Kommunalpolitik

Osterburken: DHL hat Fragen zum Paketzentrum beantwortet

Die Osterburkener Stadträte reichten einen umfangreichen Fragenkatalog zum geplanten Paketzentrum ein. Dieser wurde nun von der Stadt veröffentlicht.

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Osterburken.. Bevor die Grundsatzentscheidung zum geplanten DHL-Paketzentrum (PZ) am 24. Juli in der Osterburkener Gemeinderatssitzung gefällt wird, veröffentlichte die Stadt am Freitag einen umfangreichen Fragenkatalog. Die Stadträte reichten bei DHL 28 Fragen ein, in denen sie genauere Informationen anforderten. Dabei geht es unter anderem um Zahlen zum Verkehrsaufkommen, um die Arbeitsplätze und -bedingungen, um das Bauvorhaben und die Bodenqualität. Die Antworten seitens DHL liegen vor und wurden im Osterburkener Amtsblatt veröffentlicht. Die Fränkischen Nachrichten stellen den Fragenkatalog nun hier zur Verfügung.

Wie hoch ist die Anzahl der regionalen Fahrzeugbewegungen (Hin- und Rückfahrt) zum geplanten Paketzentrum?

Unterjährig werden circa 1525 Fahrten pro Tag stattfinden. Im Starkverkehr werden es rund 1892 Fahrten pro Tag sein. Diese Fahrzeugzahlen beinhalten sowohl den Nachtverkehr zwischen den aktuell 37 Paketzentren in Deutschland als auch die morgendlichen und abendlichen Fahrten vom Paketzentrum Osterburken zu den zugeordneten Zustellstützpunkten. Die Frachtführer intern und extern werden über eine Dienstanweisung beziehungsweise vertraglich angewiesen, vorgegebene Fahrtrouten zu nutzen.

Wie soll das Einzugsgebiet des Paketzenrums Osterburken künftig aussehen?

 Auf einer Karte ist zu erkennen, dass das Einzugsgebiet in etwa kreisförmig um Osterburken verläuft. Es reicht von Bietigheim, Crailsheim, Blaufelden, Giebelstadt, Wertheim, Buchen, Eberbach bis Obrigheim. Das alles gilt unter Vorbehalt, so die DPDHL.

Ist eine Spezialzuständigkeit angedacht?

Es ist keine Spezialzuständigkeit angedacht.

 Ist eine Bewirtschaftung des Lkw-Ruheplatzes vorgesehen?

Ein Lkw-Ruheplatz mit sanitärer Einrichtung ist möglich. Die Bewirtschaftung ist ebenfalls mit der Stadt noch abzustimmen.

Wie  sieht die aktuelle Verteilung des Lkw-Verkehrs auf Speditionen und eigene Fahrzeuge aus?

Der Hauptlauf erfolgt durch DHL Freight (Konzern). Vorlauf und Nachlauf: vermutlich mehr als 20 Prozent der Transporte werden mit dem eigenen Fuhrpark durchgeführt. DHL weist darauf hin, dass Transporte zwischen den Paketzentren von der eigenen DHL Spedition Freight durchgeführt werden. Der regionale Verkehr von Einlieferungsstandorten (Kunden/Filialabholungen/etc.) zum PZ und vom PZ zu den Auslieferungsstandorten werden mit vermutlich mehr als 20 Prozent ebenfalls durch eigene Fahrzeuge/Fahrer durchgeführt.

 Welche Sortierkapazität ist vorgesehen und geplant?

Bis maximal 40.000 Pakete sind in der Spitzenstunde vorgesehen. Dieser Wert ist ein technischer Durchsatz.

 Wie sieht die Anzahl und Verteilung der Arbeitsplätze aus?

Es wurden bisher 80 qualifiziert hochwertige Arbeitsplätze (Techniker/Mechatroniker/Verwaltungskräfte) und 320 Arbeitsplätze in meist angelernten Bereichen in den unteren Lohngruppen vorgestellt. DHL weist darauf hin, dass beim Tarifabschluss 2023 die Löhne und Gehälter um durchschnittlich 11,5 Prozent erhöht  wurden, zuzüglich einer Einmalzahlung. Die „Paketsortierer“ erhalten 20 Prozent und die „Zusteller/innen“ 18 Prozent Lohnerhöhung.

Wie sind die Schichtzeiten und wie viele Mitarbeiter werden in den Schichten arbeiten?

  • Mitarbeiter stärkste Schicht (Tagesschicht)
    • Overhead: ca. 50
    • BetriebsmitarbeiterInnen: ca. 210
    • Techniker: ca. 15
    • Lkw-Fahrer: ca. 30
  • Schichtzeiten:
    • Overhead: 7 – 16 Uhr
    • Tagschicht: 9 – 21 Uhr
    • Nachtschicht: 21.15 – 7 Uhr

 Woher generieren Sie die Beschäftigten in den Starkverkehrszeiten?

