Regionaler Industriepark Osterburken

Osterburken: Ortschaftsrat Oberkessach gegen DHL-Paketzentrum

Die Entscheidung über die Ansiedlung des DHL-Paketzentrums rückt näher. Nun ergreift der Ortschaftsrat Oberkessach in einem offenen Brief an die Stadträte Osterburken das Wort.

Von 
Nicola Beier
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So könnte das geplante DHL-Paketzentrum an der B 292 einmal aussehen. © DPDHL GRoup

Osterburken. Bald steht die Entscheidung über die Ansiedlung des DHL-Paketzentrums im Regionalen Industriepark Osterburken an. Es soll nahe der A 81 an der B 292 errichtet werden. Insgesamt ist das vorgesehene Grundstück 17 Hektar groß, wovon 15 Hektar Fläche benötigen würden. Dort soll eine U-förmige Halle mit rund 14,5 Metern Höhe und 27 000 Quadratmeter Fläche errichtet werden. Nun meldete sich der Ortschaftsrat Oberkessach mit einem offenen Brief zu Wort.

Gegen das Großprojekt hatte sich bereits bei der Bürgerinformationsveranstaltung im November 2023 Widerspruch geregt. Oberkessacher Bürger waren zur Veranstaltung gekommen, um ihren Unmut auszudrücken. Denn bevor die DPDHL auf Osterburken zukam, sollte das Paketzentrum dort gebaut werden. Der Ortschaftsrat wehrte sich und die DPDHL zog sich zurück.

Standpunkt verdeutlichen

Nun steht die Grundsatzentscheidung am 24. Juli beim Osterburkener Gremium auf der Tagesordnung. Deshalb wandte sich der Oberkessacher Ortschaftsrat am Donnerstag mit einem offenen Brief an die Stadträte, die Bürgermeister der RIO-Kommunen und an die Landräte Dr. Achim Brötel und Dr. Matthias Neth (Hohenlohekreis), um noch einmal ihren „Standpunkt als Nachbarortschaft darzulegen“, wie es in dem Schreiben heißt, das auch der Redaktion vorliegt.

„Es gab wohl in der Geschichte des Ortschaftsrates Oberkessach kein Thema, welches intensiver bearbeitet und diskutiert wurde. Das Ergebnis war eindeutig. Eine Ansiedlung eines Logistikers dieser Größenordnung birgt für unseren Landstrich mehr Risiken als Chancen“, heißt es in dem Brief. Daher bittet der Ortschaftsrat die Gemeinderäte Osterburkens „im Sinne der nachbarschaftlichen Verbundenheit und Zukunft unseres gemeinsamen Lebensraums, die Ansiedlung abzulehnen“.

Um diese Bitte zu unterfüttern, liefert der Ortschaftsrat in dem Brief eine ganze Reihe von Argumenten. Ein zentrales Thema ist der Verkehr. Zwar wurde bei der Informationsveranstaltung seitens DPDHL versichert, dass der Verkehr über das „Lange Handtuch“ bei Aschaffenburg (B 469) nicht zunehmen werde und das Zentrum nur über die A 81 angesteuert würde (wir berichteten), doch die Oberkessacher glauben das nicht: „Die Subunternehmer werden sich keine Route vorschreiben lassen, sondern die jeweils für sie günstigste Route wählen“, sind sie überzeugt. Auch die Strafzahlungen bei Nichteinhaltung der vorgegebenen Zeitfenster sprechen laut Ortschaftsrat „noch mehr für die Nutzung der Landstraßen von und aus Richtung A 6 sowie für die Nutzung vom ’Langen Handtuch’“.

Auch die versprochenen Gewerbesteuereinnahmen stellen sie in Frage: „Der Konzern DHL beschäftigt eine große Anzahl von Rechtsanwälten und Steuerberatern, deren Aufgabe es ist, die Konzernsteuerlast so gering wie nur möglich zu halten“, erklären sie. Wie viel Gewerbesteuer letztlich bei Osterburken landet, sei fraglich: „Betrachten Sie die Thematik mal unter den Stichworten Schlüsselzuweisungen, Kreisumlage und Gewerbesteuerumlage“, schreiben die Oberkessacher. Dem entgegen stünden sichere Ausgaben, die anfallen würden, sobald das Zentrum errichtet ist. Der Ortschaftsrat nennt hier das Feuerwehrwesen, „um die Anforderungen eines so dimensionierten Logistikzentrums zu erfüllen“. Auch die Abwasserbeseitigung könnte Herausforderungen mit sich bringen.

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Negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild und ortsansässige Unternehmen würden ebenfalls mit dem Bau einhergehen, ist sich das Gremium sicher: „Ein Flächenverbrauch in diesem Umfang (im Übrigen gute Zuckerrübenböden) für einen DAX-Konzern ist alles andere als nachhaltig“, heißt es. Man solle lieber für Handwerker, Landwirte und mittelständische Betriebe Gewerbeflächen und Entwicklungsmöglichkeiten offenhalten.

Problem bei Arbeitskräften

Zuletzt wird auch das Thema Arbeitsplätze angesprochen, das DHL als einen Vorteil für die Region genannt hatte. Insgesamt sollen 400 Arbeitsplätze geschaffen werden, davon rund 15 Prozent Facharbeiter. Diese würden dann vermutlich beim örtlichen Mittelstand abgeworben. Die Frage der Nachhaltigkeit stelle sich auch hier, heißt es im Schreiben. „Die weiteren 85 Prozent sind Arbeiten für Hilfsarbeiter.“ Sie könnten aber nicht, wie man in einem Zentrum gesehen habe, von Müttern oder Rentnern erledigt werden. „Diese schwere Arbeit wurde von jungen Menschen, bis maximal mittleren Alters durchgeführt. Die Fluktuation ist hier auch sehr hoch“, habe man bei einem Besuch erfahren.

Das Schreiben wurde am Donnerstag verschickt. „Wir wollen das Thema noch einmal ins Gedächtnis rufen und vielleicht den ein oder anderen Bürger aufwecken“, erklärte Ortschaftsratsmitglied Rüdiger Volk auf Nachfrage der FN. Für weitere Informationen und einen offenen Austausch stünde der Ortschaftsrat zur Verfügung, versicherte er.

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