Die Schulsozialarbeit am Gymnasium Weikersheim erfährt einen personellen Wechsel. Birgit Schmitt verabschiedet sich nach neun Jahren, zu ihrer Nachfolgerin wurde Christina Grieb bestimmt.
Weikersheim. Als Birgit Schmitt im im Dezember 2012 ihre Stelle als erste Schulsozialarbeiterin am Weikersheimer Gymnasium antrat, ließ sie sich auf nicht nur auf eine spannende Aufgabe ein, sondern auch auf einen recht weiten Weg zur Arbeit. Jetzt wechselt die Tauberbischofsheimerin als Schulsozialarbeiterin in ihren Heimatort. Ihre Nachfolgerin Christina Grieb hat sie bereits eingearbeitet.
Für die „Neue“ ist der Einstieg genauso spannend wie seinerzeit für die Pionierin am Gymnasium: Es gilt, möglichst schnell akute Problemfelder ebenso wie die etablierten Präventionsprogramme kennenzulernen, Zugang zu den Schülern, zum Lehrerkollegium, zu den Vertretern von kooperierenden Einrichtungen zu finden. Seit einigen Wochen begleitet sie die nach rund achteinhalb Jahren aus dem Dienst in Weikersheim ausscheidende Vorgängerin, die seinerzeit die professionell durchgeführte soziale Arbeit etablierte.
Lange hatte Kurt Heuser als Schulleiter um die Einstellung einer Schulsozialarbeiterin gekämpft – unter anderem gegen das Vorurteil, dass Schulsozialarbeit an Gymnasien doch eigentlich nicht gebraucht werde, schon gar nicht im ländlichen Raum. Dass die Jugendhilfe Creglingen als Träger einstieg, ermöglichte schließlich die Umsetzung des Vorhabens. Birgit Schmitt kam zum perfekten Zeitpunkt, so Heusers Nachfolgerin Christiane Ballas-Mahler, denn da wechselten gerade die ersten mit Smartphones ausgerüsteten Schüler aufs Gymnasium – fürs Kollegium eine echte Herausforderung. Schmitt, „Pionierin“ mit einem ausgesprochenen Faible fürs Thema Medienkompetenz und Referentin beim Landesmedienzentrum, nahm der Lehrerschaft eine Sorge ab, begann in den fünften und sechsten Klassen unmittelbar mit der Präventionsarbeit in Sachen Mediennutzung. Das dürfte der Schule einige Konflikte erspart haben.
Ganzheitlich, systemisch und an der Alltags- und Lebenswelt der Schüler orientiert, entwickelte Schmitt die gymnasiale Schulsozialarbeit nicht nur in Weikersheim: Auch das Schulcurriculum Soziale Kompetenzen gestaltete sie teilweise mit.
Grundsätzlich sehen sich sowohl Birgit Schmitt als auch ihre Nachfolgerin Christina Grieb in einer Scharnierfunktion: Angesprochen werden sie nicht nur von Schülern etwa bei Problemen im Schulalltag und in Konflikten innerhalb der Klasse, mit Lehrern und Lehrerinnen oder auch im häuslichen Umfeld; auch Eltern und Unterrichtende wenden sich etwa bei auffälligem Leistungsabfall oder in Mobbingsituationen an die Profis, die lösungsorientiert unterstützen.
Grundsätzliches Ziel der Schulsozialarbeit ist ein gutes soziales Klima an der Schule. Zentral dabei ist die Prävention, um Suchtverhalten, Mobbingsituationen und Konflikte bestenfalls von vornherein zu vermeiden.
Großes Themenbreite
Gemeinsam mit unterschiedlichen außerschulischen Institutionen informierte Birgit Schmitt etwa über Essstörungen, die Folgen des Konsums von Alkohol und anderen Drogen. Es sei eben etwas anderes, über Risiken nur theoretisch informiert zu werden oder unmittelbar mit einem trockenen Alkoholiker, einem ehemaligen Junkie oder einem Aussteiger aus dem Neonaziumfeld zu sprechen. Schmitt holte die Fachleute aus Kliniken ebenso an die Schule wie etwa Verkehrswacht-Referenten, um etwa über Magersucht zu informieren oder das Fahren unter Alkohol oder Drogen in der Simulation greifbar zu machen.
Die Präventionsarbeit wirkt, betont Schulleiterin Ballas-Mahler: Wenn in einzelnen Klassen etwa die Präventionsarbeit in Sachen Suchtproblematik nicht stattgefunden habe, habe Birgit Schmitt später häufiger unmittelbar intervenieren müssen, etwa in einer Reihe von Einzelgesprächen, Elternberatung oder bei der Vermittlung therapeutischer Hilfsangebote.
So waren etwa einmal in einer Klasse an die 30 Einzelgespräche erforderlich, um eine Mobbingsituation aufzulösen. Das sei eine Mammutaufgabe gewesen, die die Beratungslehrer, die ja auch unterrichten und den Leistungsstand benoten – in derartigen Situationen nicht gerade ermunternd für offene Gespräche – wohl überfordert hätte.
Gespräche auf Augenhöhe
„Wir verstehen uns zwar überwiegend als Anwältinnen der Schülerinnen und Schüler“, berichten unisono Birgit Schmitt und ihre Nachfolgerin Christina Grieb, „aber eben nicht nur.“
Ganz wichtig ist ihnen, dass Schulsozialarbeit nie „angeordnet“ wird. Gesichert wird das durch den speziellen Status, den die Schulsozialarbeit hat: Schulsozialarbeit ist eine eigene Stabsstelle an der Schule.
Damit ist sie nicht an Weisungen aus dem Kollegium oder gar durch die Schulleitung gebunden; umgekehrt aber ist sie auch nicht weisungsberechtigt. Schulleiterin Ballas-Mahler lobt diese Konstruktion, die auch zwischen Lehrenden und den Schulsozialarbeiterinnen reflektierende Gespräche auf Augenhöhe garantiere.
Gern lässt man die erprobte Kraft nicht ziehen, und auch sie geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Sie habe hier gern gearbeitet und wechsle eigentlich nur des langen Arbeitsweges wegen den Dienstort. Wichtig war ihr jetzt auch, ihre Nachfolgerin gut einarbeiten zu können.
Christina Grieb übernahm schon als Schülerin unter anderem als Übungsleiterin im Sportbereich soziale Verantwortung. Ihr Studium absolvierte sie an der Fachhochschule in Würzburg. Der Wechsel dürfte reibungslos verlaufen: Unter anderem durch ihre Mithilfe bei den Corona-Tests und der Schulung von Lehrenden und Lernenden sind ihr viele Gesichter schon vertraut.
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