Osterburken. Es herrschte ein großer Andrang am Donnerstagabend in der Baulandhalle in Osterburken. Rund 150 Bürger waren gekommen, um sich über das geplante Paketzentrum der „Deutschen Post DHL Group“ (DPDHL) zu informieren (die FN berichteten). Auch Bürgermeister aus den benachbarten RIO-Kommunen (Regionaler Industriepark Osterburken) waren gekommen. Vonseiten der DPDHL standen Jörg Henke (Abteilungsleiter Immobilien und Sortierung), Julian Schöler (Mitglied Abteilung Immobilien und Sortierung), Sigrid Mirus (Architektin) und Jörg Stegemann (Projektentwickler) für Fragen zur Verfügung. Michael und Lukas Gierse von der Ingenieurgesellschaft Gierse-Klauke übernahmen die Planungen für das Paketzentrum.
Nach der Begrüßung von Bürgermeister Jürgen Galm präsentierten die Beteiligten das Projekt, ehe die Bürger einige Fragen stellten. Die wichtigsten Antworten haben die FN zusammengefasst.
Was ist geplant?
Die „Deutschen Post DHL Group“ will auf Gemarkung Osterburken ihr insgesamt 38. Paketzentrum errichten, um einen Lückenschluss zu erreichen.
Wo soll das Paketzentrum gebaut werden und wie groß wird es?
Es soll westlich des RIOs nahe der A 81 an der B 292 errichtet werden. Insgesamt ist das Grundstück 17 Hektar groß, wovon 15 Hektar Fläche benötigen würden. Dort soll eine U-förmige Halle mit rund 14,5 Metern Höhe und 27 000 Quadratmeter Fläche errichtet werden. Geplant sind 299 Tore. Zusätzlich gibt es ein Bürogebäude, das etwa 15 Meter hoch wird. Insgesamt rechnet die DHL mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro.
Bis wann soll es fertig sein?
Die DPDHL rechnet mit einer Bauzeit von 1,5 Jahren. Wann es mit dem Bau losgeht, ist noch unklar, da auf kommunalplanerischer Ebene noch einiges getan werden müsse. Galm rechne mit einer Planungszeit von etwa drei Jahren.
Was soll sonst noch auf dem Gelände entstehen?
Da die Post in Zukunft vermehrt auf Biogas-Lkw setzten möchte, wird es eine Gas-Tankstelle sowie E-Ladestationen auf dem Gelände geben, außerdem Parkplätze für etwa 350 Pkw und rund 40 Ruheplätze für Lkw-Fahrer mit Sanitärräumen. Eine Bushaltestelle mit ÖPNV-Anbindung ist ebenfalls vorgesehen. Außerdem soll eine Abstellfläche für rund 645 Wechselbrücken (austauschbare Ladungsträger für Lkw) geschaffen werden. Eine Kantine für Mitarbeiter und Lkw-Fahrer wird geplant. Einen Sichtschutzwall an der B 292 soll es auch geben, damit das Gelände nicht einsehbar ist.
Wie wird die Verkehrssituation rund um das Zentrum aussehen?
Grundsätzlich unterscheide die Post zwischen zwei Arten von Verkehr: Der Regionalverkehr fällt im Umkreis des Paketzentrums an, beispielsweise wenn die regionalen Zustellstützpunkte, Filialen oder Kunden angefahren werden. Unter Fernverkehr versteht die DPDHL den Verkehr, der von und zu den unterschiedlichen Paketzentren entsteht.
Mit wie vielen Lkw ist zu rechen und wann sind diese im Einsatz?
Im Fernverkehr rechnet die DPDHL mit rund 770 Lkw pro Tag. Allerdings werden diese Zahlen im Zeiten des „Starkverkehrs“ steigen, erklärte Jörg Stegemann und nannte die Zeit vor Weihnachten. Ab November bis zum 24. Dezember steige die Zahl der Lkw auf rund 1500 pro Tag. Die Hauptfahrzeiten seien in der Nacht. Zum Regionalverkehr nannte Henkel keine genauen Zahlen, er verwies allerdings darauf, dass die Lkw-Fahrer bereits heute die Filialen, Kunden und Stützpunkte anfahren müssen und diese Fahrzeuge dementsprechend schon jetzt auf der Straße sind. Stadträtin Margaret Horb bat um genauere Zahlen, die dem Gemeinderat vorgestellt werden sollen. Sonntags herrsche auf dem Gelände kein Betrieb. Samstags werde bis etwa 18 Uhr gearbeitet, dann ginge es wieder um 0 Uhr am Montagmorgen los, schilderte Julian Schöler.
Welche Sorge haben die Bürger?
