Umfrage in Osterburken

Das sagen die Osterburkener zum DHL-Paketzentrum

Eine Grundsatzentscheidung zum geplanten DHL-Paketzentrum steht am Montag auf der Tagesordnung des Osterburkener Gemeinderats. Doch was meinen die Bürger? Die Fränkischen Nachrichten haben nachgefragt.

Von 
Daniela Käflein und Nicola Beier
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Osterburken. Der Osterburkener Gemeinderat muss am Montag eine Entscheidung treffen: Soll das Vorhaben des Paket- und Briefdienstleister DHL, ein Paketzentrum an der B 292 zu errichten, weiter verfolgt werden? Die Osterburkener Bürger sind zwiegespalten, was das Vorhaben betrifft. Das zeigte eine Umfrage der Fränkischen Nachrichten.

Was der Entscheidung zum DHL-Paketzentrum voraus ging

  • Es ist schon etwa eineinhalb Jahre her, dass der Paket- und Briefdienstleister DHL auf die Stadt Osterburken zukam und den Wunsch äußerte, auf einem Grundstück an der B 292 zwischen Regionalem Industriepark und der Autobahnauffahrt A 81 ein Paketzentrum zu bauen. Es soll das 38. Paketzentrum werden, mit dem ein Lückenschluss erreicht werden solle.
  • Insgesamt ist das vorgesehene Grundstück 17 Hektar groß, wovon 15 Hektar Fläche benötigen würden. Dort soll eine U-förmige Halle mit rund 14,5 Metern Höhe und 27 000 Quadratmeter Fläche errichtet werden. Zusätzlich will man ein Bürogebäude errichten , das etwa 15 Meter hoch werden soll.
  • Rund 400 Arbeitsplätze könnten dort entstehen (80 qualifiziert Arbeitsplätze und 320 in unteren Lohngruppen).
  • Das erste Mal wurde das Projekt am 17. Mai 2022 in einer Gemeinderatssitzung vorgestellt. Die Räte entschieden damals, eine Einwohnerversammlung zu veranstalten, um die Bürger zu informieren und Fragen zu beantworten.
  • Der Grundsatzbeschluss über die Anfrage zur Ansiedlung des DHL-Paketzentrums wird am Montag, 24. Juli, im Osterburkener Gemeinderatssitzung gefällt. nb

Die Fragen betrafen sowohl die grundsätzliche Haltung gegenüber dem Projekt, als auch die Möglichkeit für einen Bürgerentscheid, gegen den sich der Gemeinderat entschieden hatte. Manche der Befragten gaben auch eine Einschätzung darüber ab, wie die Entscheidung am Montagabend ausfallen könnte.

Inna Haasritter aus Osterburken: „Da ich in Osterburken mitten in der Stadt wohne und immer ohne Auto unterwegs bin, trifft mich das mit dem Verkehr nur indirekt. Ich muss also nicht hinter den vielen Lkw herfahren. Bestimmt wird das aber eine Belastung für Osterburken und die umliegenden Ortschaften. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Arbeitsplätze. Das wäre für Osterburken ein großer Vorteil. Dieser Gesichtspunkt spricht – anders als der enorme Verkehr – für das Paketzentrum in Osterburken.“

Thomas Wagner aus Osterburken: „Aus umweltpolitischer Sicht bin ich total dagegen. Ich befürchte, dass der Wald da oben, gegenüber von Adventon, dem Projekt zum Opfer fällt. Das ist ein wunderschönes Gebiet. Da gibt es viele Feuchtbiotope. Aus diesem Grund stehe ich dem ganzen Projekt eher ablehnend gegenüber. Wenn ich mir dann das Argument mit den 400 Arbeitsplätzen in unserer strukturschwachsen Region anschaue, bin ich sehr zwiegespalten. Aber es geht nicht nur mir so, habe ich im Gespräch mit anderen gemerkt. Den Bürgerentscheid hätte ich in diesem Fall schon gut gefunden, denn dann hätten sich die Leute auch intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt. Vom Wald wurde bei den Fragen an DHL bisher gar nichts gesagt. Und was das insgesamt mit dem Verkehr macht, ist auch noch nicht klar. Für mich steht fest, dass die Lkw nicht alle gleich wieder auf die Autobahn fahren. Ich stehe dem Projekt sehr kritisch gegenüber.“

Ingrid Schmitt aus Osterburken: „Mir gefällt an dieser Entscheidung nicht, dass wir so viele weitere Lkw nach Osterburken ziehen. Daneben soll eine Riesenfläche von 17 Hektar überbaut werden. Aus Umweltsicht stehe ich dem DHL-Paketzentrum daher eher kritisch gegenüber.

Peter Schneider aus Osterburken: „Was das Paketzentrum betrifft, bin ich wirklich geteilter Meinung. Auf der einen Seite steht mit etwa 17 Hektar für das DHL-Paketzentrum ein enormer Flächenfraß in Osterburken an, auf der anderen Seite die versprochenen 400 Arbeitsplätze, bei denen man noch keineswegs weiß, ob das dann auch so stimmt. Schon in den 80er-Jahren habe ich mich gefragt, wo denn um Himmels Willen die ganzen produzierten Autos überall fahren sollen? Aber auch einen Bürgerentscheid hätte ich nicht nur gut gefunden. Häufig gibt es dabei dann Wortführer und Gruppen, die die Meinung besimmen. Das ist ungut. Es ist eine schwierige Geschichte, mit der man sich aber auseinandersetzen muss und auch mal andere Meinungen zulassen sollte.“

Margot und Hanns Brocker aus Osterburken: „Grundsätzlich finden wir es nicht schlecht, wenn ein DHL-Paketzentrum nach Osterburken kommt. Autobahnanschluss und Gleisanschluss sind da, die Voraussetzungen sind also bestens. Natürlich kommt es bei einer solchen Entscheidung auch darauf an, ob man da wohnt, wo der Verkehr ist. Wir wohnen am Friedhof, da ist es ruhig.“

Sabine Stieber aus Bofsheim:

„Für mich ist das Thema sehr ambivalent. Wenn wir es nicht machen, kommt eine andere Ortschaft aus der Umgebung und baut es. Dann haben wir den Verkehr genauso, nur die andere Ortschaft hat die Arbeitsplätze. Dann soll das Paketzentrum doch lieber in Osterburken gebaut werden. Der Verkehr hier in Bofsheim ist ein Problem. Es müsste meiner Meinung nach ohnehin Tempo 30 gelten, denn selbst ich als Erwachsene muss morgens schauen, wie ich über den Zebrastreifen komme. Einen Bürgerentscheid hätte ich für gut gehalten. Schließlich betrifft es alle. Nach meiner Einschätzung wird der Gemeinderat für das Paketzentrum votieren.“

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