Corona-Lockdown? Das gilt nicht für die Arbeit in der Weikersheimer Stadtverwaltung. Die schafft weiter auf Hochtouren, manchmal auch am Limit, so der Bürgermeister in öffentlicher Sitzung.
Weikersheim. Nichtöffentliche Sitzungen des Gemeinderats gibt es aktuell nicht – deswegen ist derzeit alles öffentlich in Weikersheim. Bürgermeister Klaus Kornberger bei der jüngsten Sitzung in der Tauberphilharmonie: „Die Pandemie hat ihre Konsequenzen“, das Arbeiten und Entscheiden sei Lockdown-bedingt schwerer, teilweise bewege sich die Verwaltung – und er selbst – am Limit. Dennoch wartete Klaus Kornberger mit einem „Kopf hoch“-Appell an die Bevölkerung auf: Verschärfte Ausgangssperren seien unbedingt zu vermeiden in dieser ohnehin „ernsten Situation“. Kornberger warb dafür, örtliche Testmöglichkeiten offensiv zu nutzen. Allen Beteiligten der Krisenbewältigung sei zu danken. Noch immer werde hier eine hohe Leistung für die Allgemeinheit erbracht.
Kornberger würdigte unter dem Tagesordnungspunkt „bedeutsame Angelegenheiten der Stadt“ auch den „Lauf nach Tokio“ des Gymnasiums, das in der Pandemiezeit einen auch imagewirksamen Glanzpunkt für die Stadt gesetzt habe.
Über 16 000 Bäume gepflanzt
Zahlreiche Baustellen in der Stadt seien unvermeidbar, aber auch Ausdruck der Entwicklung, so der Bürgermeister. Er lobte die „Mitwirkung, das Wohlwollen und das Verständnis“ der betroffenen Anwohner. Auch den weiteren Ausbau der Vorbachtaltrasse erwähnte Kornberger. Hier geht es nach Ostern in die finale Phase plus Sperrung.
Bei den örtlichen Brücken soll am 12. April nahe Schäftersheim der Startschuss für die Sanierung fallen (die FN berichteten ausführlich). Im Ortsteil Haagen gehe es demnächst „rechter Hand“ nach der Brücke los mit einer Wegebau-Maßnahme im Zuge der Flurneuordnung.
„Eine Million Bäume für Baden-Württemberg“, so lautet der Titel einer Aktion des Gemeindetags. Über 400 Kommunen beteiligten sich laut Bürgermeister daran – Weikersheim habe im Zuge der Maßnahme in den vergangenen zwei Jahren weit über 16 000 Bäume auf Stadtgebiet gepflanzt. Rund 500 davon seien außerhalb des kommunales Waldes, also z.B. im Bereich der Wohngebiete, gesetzt worden.
Schließlich ging Kornberger noch auf die jüngste Kriminalstatistik ein. „Weikersheim wird immer sicherer“, so der Verwaltungschef. Aktuell sei ein Rückgang der Delikte um 35 Prozent zu verzeichnen – bei einer Aufklärungsquote von 87 Prozent; bei der Rauschgiftkriminalität seien es sogar 50 Prozent Rückgang.
Im Zuge der Bürgerfragestunde vor dem Gemeinderat meldeten sich zwei Einwohner zu Wort.
Manfred Roser sprach von einer ungebremst laufenden „Schweinerei“ rund um die Glas- und Kleidercontainer am „Nah und Gut“ durch wilde Ablagerungen. Auf dem jetzt durch Abriss freien „Zink-Areal“ parkten – weil unmarkiert – acht Autos, 20 wären aber laut Roser durch entsprechende Kennzeichnungen möglich.
