FN-Interview

Kultstar Bata Illic singt in Wertheim seine Hits

Bata Illic wird an diesem Samstag 84 Jahre alt. Wie und wo er seinen Geburtstag feiert, wusste er einen Tag zuvor noch gar nicht: „Meine Frau überlegt sich immer eine Überraschung für mich“, sagte der Sänger im Interview.

Von 
Sabine Holroyd
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Bata Illic im September 2022 bei seinem Auftritt auf der Königshöfer Messe. © Sabine Holroyd

Wertheim. Kurz nach seinem Geburtstag wird Bata Illic wieder auf der Bühne stehen: Am Mittwoch, 4. Oktober, tritt er zwischen 15 und 16 Uhr auf der Wertheimer Michaelismesse auf.

Herr Illic, Ihr erster Auftritt im neuen Lebensjahr wird in Wertheim sein. Auch mit 84 zieht es Sie offensichtlich immer noch auf die Bühne.

Bata Illic: Ich freue mich schon sehr auf Wertheim, das ist solch schöne Stadt. Wissen Sie, ich denke gar nicht an die Jahre, sondern mache einfach weiter. Solange das Publikum mich hören will, werde ich singen. Ich bin so dankbar, dass ich noch so fit bin und mir so gut wie nichts schwerfällt. Diese eine Stunde auf der Bühne merke ich gar nicht.

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Neulich trat ich in Duisburg beim Stadtfest auf. Ich habe gesungen, geredet, gesungen, geredet und gar nicht an die Zeit gedacht. Plötzlich legte unten ein Mann einen Zettel auf die Bühne, auf dem stand: „Bata, du hast nur noch drei Lieder!“ Ich las das dann vor und alle haben gelacht. Es war so lustig.

Ich genieße es so, wenn die Menschen mich gerne haben. Natürlich bin ich mir aber schon auch bewusst, dass ich ein älterer Herr bin. (lacht).

Fahren Sie immer noch selbst zu Ihren Auftritten?

Illic: Ja, das genieße ich sehr. Allerdings bin ich nicht mehr so schnell unterwegs wie früher. Es gab Zeiten, da bin ich wie ein Verrückter mit 200 „Sachen“ über die Autobahn gerast. Dazu habe ich keine Lust mehr.

Heute reichen mir 130, 140 Stundenkilometer. Hektik mag ich nicht mehr, ich bin gemütlicher geworden.

Einer Ihrer größten Erfolge, „Dich erkenn’ ich mit verbund’nen Augen“, haben Sie vor unglaublichen 55 Jahren aufgenommen.

Illic: Das stimmt. Es kam heraus – und nichts passierte. Dann aber trat ich damit am 18. Januar 1969 in der allerersten „ZDF-Hitparade“ auf und wurde platziert.

Bei der zweiten Sendung war ich deshalb wieder dabei. Da kam Truck Branss, der tolle Regisseur dieser Sendung, auf mich zu und sagte: „Bata, dein Lied ist sehr schön!“ Ich dachte, er nimmt mich auf den Arm, doch er meinte es wirklich so.

Am Anfang konnte ich ja noch kein Deutsch und verstand nicht, was an diesem Lied so schön sein soll. Im Studio hat man mir dann auf Englisch erklärt, worum es darin geht: „Stell’ dir vor, wir verbinden dir die Augen und du erkennst trotzdem die Frau, die du liebst.“ Das erschien mir so trocken und unpersönlich.

Das Lied war eigentlich auch nicht für mich, sondern für Gerhard Wendland gedacht. Aber er hatte ja schon großen Erfolg mit „Tanze mit mir in den Morgen“. Ein Produzent hatte dann „Dich erkenn’ ich mit verbund’nen Augen“ gehört und sagte: „Ich kenne da einen jungen Mann, der singt so schön. Wollen wir es ihm geben?“ Und dann habe ich es aufgenommen.

Haben Sie für die Aufnahme im Studio den Text dann in Lautschrift verfasst?

Illic: Ja, ich habe das alles phonetisch aufgeschrieben. Das „ch“ war das größte Problem für mich.

Mit dem Sie ja auch bei „Michaela“ zu kämpfen hatten, das heute ein Kultsong ist.

Illic: Genau. Ich nahm es auf, sang jedoch „Mikaela“ und rechnete jede Sekunde mit einem Tadel aus dem Glaskasten im Studio.

Ich habe wirklich um mein Leben gesungen, aber die haben nichts gesagt.

Zurück zu Truck Branss. Ihr Kollege Peter Orloff hat vor kurzem im FN-Interview gesagt, dass er ihm sehr viel zu verdanken habe.

Illic: So geht es mir auch. Er war einer der Größten und sehr avantgardistisch. Mit Alexandra, die leider viel zu früh gestorben ist, drehte er einen wunderbaren Film. Meine letzte Begegnung mit ihm war im Flughafen von Saarbrücken. Wir trafen uns dort rein zufällig. Er fragte: „Bata, wo fliegst du hin?“ Ich antwortete: „Nach Berlin. Aber erst einmal möchte ich die junge Dame neben Ihnen begrüßen.“

Da schrie er: „Du Idiot! Das ist mein Sohn!“ Sein Sohn hatte lange Haare und ein sehr mädchenhaftes Gesicht. Er war vielleicht 14 Jahre alt. So genau hatte ich dann auch nicht hingeschaut.“ (lacht)

Was für ein musikalisches Programm haben Sie sich denn für Ihren Auftritt in Wertheim überlegt?

Illic: Natürlich habe ich ein paar Lieder von meiner aktuellen CD „Goldene Zeiten“ dabei – momentan arbeite ich an einem neuen Album. Aber vor allem werde ich meine Hits singen, denn wegen ihnen kommen die Leute, die wollen sie hören.

Sie setzen sich auch gerne für soziale Zwecke ein.

Illic: Ja, das stimmt. Zum Beispiel reise ich seit 24 Jahren in der Weihnachtszeit nach Frankfurt und singe dort in einer Kirche für obdachlose Menschen. Der Veranstalter, ein guter Freund, spendet aus Dankbarkeit für sein schönes Leben eine Mahlzeit und beschenkt die Leute.

Da fahre ich immer mit dem Zug von München hin, laufe 500 Meter vom Hauptbahnhof in die Kirche, singe eine Stunde und fahre wieder nach Hause. Zum 25. Jubiläum möchte ich viele meiner Kollegen einladen, dort ebenfalls kostenlos aufzutreten.

Ich liebe und genieße mein Leben so sehr. Mit meiner Musik möchte ich die Menschen glücklich machen. Mein größter Wunsch nach einem Auftritt ist immer, dass die Leute zufrieden nach Hause gehen und sagen: „Das war toll!“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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