Die Zunahme des Ortsdurchfahrtsverkehrs von Osterburken und Bofsheim ist ihre größte Sorge. Dabei verwiesen sie auf das sogenannte „Lange Handtuch“ bei Aschaffenburg (B 469). Die Fahrer könnten vom Paketzentrum Osterburken über diese Strecke schneller zum Aschaffenburger Zentrum gelangen. Sie nannten die kürzere Strecke der Bundesstraße (rund 90 Kilometer; Autobahn rund 120 Kilometer) und den nicht ausgebauten Teil der Autobahn ab Wertheim in Richtung Osterburken (nur zwei Spuren) als Argumente.
Wie soll die Verkehrsführung beeinflusst werden?
„Das wird nicht der Fall sein“, sagte Jörg Henke zum befürchteten Ortsdurchfahrtsverkehr. Er verwies auf eine konzerninterne Studie, laut der diese Strecke auch heute nicht genutzt würde. Demnach würde auch bei Inbetriebnahme in Osterburken kein Verkehr über die B 469 fahren. Da die Lkw auf der Bundesstraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 Stundenkilometer beachten müssen, hätten sie keine Zeitersparnis, höhere Spritkosten und könnten die strikten Lieferpläne nicht einhalten. Außerdem sollen mehrere Maßnahmen die Durchfahrt verhindern: Den Lkw-Fahrern soll verboten werden, vom Paketzentrum aus in Richtung Osterburken abzubiegen. Externe Speditionen werden vertraglich verpflichtet, das Paketzentrum nur über die A 81 anzufahren, erläuterte Henkel. Eine 100-prozentige Garantie dafür, dass kein Ortsdurchfahrtsverkehr anfalle, sprach er aber nicht aus. Zudem könne es beim Regionalverkehr zu Ortsdurchfahrtsverkehr kommen.
Wie werden diese Maßnahmen straßenbaulich umgesetzt?
Die B 292 soll bei der Einfahrt zum Paketzentrum verbreitert werden. Von Osterburken kommend, plane man mit einer Linksabbiegespur. Aus Richtung Autobahn werde es eine Abfahrtspur auf das Gelände geben. Wenn Lkw in Richtung Autobahn starten, soll es in der Mitte der Fahrbahn einen Beschleunigungsstreifen geben. Die Ausfahrt vom Paketzentrum in Richtung Osterburken soll durch eine Engstelle (2,2 Meter breit) nur für Pkw befahrbar sein. Zusätzlich soll eine Verkehrsinsel auf der Bundesstraße die Lkw vom „Rechtsabbiegen“ abhalten. Parallel zu den Bauplanungen soll eine Verkehrsuntersuchung genauere Daten liefern.
Wie wird das Paketzentrum aussehen?
„Wir sind in den Planungen vom Standard abgewichen“, erklärt Architektin Sigrid Mirus. So plane die DPDHL mit einer erdgrünen Außenfassade in Pixeloptik. So soll sich das Gebäude besser in die Umgebung einfügen.
Welche Vorteile hat die Stadt Osterburken von der Ansiedlung der DHL Group?
„Wir wollen uns aktiv ins Stadtgeschehen einbringen“, hob Henkel hervor. So wolle die DPDHL sich ins Stadtmarketing einbringen und mit dem Gewerbeverein zusammenarbeiten. Außerdem wolle der Konzern ab Betriebsaufnahme sofort Gewerbesteuer zahlen. Zur Höhe gab Henkel keine Auskunft. Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen werde zudem die Kaufkraft gestärkt.
Wie viele Arbeitsplätze werden geschaffen?
Es sind 400 Arbeitsplätze geplant. 50 davon im Bereich Technik/Mechatronik, 35 Büromitarbeiter und 15 Rangierer. Zudem wolle DPDHL Ausbildungsplätze schaffen. Wie die restlichen 300 Arbeitsplätze aussehen, wurde nicht genannt. Stadträtin Margaret Horb bat um eine genauere Definition, die dem Gemeinderat vorgestellt werden soll. Es werde der beste Branchenlohn gezahlt und es soll flexible Arbeitszeitmodell geben, erklärte Stegemann.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit beim Bau des Zentrums?
„Der Bau des Paketzentrums soll CO2-neutral sein“, hob Mirus hervor. Auf dem Dach des Zentrums sollen Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Außerdem wolle man vermehrt auf Gas-Lkw setzen. Ab 2027 will DPDHL seine Flotte auf Wasserstoffantrieb umstellen.
Wie geht es nun weiter?
Der Gemeinderat hat einen Grundsatzbeschluss über das Projekt zu fassen. Erst dann ist klar, ob die Pläne weiter verfolgt werden können.
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