Weikersheim.
„Ihr habt gekämpft und durchgehalten“, so IOC-Präsident Thomas Bach bei seiner Olympia 2020-Eröffnungsrede in Tokio an die Athleten und Hintergrundakteure des ein Jahr verschobenen Sportevents. Auch die Weikersheimer Gymnasiasten und Alumni, die im Gefolge der Wette mit dem aus Tauberbischofsheim stammenden IOC-Chef dürfen sich angesprochen fühlen.
Sie hatten bei ihrem „Run to Tokio“ im März ihre Laufwette gegen Thomas Bach mit Bravour gewonnen und nicht nur in zehn Tagen die geforderten 12 459 Kilometer absolviert, die Tokio von Weikersheim entfernt liegt, sondern sie hatten sogar rund 6750 Kilometer mehr auf der Uhr. Auch die Alumni- Ehemaligentruppe war über 1000 Kilometer übers gesteckte Ziel Tokio hinausgelaufen.
„Machen wir trotzdem“
Irgendwie hat es ihnen nicht so ganz gereicht, die Wette zu gewinnen, die Sportlehrer Sascha Silberzahn initiiert hatte, um die Schülerschaft auch während der Corona-Stillstandsphase zu sportlicher Aktivität zu bewegen. Als Einsatz gegen Bach hatten sie vorgeschlagen, als Dankeschön fürs immense Engagement während der Pandemie einhundert Autos von Pflegekräften zu waschen. „Machen wir trotzdem,“ sagten sie nach ihrem erfolgreichen „Run to Tokio“ zu.
Am Freitag machten sie sich auf dem Weikersheimer Bauhofgelände ans Werk und bauten ab 8 Uhr früh eine veritable Waschstraße mit Vorwaschstation, Hauptwäsche, Klarspülgang und Trocknungsstation auf. Zwei Hochdruckreiniger aus Lehrerbeständen, unzählige Schwämme, Fensterleder und die erforderlichen Reinigungsmittel hatte die Firma Würth zur Verfügung, der Bauhof stellte das Gelände samt der mit Ölabscheider ausgestatteten Vorreinigungsfläche – und Petrus unterstützte die Aktion mit passender Witterung: trocken, aber nicht zu heiß.
Barfuß, in Sneakers oder Badelatschen stürzten sich die Kids im Schichtwechsel und in vier Teams regelrecht auf die Fahrzeuge, spritzten Sommerstaub und Straßenmatsch aus allen Ritzen und verschonten weder Felgen noch Radkästen. Ran an den Schwamm hieß die Devise an der zentralen Waschstation – mit einer Begeisterung, als stünde statt der Putzaktion eine Schaumparty auf dem Stundenplan. Im Anschluss Klarspülen und schließlich an der vierten Station Trockenledern auf Hochglanz.
Da nach den Voranmeldungen – „es hätten mehr sein dürfen“, so Silberzahn – noch Kapazitäten frei und die Putzkolonnen gerade voll im Schwung waren, wurden kurzerhand auch noch ein paar kommunale Fahrzeuge, motorisierte Untersätze von Lehrkräften, ein paar Motor- und Fahrräder sowie – gegen Spende, versteht sich – Autos externer Waschtag-Interessenten mit abgeschrubbt.
Tanzspaß ausgebremst
Weil mit Musik alles besser geht und ein Tänzchen in Ehren – zumal zu „Jerusalema“ – niemand verwehren kann, fuhr sogar die Polizei vor: Anwohner fanden die Musik am späten Vormittag viel zu laut und schoben dem Tanzspaß einen Riegel vor. Den ohnehin glänzenden Polizeiwagen mochten die Beamten nicht durch die Waschstraße steuern – nicht, dass es noch heißen könnte, hier werde bestochen…
Wie auch immer: Gut drei Stunden, ehe Thomas Bach in Tokio seine Begrüßungsrede zu den Sommerspielen der XXXII. Olympiade begann, hatten der letzte der dann insgesamt gut 30 piksauberen Wagen das Bauhof-Areal wieder verlassen. Die samt Aufräum-Endspurt durchgezogene Aktion „Autowäsche für Pflegekräfte“ absolvierten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 11 als echte vorolympische Glanzleistung: Das Olympische Feuer entzündete Tennis-Star Naomi Osaka erst um kurz vor 17 Uhr unserer Zeit.
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