werden muss. Ohne Klarheit auf der Eigentümerseite kann keine Klarheit im Sinne der Bürgerschaft hergestellt werden“, wird OB Markus Herrera Torrez zitiert. Die drei jetzt Beteiligten – Projektentwickler, Betreiber und Grundstücksbesitzer – seien in einer komplexen Vertragslage miteinander verbunden. Die Stadt werde Gespräche aufnehmen, um Verlässlichkeit darüber herzustellen, welche Auswirkungen – auch in zeitlicher Hinsicht – die veränderte Konstellation auf die Entwicklung des Repowering-Projekts hat.

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Zunächst Klärung der Situation

Die Bürgerinformationsveranstaltungen, so das Fazit der Strategiegruppe, „sind aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.“ Sie sollen zu gegebener Zeit neu terminiert werden. Man gehe davon aus, dass alle beteiligten Akteure weiterhin zu einem dialogorientierten Vorgehen bereit sind.

Die Strategiegruppe vereinbarte, bis zu einer Klärung der neuen Projektkonstellation weiterhin über Wege zu diskutieren, wie mögliche Belastungen für die Bürger so gering wie möglich gehalten werden können, „ohne sich dabei grundsätzlich gegen erneuerbare Energien zu positionieren“.

Die Absage der Veranstaltungen sei auch wegen der „krisenhaften Entwicklung der Corona-Pandemie“ notwendig. Landesweit gilt seit Mittwoch die Alarmstufe, und das RKI rät zur Zurückhaltung bei Veranstaltungen.

Redaktion Reporter Wertheim

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