Weikersheim. Es war eine absolut verrückte Wette, die Sascha Silberzahn, Sportlehrer am Weikersheimer Gymnasium, dem IOC-Präsidenten Thomas Bach vorschlug: Sein Gymnasium würde es schaffen, innerhalb einer Zehn-Tages-Frist eine Laufstrecke von 12 459 Kilometern, die Distanz von Weikersheim bis Tokio, dem Austragungsort der Olympischen Spiele, zu durchmessen. Bach schlug ein - und die Aktion ebenfalls.
Die begeisterte Fans im Netz der Social Media. Radio Ton berichtete ebenso wie die SWR-Hörfunkkanäle 3 und 4, Berichte in den dritten TV-Programmen SWR und BR machten das Lauffieber des Weikersheimer Gymnasiums bekannt, neben den Fränkischen Nachrichten griff auch die Mainpost das Thema auf. Weikersheims Bürgermeister Klaus Kornberger ist mächtig stolz auf die Schule: „Das Gymnasium hat mit dieser Wette den Schulstandort präsentiert und allen gezeigt, dass man etwas bewirken kann, wenn man aktiv ist, statt sich der Corona-Lethargie hinzugeben.“
Bereits nach sechs Tagen hatten Schüler, Schülerinnen und das komplette Personal des Weikersheimer Gymnasiums den Wettsieg in der Tasche, und Bach gratulierte. Noch nie habe er eine Wette so gern verloren wie diese, so der IOC-Präsident in seiner auf der Homepage des Gymnasiums (www.gymwkh.de) nachzuhörenden Glückwunschbotschaft an die hoch engagierte Lauftruppe.
Die von Bach gesetzten 5000 Euro zur Beschaffung von Sportgeräten hat sich die Schule mehr als verdient. Auch als die Wette längst gewonnen war, liefen sie weiter – bis zum gesetzten Zieltermin am Montag um 16.59 Uhr.
19 208 Kilometer
Da hatten sie es auf geschlagene 19 208 Kilometer gebracht – unter anderem dank des Reinsbronner Geschwisterpaars Madeleine und Luka Reuter. Madeleine schaffte 235,7 Kilometer, ihr Bruder sogar 264,7. Beim „Zieleinlauf“ auf dem Schulgelände kamen unter den prüfenden Blicken von Schulleiterin Christiane Ballas-Mahler und Weikersheims Bürgermeister Klaus Kornberger noch mal ein paar Meter drauf.
Da kann sich selbst Wettinitiator Silberzahn nur verbeugen: Er absolvierte die letzten Kilometer bis zum selbstgesteckten 100 Kilometer-Ziel noch am Nachmittag vorm Fristablauf. Fast ebensoweit schaffte es der Initiator des Alumni-Sponsorenlaufs: Tim Bender steuerte 93 Kilometer à 44 Sponsorencents bei. Knapp 87 Kilometer Laufstrecke gehen auf das Konto von Abteilungsleiter Michael Krapp - und selbst Schulleiterin Ballas-Mahler fand Zeit für rund 15 Kilometer.
Ehrgeiz gezeigt
Die Rektorin beeindruckte der „wahnsinnige Ehrgeiz“, mit dem die Schüler von der ersten Minute an dabei waren. Nicht alle Eltern sahen das nur mit Wohlwollen: Einzelne hatten Sorge, dass sich ihre Sprösslinge übernehmen würden. „Sie sind wirklich an ihre Grenzen gegangen und dabei über sich hinausgewachsen,“ berichten die Sportlehrer, die bei den eigenen Läufen und über die WhatsApp-Verbindungen endlich mal wieder Kontakt zu allen Schülerinnen und Schülern hatten.
Obwohl die meisten einzeln oder in Zweierformation ihre Strecken absolvierten, haben alle die Läufe als Teamsport erlebt. Verändert haben die 10 Tage auch die Stimmung an der Schule: Da stand, so Ballas-Mahler, „der Lauf im Mittelpunkt, nicht die Misere.“ Auf den Schulfluren wurden nicht mehr Corona-Nachrichten, sondern Streckentipps und gelaufene Kilometer ausgetauscht und über die neuesten Motivationsvideos der hochkarätigen Sportler geredet, die mit größter Sympathie und persönlichen Botschaften an die Schülerschaft die grandiose Wette unterstützten.
400 Mitmacher
Und die Ehemaligen, die auf Initiative des Ex-Gymnasiasten einen eigenen Alumni-Sponsorenlauf auf die Beine stellten? Auch sie hielten durch – nicht nur bis Tokio, sondern eine ganze Ecke übers Ziel hinaus: 13 527 Kilometer liefen die rund 400 Mitmacher, die sich teilweise noch in den letzten Tagen der Herausforderung stellten. Mancher der zwanzig Sponsoren, die die Läufer mit „Kilometergeld“ und damit den Schulsport unterstützten, habe die Laufschuhe angezogen und sich dem Alumni-Lauf angeschlossen. „Die sind sozusagen gegen sich selbst gelaufen“, freut sich Tim Bender.
Dichtes Wurzelgeflecht
Er ist begeistert, wie toll das dichte Wurzelgeflecht zwischen der Bildungseinrichtung und den regionalen Unternehmen funktioniert hat. Innerhalb weniger Tage hatten sich 20 Unternehmen der Aktion angeschlossen. „Ehemalige sind Mitarbeiter, die Entscheidung in den Firmen fiel superschnell.“ Dem Dank der Alumni - siehe Homepage der Schule - schließt sich die Schule gern an, denn das lebendige Wurzelwerk tut der Schule generell gut: Ballas-Mahler verweist unter anderem auf Bildungspartnerschaften und Praktikumsmöglichkeiten.
Fazit: Der Wettlauf hat nicht nur weit über tausend Menschen in Bewegung gebracht, sondern auch die Schulfamilie und die weltweit verstreuten Alumni aller Altersstufen zusammenwachsen lassen. Lauffreundschaften sind entstanden, Familien hatten Spaß am gemeinsamen Sport, Lehrende und Lernende begegneten sich auf neue Weise, und irgendwie hat die Wette mit Bach auch das Wurzelwerk der Schule in den Herzen der Bürgerschaft verstärkt.
Die erfrischenden Motivations-Botschaften der Sportler und Sportlerinnen sind ebenso wie der Glückwunsch von Thomas Bach noch ein paar Tage auf der Homepage des Gymnasiums www.gymwkh.de zu sehen. Ob es auch eine Bildernachlese geben wird, bleibt abzuwarten. War da noch was? Oh ja! Sascha Silberzahn: „Wir haben die Wette gewonnen. Trotzdem würden wir gern die 100 Autos von Krankenschwestern und -pflegern waschen! Diese Personengruppe leistet so großartige Arbeit, dass wir ihnen im Sommer, wenn Corona es zulässt, eine ‚Waschparty’ widmen.“ ibra
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