Höhefeld. Wer von Werbach „über die Höhe“ nach Wertheim fährt, kommt direkt am Windpark Höhefeld vorbei. Hier wurden 2001/2002 insgesamt 14 Windräder errichtet. Sie stehen auf unterschiedlichem Grundbesitz. Einer davon gehört beispielsweise der Südzucker AG (Hof Wagenbuch). Diese 14 Windkraftanlagen haben eine Gesamthöhe von 140 Metern und erzeugen (wenn alle laufen) laut Wikipedia eine Gesamtleistung von 14,85 Megawatt.
Doch jetzt sollen diese 14 Anlagen gegen sechs (teilweise war auch die Rede von sieben) neue ausgetauscht werden. Die sind mit 250 Metern deutlich höher und erbringen eine vielfache Leistung. Allein der Rotordurchmesser könne laut Projektentwickler Juwi von Flügelspitze zu Flügelspitze durchaus 170 Meter betragen. „Repowering“ nennt sich dieses Tauschverfahren in Fachkreisen.
Im Gemeinderat nicht diskutiert
Am Montagabend sorgte eine im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung in Wertheim von Gemeinderat Heiko Diehm (SPD) gestellte Anfrage zu diesem Thema für etwas Erstaunen. Mehrfach seien Bürger mit Fragen diesbezüglich an ihn herangetreten.
Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez verwies auf den nichtöffentlichen Teil der Sitzung.
Wie die Fränkischen Nachrichten aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, sind dann im nachfolgenden nichtöffentlichen Teil sehr deutliche Worte gefallen sein – auf Seiten der Befürworter und der Gegner. Von „aufgeheizter Stimmung “ ist die Rede. Überliefert ist auch, dass sich die Ortsvorsteher der betroffenen Ortschaften bereits eindeutig gegen das Vorhaben ausgesprochen haben. Eine offizielle Stellungnahme gegenüber den Fränkischen Nachrichten wollte bis zum Redaktionsschluss jedoch keiner der Ortsvorsteher abgeben.
Stellungnahme der Verwaltung
Am Mittwoch äußerte sich die Stadtverwaltung zum geplanten Projekt. In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Stadtverwaltung hat dem privaten Projektentwickler nahegelegt, die Vor- und Nachteile des Repowering-Projekts den Bürgern der beteiligten Ortschaften in öffentlichen Veranstaltungen darzulegen.“ Und weiter: „Nach dem Willen der Stadtverwaltung soll die Information der Bürgerschaft durch eine externe Moderation begleitet werden.“ In Königheim hat man bereits Erfahrung mit einem „Energie-Mediator“ (Siehe Seite 14). Diesen Schritt wolle man gehen, weil sich ein klassischer Zielkonflikt bereits anbahnt: Die Notwendigkeit zum Ausbau regenerativer Energiequellen auf der einen und die persönliche Betroffenheit der Bürger im Umfeld der Anlagen auf der anderen Seite.
Der Pressemitteilung ist auch zu entnehmen, dass in einer ersten, nichtöffentlichen Vorstellung des Projekts vor einigen Tagen vor den betroffenen Ortschaftsräten von Höhefeld, Kembach, Dietenhan, Urphar und Lindelbach schon zahlreiche kritische Stimmen zu hören gewesen seien.
Eine der Befürchtungen, die auch im nichtöffentlichen Teil geäußert wurde: auf die Genehmigung keinen Einfluss zu haben. Anders als bei „normalen“ Bauvorhaben greift hier nicht der Bebauungsplan der Stadt Wertheim, auf den die Gemeinderäte durchaus einwirken können, sondern der Regionalplan Heilbronn-Franken.
Und der hatte das inzwischen 69,3 Hektar große Areal als Vorrangfläche für Windkraft ausgewiesen. In der vorliegenden Pressemitteilung wurde deshalb darauf hingewiesen, „dass die Stadt weder Herrin des Verfahrens noch Genehmigungsinstanz ist.“
Im bestehenden Regionalplan ist festgehalten, dass sowohl die in unmittelbarer Nähe betriebene Landwirtschaft als auch die Radaranlage in Lauda-Königshofen und die Richtfunktrassen der Bundesnetzagentur von Bedeutung für dieses Areal sind, genauso wie nahe Wasser- und Naturschutzgebiete und die Belange der Menschen.
Zu Letzterem heißt es im Regionalplan: „Im Falle einer Überplanung des Gebietes sind die durch Lärm und Schattenwurf verursachten Wirkungen von Bedeutung.“
Und für das Schutzgut „Landschaftsbild“ wurde für den Windpark Höhefeld festgehalten: „Bei der Weiterentwicklung sind insbesondere die Wechselwirkungen ins Taubertal und zur Gamburg zu beachten.“ Baudezernent Armin Dattler habe in nichtöffentlicher Sitzung versichert, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, das „Repowering“ zu beeinflussen. Beispielsweise wird der Stadt ein Anhörungsrecht eingeräumt.
Zu bedenken ist jedoch, dass die Bundesregierung Ende Juni einen neuen Paragrafen für das Bundes-Immissionsschutzgesetz zur Vereinfachung des Verfahrens beschlossen hat. Darin heißt es, dass beim Repowering nicht mehr alle Belange überprüft werden müssen, bevor die Genehmigung zum Bau einer neuen Anlage an gleicher Stelle erteilt werden kann. Wie schon vor der Errichtung des Windparks im Jahr 2002 sind auch jetzt wieder die Projektierer der Höhefelder Anlagen an Grundstücksbesitzer herangetreten, um eine mögliche Pacht auszuhandeln. Bekannt ist auch, dass für die neuen Anlagen aufgrund der Größe auch neue Fundamente gebaut werden müssen.
Fragebogen möglich
Die Projektierung und Bauleitung übernimmt das Unternehmen Juwi aus Wörrstadt. Deren Arbeiten umfassen neben der Projektierung, auch die Zusammenstellung der Unterlagen und Einreichung der Anträge sowie die Auftragsvergabe und Überwachung des Abrisses der alten Anlagen und die Auftragsvergabe an den Anlagenhersteller und den Verkauf der Anlagen an Investoren.
Wie den Fränkischen Nachrichten bekannt ist, haben nun die Gemeinderäte in einem nächsten Schritt die Gelegenheit, Fragen bezüglich des Verfahrens im Windpark zu stellen. Diese sollen an Juwi weitergeleitet werden. Zudem soll es, wie OB Herrera Torrez am Mittwochabend ankündigte, am 9. August eine Sondersitzung des Gemeindrats geben.
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