Main-Tauber-Kreis. Nun geht es in die Vollen: Aus der Wasserstoffallianz Main-Tauber hat sich jetzt die H2 Main-Tauber GmbH mit den beiden Geschäftsführern Werner Spec und Arne Weinig an der Spitze konstituiert. Deren Bestreben ist, die regionale Transformation der Energieversorgung durch konkrete und ganzheitliche Projekte unter Einbeziehung von „grünem“ Wasserstoff aus Windkraft- und PV-Anlagen zu fördern.
Zunächst werden die Grundlagen der Machbarkeit ausgelotet, die Kosten der entsprechenden Studie in Höhe von 50 000 Euro bringen die Gesellschafter auf. Im Beisein kommunaler politischer Mandatsträger, darunter Landrat Christoph Schauder und die Oberbürgermeister Udo Glatthaar (Bad Mergentheim) und Markus Herrera Torrez (Wertheim), wurde am Montag im Hotel „Das Bischof“ in Tauberbischofsheim das Projekt offiziell vorgestellt.
Für verlässliche Versorgung
Die Vor-Ort-Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff diene der verlässlichen Versorgung von Industrie und Gewerbe in der Raumschaft, von Wasserstofftankstellen und als Speichermedium für die Energiewirtschaft durch Einspeisung in bestehende Gasnetze, ließ Werner Spec, als ehemaliger Ludwigsburger Oberbürgermeister ein Netzwerker durch und durch, wovon das Bündnis stark profitiert, durchblicken. Die anfallende Prozessabwärme aus der Elektrolyse „wird zugleich für die klimaneutrale Wärmeversorgung von Wohn- und Gewerbegebäuden eingesetzt“. Neben dem Mobilitätsbereich werde in Zukunft auch der Landwirtschaftssektor eine wichtige Rolle bei der Nutzung dieser zukunftsweisenden Technologie einnehmen, ist Spec überzeugt.
In Kooperation mit dem Umweltministerium soll modellhaft untersucht werden, wie darüber hinaus der bei der Aufspaltung von Wasser anfallende Sauerstoff in Kläranlagen für höhere Energieeffizienz und verbesserte Reinigungsleistungen Verwendung finden kann.
Und in enger Kooperation mit dem Steinbeis-Innovationszentrum Stuttgart werden in Bad Mergentheim und Wertheim erste konkrete Machbarkeitsstudien für die Realisierung von Elektrolyseuren in Kombination mit neuen Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, H2-Tankstellen und klimafreundlichen Wärmenetzen erstellt, so der Geschäftsführer weiter.
Im Rahmen des Projekts „H2-Quartiere“ sei im Übrigen bereits eine Aufnahme in ein schon laufendes Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin erreicht worden, war zu erfahren. Die Machbarkeitsstudien könnten dabei auf die bereits in Arbeit befindliche kommunale Wärmeplanung in Wertheim und Bad Mergentheim aufbauen, aus denen sich der künftige Bedarf an klimaneutraler Wärme für die Gesamtstadt und „grüner“ Gase für die Wirtschaft ergebe.
Erste Anfragen eingetroffen
Aus der hiesigen Wirtschaft mit ihren vielen Weltmarktführern und dem Mobiltätsbereich träfen derzeit erste konkrete Nachfragen nach „grünem“ Wasserstoff ein. „Nachdem die Versorgung der südlichen Bundesländer mit importiertem Wasserstoff erst mittelfristig möglich sein wird, kommt einem beschleunigten regionalen Hochlauf erhebliche Bedeutung zu.“
Die H2 Main-Tauber GmbH plant mit angestrebten positiven Ergebnissen der Machbarkeitsuntersuchungen konkrete Umsetzungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken in neuen GmbH-Strukturen, bei denen sich Firmen – und später auch Bürger aus der Region – einbringen können. Wichtig sei allen genügend Transparenz, was letztlich gesellschaftliche Akzeptanz schaffe für die angedachten Vorhaben. Die Gesellschaft werde sich um staatliche Fördermittel bewerben, damit konkrete Projekte zur Umsetzungsreife gebracht werden könnten.
Anschließend äußerten sich Dr. Christian Kley und Benjamin Trippe vom Stuttgarter Steinbeis-Innovationszentrums noch zu den Chancen des Main-Tauber-Kreises, bei der Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Kley meinte, es sei ein guter Anfang, dass die hiesige Region in ein laufendes Förderprogramm bezüglich eines Forschungsvorhabens gerutscht sei, nachdem eine andere Region inzwischen wieder ausgestiegen sei, weil sich die Pläne dort nur schwer realisieren ließen.
Laut Benjamin Trippe sei der Kreis geradezu prädestiniert: Spitzenreiter bei der Windkraft im Land, hohes Potenzial an Photovoltaik, hoher industrieller Erdgasverbrauch, viele Bedarfsanmeldungen für Wasserstoff, steigender grüner Gasbedarf bei der Wärmeplanung.
Ziele formuliert
Als Ziele bezeichnete er Machbarkeits- und Potenzialanalyse für Bad Mergentheim und Wertheim, Generierung eines H2-Marktplatzes, Errichtung Wasserelektrolyse im ein- bis zweistelligen Megawattbereich, Nutzung der Prozessabwärme für Fernwärme, wobei 2025 bis 2027 der Beginn der H2-Produktion ins Auge gefasst werde, so Trippe. Er hob die Beiträge zum Klimaschutz hervor und nannte als Teil der regionalen Wertschöpfung unter anderem die Schaffung von Arbeitsplätzen, eine kommunale Wärmeversorgung, die Unterstützung von Unternehmen sowie Kommunen und die Einbindung der Bürger bei der Umsetzung der Energiewende.
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