Klimaneutrale Energie

In Wertheim soll größte Elektrolyseanlage des Landes entstehen

Die Stadt will die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die klimaneutrale Wasserstofferzeugung schaffen. Geht alles nach Plan, wird eine große Anlage im Gewerbegebiet Almosenberg gebaut.

Von 
Gerd Weimer
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Blick auf einen Elektrolyseur für die Herstellung von grünem Wasserstoff in Oberhausen. Die Wertheimer Stadtwerke wollen in Zusammenarbeit mit der Wasserstoffallianz H2 Main-Tauber solche Anlagen errichten – die erste im Gewerbegebiet Almosenberg. © dpa

Wertheim.  Die erste Elektrolyseanlage des gemeinsamen Projekts der Wasserstoffallianz „H2 Main-Tauber“ und der Wertheimer Stadtwerke soll auf der Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets Almosenberg entstehen. Der Bauausschuss empfahl am Montag dem Gemeinderat einstimmig, die ersten planungsrechtlichen Voraussetzungen für das zwei Hektar große Grundstück zu schaffen.

Stadtwerke-Chef Thomas Beier und Werner Spec, der Allianz-Geschäftsführer, stellten dem Ausschuss die Pläne vor. Sie sehen neben der Anlage auf Dertinger Gemarkung zwei weitere in den Stadtteilen Bestenheid und Wartberg vor. Es wäre „eine tolle Geschichte, wenn es gelingt, das Vorhaben umzusetzen“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez.

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 Warten auf Förderbescheid

„Ohne Förderung wird es nicht funktionieren“, stellte Thomas Beier klar. Die entsprechenden Anträge bei der Bundesregierung und der EU seien gestellt. Man warte gespannt auf Post aus Brüssel und Berlin. Er sei sicher, dass Gelder fließen werden. Nur ob Wertheim schon bald zum Zuge komme oder erst später, sei nicht abschätzbar.

Standortfrage in Wertheim

Nachdem die Grobkonzepte fertiggestellt seien, müsste man nun konkretere Planungen einleiten, besonders was die Standortfrage betrifft. Im Gewerbegebiet Almosenberg habe man ein Grundstück“ gefunden, das sich „hervorragend“ eigne – auch wegen seiner Nähe zur Industrie, die hohes Interesse an der anfallenden Wärme und dem hergestellten Wasserstoff zeige.

Werner Spec wies darauf hin, dass die Stadt Wertheim als einer der wenigen Gemeinden dank erfolgter kommunaler Wärmeplanung schon jetzt die Umsetzung vorantreiben könne. Ihm sein kein Fall bekannt, wo drei Standorte gleichzeitig ins Auge gefasst werden, lobte er das Tempo von Stadtverwaltung und Stadtwerken. Mit der Energiegewinnung vor Ort könne man Wertschöpfung, die bisher bei der Förderung von fossilen Energieträgern im Ausland stattfindet, in die eigene Region verlagern und Arbeitsplätze schaffen.

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Grüner Wasserstoff habe nicht den besten Ruf, weil bei der Produktion oft nicht die anfallende Abwärme genutzt wird, so Spec. Dies sei aber bei den vorgesehenen Standorten nicht der Fall. Die Anlage am Almosenberg mit einer Leistung von 20 Megawatt wäre die leistungsstärkste in Baden-Württemberg. Es würden bestimmt in Zukunft noch größere Anlagen gebaut, doch „im Moment sind Sie ganz vorne mit dabei“, erklärte Spec. Die Abwärme des geplanten Elektrolyseurs entspreche der Menge, für deren Produktion 1,5 Millionen Liter Heizöl pro Jahr notwendig sind.

Wertheim in Vorreiterrrolle

Pilotcharakter habe das Wertheimer Projekt auch, weil der anfallende Sauerstoff in den kommunalen Kläranlagen für die biologische Reinigungsstufe genutzt werden könne. Wertheim gehöre zu vier Städten, für die eine wissenschaftliche Begleituntersuchung gefördert werde.

In der Großen Kreisstadt gebe es Potenzial, die Technologie dauerhaft wettbewerbsfähig zu betreiben. Der notwendige Strom könne aus den umliegenden Windkraft- und PV-Anlagen bezogen werden, vor allem wenn er überschüssig vorhanden sei. Windräder müssten dann beispielsweise nicht abgeregelt werden.

Kaum Wasserverbrauch

Auf Nachfragen aus dem Gremium erläuterte Thomas Beier, dass die Größe des Grundstücks erforderlich sei. Neben der eigentlichen Anlage benötige man Platz für ein Schaltwerk, Speicher und die vorgesehene Lkw-Tankstelle. Für den Betrieb werde eine eigene Gesellschaft mit „maßgeblicher Rolle“ der Stadtwerke gegründet. Beteiligungen seien denkbar. Die Investitionssumme betrage etwa 30 Millionen Euro.

Dertingens Ortsvorsteher Egon Beuschlein fragte nach dem Wasserverbrauch. Beier erklärte, es würden nur etwa 0,3 Prozent der Fördermenge aus den Brunnen im Aalbachtal benötigt.

Die Anforderungen an Emissionswerte in Bezug auf Lärm würden eingehalten Werner Spec stellte schließlich klar, dass es um die Sicherung bestehender Arbeitsplätze geht, wenn klimaneutrale Energie erzeugt wird.

Redaktion Reporter Wertheim

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