Sondersitzung des Gemeinderats Wertheim - Projektunternehmen Juwi beantwortet Fragen zur geplanten Windkraftanlage bei Höhefeld

Windpark bei Höhefeld: „Belastungen für Anwohner so gering wie möglich halten“

Mehr als 50 interessierte Bürger kamen am Montag zur Gemeinderatssitzung in die Main-Tauber-Halle, wo es um die geplante Erneuerung des Windparks in Höhefeld ging.

Von 
Gerd Weimer
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Ein Blick auf die geplanten Windkraftanlagen vom Neubaugebiet in Dietenhan gesehen. © ACTIVART/HEIKE BAROWSKI

Wertheim.  „Im beschaulichen Wertheim soll sich ein Teil der Energiewende mitabspielen“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zu Beginn der Sondersitzung des Gemeinderats am Montag in der Main-Tauber-Halle, zu der gut 50 interessierte Bürger gekommen waren – weit mehr als üblich. Der OB hatte das Gremium angesichts des öffentlichen Interesses aus den Ferien zurückgerufen. „Wir lehnen Windkraft nicht grundsätzlich ab“, gab er das Meinungsbild des Kommunalparlaments wieder, „erwarten aber transparente Informationen für alle Bürger Wertheims, und dass die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich gehalten werden.“

Die Entscheidung über die Genehmigung des neuen Energieparks mit bis zu sechs riesigen Windrädern, welche die bestehenden 14 ersetzen sollen (wir berichteten ausführlich) liegt allerdings, das machte Stadtbaumeister Armin Dattler noch einmal klar, nicht bei der Stadt, sondern beim Landratsamt. Dieses prüfe nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz die Zulässigkeit der Anlage. Die Stadtverwaltung kann lediglich Stellung nehmen.

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OB Herrera Torrez hatte die Fragen in einer Präsentation zusammengefasst. Beantworten sollte sie vor allem Julia Wolf, die bei der Projektgesellschaft Juwi als Projektleiterin arbeitet (siehe auch die Info-Box). Juwi, eine Tochtergesellschaft des Mannheimer Energieversorgers MVV, welche die Projektierung und den Bau übernehmen will, steht im Kontakt zu den derzeitigen Betreibern der Anlagen, die – inklusive Betonfundament – komplett zurückgebaut werden müssen, sollte Juwi die Genehmigung für das sogenannte „Repowering“ erhalten, also die bestehenden Anlagen durch deutlich leistungsfähigere zu ersetzen.

Zeitplan

Die Inbetriebnahme wird laut Julia Wolf frühestens 2026 erfolgen. Im Frühjahr nächsten Jahres soll die obligatorische Vogel- und Fledermausuntersuchung stattfinden. Im Winter 2022 würden die genauen Standorte festgelegt und alle erforderlichen Gutachten für das Genehmigungsverfahren erstellt.

Nach Einreichung des Antrags beim Landratsamt könne im Herbst 2024 die Genehmigung erfolgen. Im Jahr darauf würden die Altanlagen abgebaut und danach die Zuwege, die Kabeltrasse und der Windpark gebaut.

Songrit Breuninger (Freie Bürger) mahnte in der Aussprache des Gemeinderats, dass auch die schon existierende Lärmbelastung im Wertheimer Osten durch die Autobahn berücksichtigt werden müsse: „Die Bewohner müssen schließlich die Gesamtheit des Lärms ertragen.“ Laut Julia Wolf zählen die Belastungen der Autobahn zur Kategorie „Verkehrslärm“ und seien deswegen nicht Bestandteil des Genehmigungsverfahrens.

Verkabelung unterirdisch

Auf die Frage von Heiko Diehm (SPD) erklärte die Projektleiterin, dass die Verkabelung ausschließlich unterirdisch erfolge, die Einspeisung des Stroms am nächstgelegenen Umschaltwerk.

Akzeptanz muss da sein

Axel Wältz (CDU) meinte, im Main-Tauber-Kreis existierten 145 Anlagen. Damit sei man jetzt schon „landesweit spitze“. Die Belastungen in Baden-Württemberg seien ungleich verteilt. Die CDU-Fraktion bevorzuge Solarenergieerzeugung auf Dächern. Man dürfe die Bedenken aus den betroffenen fünf Ortschaften nicht beiseite schieben: „Die Akzeptanz muss da sein.“

Thomas Wettengel (Bürgerliste) bezweifelte den Nutzen der Energiewende insgesamt. Deutschland habe die höchsten Preise. Sein Fraktionskollege Christian Ulzhöfer meinte, bei der Windkraft handele es sich nicht um „saubere Energie“.

„Propaganda“

Dies sei lediglich ein „Kraftausdruck der Windkraftlobby“, die versuche, Propaganda zu betreiben. Die Windkraft mindere die Lebensqualität der Bevölkerung auf dem Land. Ulzhöfer sprach von „Schalldruck auf die Dörfer“. Die Auswirkungen auf die Natur – besonders die Tierwelt – seien „katastrophal“. Im Übrigen seien die erforderlichen Gutachten „für die Katz“, weil sie ausschließlich im Interesse der Betreiber angefertigt würden.

OB Markus Herrera Torrez wollte das nicht so stehenlassen: „Wenn wir Gutachten keinen Glauben schenken, dann stellt sich die Frage: Wem glauben wir dann? Ich erwarte von uns allen im Gremium, dass wir neutralen Gutachten Glauben schenken.“

Redaktion Reporter Wertheim

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