Amokfahrt vom Silvestertag

Ergebnis der Obduktion: Baggerfahrer von zwei Schüssen tödlich getroffen

Mittlerweile sind mehr Details zu der Bagger-Amokfahrt in Tauberbischfosheim bekannt - und auch zu den Hintergründen. Demnach habe sich der 38-Jährige kurz vor der Tat noch wegen diverser Straftaten selbst angezeigt.

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Klaus T. Mende
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Ein Bild der Verwüstung hat ein 38-Jähriger am Silvestertag bei einer Amokfahrt mit dem Bagger in Grünsfeld und in Tauberbischofsheim hinterlassen. © Klaus T. Mende

Tauberbischofsheim/Grünsfeld/Mosbach/Heilbronn. Ein 38 Jahre alter Deutscher brachte gegen 13.30 Uhr am Silvesternachmittag auf dem Gelände einer Grünsfelder Baufirma einen Radbagger in seine Gewalt und beschädigte mit diesem zunächst zahlreiche Fahrzeuge des Betriebs, bevor er das Firmengelände mit dem Bagger verließ.

Streifenwagen mit Baggerschaufel beschädigt, Polizistin verletzt

Als die bereits eingetroffenen Polizeibeamten in zwei Dienstfahrzeugen die Verfolgung aufnahmen, drehte der Täter den Bagger um, fuhr auf die Dienstfahrzeuge zu und zerstörte die Dienstfahrzeuge mit der Baggerschaufel. Eine Polizeibeamtin, die in diesem Moment ihr Fahrzeug verließ, wurde zwischen den Dienstfahrzeugen eingeklemmt und leicht verletzt.

Einer von mehreren Polizei-Streifenwagen, die beschädigt wurden. © Klaus T. Mende

Danach fuhr der Mann mit dem tonnenschweren Baufahrzeug über die Bundesstraße 290/27 in das wenige Kilometer entfernte Tauberbischofsheim.

Sein Ziel war das Gelände eines Autohauses in der Alten Wertheimer Straße, wo er weitere erhebliche Schäden an Gebäuden anrichtete. Dort endete die Fahrt gegen 14.22 Uhr, als der Mann von Schüssen der Polizei tödlich getroffen wurde, nachdem er erneut mit dem Bagger auf die anwesenden Polizeibeamten zusteuerte. Bei der Tat wurden drei Polizeibeamte leicht verletzt. Darüber hinaus wurden vier Dienstfahrzeuge der Polizei zerstört. Der entstandene Sachschaden ist erheblich, kann zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch nicht zuverlässig geschätzt werden.

Obduktion an Baggerfahrer: Zwei tödliche Schussverletzungen

Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat sowie dem Schusswaffengebrauch durch die eingesetzten Polizeibeamten werden seither von der Staatsanwaltschaft Mosbach geführt, die das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Kriminalpolizeidirektion Heilbronn mit den weiteren Ermittlungen beauftragte. Das vorläufige Ergebnis der Obduktion des Leichnams ergab, dass der 38-Jährige im Rahmen des polizeilichen Einsatzes zwei tödliche Schussverletzungen erlitten hat.

Die Einschusslöcher am Bagger sind am Morgen nach der Amokfahrt gut zu erkennen. © Sabine Holroyd

Die bisherigen Ermittlungen brachten zutage, dass es sich bei dem getöteten 38-Jährigen um einen ehemaligen Mitarbeiter der Grünsfelder Baufirma handelte. Dort war er von 2021 bis 2023 beschäftigt. Das Arbeitsverhältnis soll der 38-Jährige selbst beendet haben. Im Anschluss an das Arbeitsverhältnis kam es zu zivilrechtlichen und persönlichen Streitigkeiten zwischen den Parteien. Ab 2023 bestritt der 38-Jährige mehrere Arbeitsverhältnisse, welche jeweils frühzeitig oder nach Ablauf der Probezeit beendet wurden.

Am 28. Dezember 2024 suchte der 38-Jährige eine Polizeidienststelle in Suhl (Thüringen) auf. Dort bezichtigte er sich selbst diverser Straftaten, unter anderem aus dem Bereich der Betäubungsmittel- und Eigentumskriminalität. Zur Begründung der Selbstanzeigen gab er an, „reinen Tisch“ machen zu wollen. Einen Tag später erstellte der Getötete ein Schriftstück, mit dem er seine Ehefrau zur Regelung seiner Angelegenheiten bevollmächtigte.

38-Jähriger hatte sich von der Ehefrau getrennt

Am Morgen des Tattags ließ sich der 38-Jährige dem bisherigen Ermittlungsstand nach von einer Bekannten an seiner Wohnanschrift in Thüringen, die er zu diesem Zeitpunkt nach einem vorherigen Krankenhausaufenthalt mit seiner getrenntlebenden Ehefrau und den gemeinsamen Kindern bewohnte, abholen und nach Tauberbischofsheim fahren. Dort ließ er sich zunächst zu einer Gewerbefläche in der Alten Wertheimer Straße und anschließend zu einem privaten Wohnhaus fahren, bevor er sich auf seinen eigenen Wunsch hin gegen 13 Uhr zu dem Gelände der Baufirma in Grünsfeld fahren ließ.

Hierzu ist bekannt, dass die zuvor genannte Gewerbefläche in Tauberbischofsheim sowie das Gelände der Baufirma in Grünsfeld, für das ein privates Zutrittsverbot für den Mann bestanden haben soll, im Zusammenhang mit dem Inhaber der Baufirma stehen.

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Dessen Schädigung war nach dem heutigen Stand der Ermittlungen höchstwahrscheinlich Ziel der sich anschließenden folgenschweren Tat. Das zuvor erwähnte private Wohnhaus in Tauberbischofsheim steht nicht in Verbindung mit dem Firmeninhaber, dies nahm der 38-Jährige irrtümlich an.

„Der polizeiliche Einsatz war für meine Kollegen extrem herausfordernd und hoch dynamisch. Abgestufte Maßnahmen und schwerwiegende Entscheidungen waren in kürzester Zeit zu treffen und zwar ohne die uns jetzt ex post vorliegenden Erkenntnisse unter anderem zu den Hintergründen, zum Motiv und zum Vorgehen des 38-jährigen Mannes. Nach meiner Überzeugung musste jedenfalls die Fortführung der folgenschweren Irrfahrt mit einem tonnenschweren Radbagger vor dem Hintergrund der sich dargestellten unmittelbaren konkreten Gefahrenlage in jeglicher Hinsicht sicher beendet werden. Meine Polizeibeamten haben in dieser aufreibenden Situation die dafür notwendige Verantwortung pflichtbewusst und entschlossen übernommen und dafür danke ich ihnen“, betont Heilbronns Polizeipräsident Frank Spitzmüller.

Ermittlungen zum Schusswaffengebrauch dauern an

Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat sowie dem Schusswaffengebrauch dauern an. Hierzu teilte Dr. Florian Kienle, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mosbach, mit: „Natürlich wird der tödliche Schusswaffengebrauch der Polizeibeamten im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gründlich und unabhängig untersucht und juristisch bewertet. Auch wenn der persönliche Hintergrund des Falles dramatisch ist, können wir froh sein, dass trotz der von dem Betroffenen verursachten erheblichen Gefahrensituationen nicht noch weitere Menschen zu Schaden gekommen sind.“ pol/stv

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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