Im ersten Punkt pflichtete Klaus Kornberger dem Sprecher inhaltlich bei: Ihm seien die Ablagerungen bekannt. Weil der Markt derzeit stillgelegt sei, ruhe auch die Überwachung durch das Bürger-Auge. Jeder, so Kornberger, könne aber trotzdem hier genau hinsehen und ggf. Verstöße melden. Der Bürgermeister warb auch für den Recycling- und Wertstoffhof, auf dem das Abgeben ja kein Problem sei. Eine Videoüberwachung des genannten Container-Platzes sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich.
Wolfgang Albert regte an, die „Testwilligkeit“ in Weikersheim insofern anzuregen, als man über „positive Effekte“ für den Bürger nachdenken solle. Er fragte auch an, ob die Stadt nicht die Gründe für Corona-Infektionen, bzw. aktuelle „Infektionsherde“ offiziell angeben könne – Einwohner könnten sich so prospektiv auf einen bestimmten „Spot“ hin schützen.
„Sonderwege sind absolut verboten“, hielt Bürgermeister Kornberger fest und spielte hier auf das „Tübinger Modell“ an. Keine Stadt könne ohne Genehmigung des Landes – trotz örtlicher Tests – einfach Geschäfte oder Restaurants öffnen. Natürlich stapelten sich nach dem Versuch in Tübingen die Anträge in Stuttgart, sodass man hier nicht die Möglichkeit sehe, zum Zuge zu kommen. Gegen die dezidierte Nennung von Hotspots, bzw. Infektionswegen spreche das Persönlichkeitsrecht, so Kornberger. Dies werde in der Mehrzahl der Fälle berührt.
Weiter bei den Orts-Hallen
Vergaben für zwei prominente Bauten in den Weikersheimer Ortsteilen hatte der Gemeinderat dann zu beschließen. Nachdem an der Bauernhalle in Schäftersheim die Sanierungsarbeiten schon länger laufen, sind die jetzt die Schreiner gefragt: Fenster, Türen und Brandschutzmaßnahmen wurden ausgeschrieben. den Zuschlag erhielt die örtliche Firma Pommert für rund 41 500 Euro.
Für die Außenanlagen bei der Sanierung der Taubertalhalle in Elpersheim kam es zu folgenden Vergaben: Beton-/Mauerbau, Firma Stumpf, Bad Mergentheim, rund 89 000 Euro; Garten-/Landschaftsbau, Garten Brenner, Weikersheim, 118 000 Euro; vegetationstechnisches Arbeiten, Garten Stahl, Boxberg, 53 000 Euro.
Sylvia Thomas hielt von Verwaltungsseite fest, dass die Angebote teils erheblich über dem Planansatz lägen. Genannt wurden aber die günstigsten Bieter. Weil auf der Baustelle „Hand in Hand“ gearbeitet werden müsse, sei die Zustimmung absolut angeraten – was erfolgte.
Solaranlage zugestimmt
Schließlich „erwärmte“ sich der Rat auch für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Taubertalhalle. Ganzflächig geht dies wegen Fenstern und Aufbauten nicht. Die Stadt bleibt aus wirtschaftlichen Gründen Eigentümerin der Anlage und kassiert nach der Amortisierungsphase auch das entstehende Plus aus dem Stromerlös. Diskutiert wurde auch die Möglichkeit eines örtlichen Speichers. Der sei aktuell noch unwirtschaftlich, merkte Ortsvorsteher Hans-Joachim Haas an. Um Blendungen im nahen Wohngebiet zu vermeiden, werden die Module mit Ost-West-Neigung installiert. Ausführen wird die Arbeiten nach Ratsbeschluss die Firma Energieanlagen Beck, Elpersheim (64 500 Euro).
Mehr Formalie ist eine Grenzveränderung zwischen Weikersheim und Niederstetten: Im Zusammenhang mit Flurbereinigungen werden südlich von Elpersheim Richtung Gemarkung Rüsselhausen Grundstücke arrondiert. Jede Kommune gibt dabei geringe Flächen ab und bekommt an anderer Stelle kleine Flächen – sozusagen ein Tauschverfahren.
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