Eigene Beschäftigte und bei Bedarfsspitzen (Weihnachten) mit zusätzlichen Leiharbeitnehmern. Grundsätzlich arbeitet die Deutsche Post AG im Bereich der Zeitarbeit mit renommierten und bundesweit vertretenen Zeitarbeitsunternehmen zusammen, mit denen Rahmenverträge abgeschlossen wurden. Diese Anbieter haben das strenge, konzerninterne Prüfungs- und Complianceverfahren durchlaufen und sind selbst Mitglieder in den großen Branchenarbeitgeberverbänden und damit selbstverständlich auch tarifiert. Diese Anbieter haben Niederlassungen in den Regionen und rekrutieren ihre Arbeitnehmer in den Regionen. In der Regel sind die Zeitarbeitnehmer, die eingesetzt werden, also in der Region ansässig. Bei Eignung und Interesse der Leiharbeitnehmer werden diese auch in ein Beschäftigungsverhältnis bei der Deutsche Post AG übernommen. Daneben wird ganzjährig mit dem Arbeitsamt, Behörden, Fortbildern usw. zusammengearbeitet, um Mitarbeiter langfristig für den Konzern zu gewinnen.

 Arbeiten Sie mit weisungsgebundenen Fremdfirmen zusammen und wenn ja, wie hoch ist der Anteil der Beschäftigten? 

Grundsätzlich arbeitet die DHL Group mit eigenem Personal. Saisonale Spitzen/Schwankungen in der Menge werden in geringem Umfang zusätzlich durch Fremdfirmen (Leiharbeitsfirmen) gedeckt.

 In der Region herrscht Vollbeschäftigung. Aus welchen Berufsgruppen setzen sich die qualifizierten Arbeitsplätze zusammen?

Techniker/Mechatroniker/Verwaltungskräfte (z.B. mit kaufmännischer Ausbildung)

 Wie hoch ist der Frauenanteil in den Paketzentren Kitzingen, Köngen und Bruchsal?

Im Durchschnitt in den drei Paketzentren bei 41 Prozent. Bruchsal 45 Prozent, Kitzingen 35 Prozent, Köngen 42 Prozent.

Wie hoch ist der Altersdurchschnitt der Beschäftigten in den drei genannten Paketzentren?

Der Altersdurschnitt beträgt dort ca. 42-43 Jahre.

 Wie steht DPDHL zur Einbindung von Inklusion und Integration? Die Region ist durch die Johannes-Diakonie und den Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme geprägt.

Natürlich bieten DPDHL als assoziiertes Unternehmen des Bundes auch Berufe an, bei denen deutsche Sprachkenntnisse nicht im Vordergrund stehen; jedoch wir gemeinsam an besseren Sprachkenntnissen für die Integration arbeiten, beispielsweise Flüchtlinge. Ebenso wird deutschlandweit mit dem Thema Inklusion umgegangen.

 Welche Arbeitszeitmodelle stehen im PZ Osterburken zur Verfügung?

Es bestehen zeitgerechte Arbeitszeitmodelle, z.B. 20 Stunden, 25 Stunden oder 38,5 Stunden pro Woche.

 Wie hoch ist die Fluktuation in den drei Paketzentren Kitzingen, Köngen und Bruchsal?

Diese Zahl liegt bisher nicht vor, da sie nicht erfasst wurde.

 Osterburken ist Schulstadt und alle Schulen laufen im Ganztagsbereich. Die bereits ansässigen Firmen engagieren sich bei der Dualen Hochschule Mosbach/Bad Mergentheim. Hat die Deutsche Post DHL Group hier eigene Konzepte, um sich im Bereich der Schulen/Ausbildung/Fortbildung/Hochschule zu engagieren?

Die Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort, Hochschulen usw. sind ein Pfeiler der Zusammenarbeit, um uns bei jungen Menschen als attraktiver Arbeitgeber zu empfehlen. Aktuell kooperieren wir mit der Dualen Hochschule BW an den Standorten Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Heilbronn und Lörrach, sowie mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Andere Standorte und Studiengänge wären denkbar. Für zukünftige Formen der Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort sind wir offen. Pro Jahr werden ca. 200 Dual Studierende deutschlandweit eingestellt.

 Wie viele Ausbildungsplätze/Praktikumsplätze werden in welchen Bereichen im Paketzentrum Osterburken angeboten? 

Ein bis zwei duale Studierende während ihrer Praxisphase, ein bis zwei Ausbildungen pro Jahr im Bereich Mechatronik und Kauffrau/-mann für Büromanagement, bei Bedarf z.B. Schülerpraktika möglich und erwünscht.

 Neue Technologien: wie stellt sich DPDHL dieser Thematik und zu den Aussagen, dass menschliche Arbeitsplätze beispielsweise in der Sortierhalle in zehn Jahren durch Robotik ersetzt werden?

Die Robotik gewinnt, speziell im Bereich der Logistik immer mehr an Bedeutung. Grundsätzlich muss der Konzern bei dem Paketvolumen automatisierte Fördertechnik einsetzen, um eine effiziente Bearbeitung von Sendungen zu ermöglichen. In Teilabschnitten können durch Robotik Sortierleistungen übernommen werden, jedoch keine vollständige Sortierung ersetzen. Die Menschen als Arbeitskräfte werden auch weiterhin benötigt.

 Wird Robotik bereits an Standorten eingesetzt, gibt es Beispiele?

Nein.

Wasserstoff/Wasserstoffnutzung/Flächennutzung: Wie steht DPDHL dazu, diese Innovationen zu unterstützen und im PZ Osterburken zu nutzen?

Die DHL Group sieht eine Flächennutzung von ca. 18 Hektar vor und hat selbst einen hohen Energieverbrauch. Im Sommer der letzten Jahre wurde das Projekt „Hy Five“ mit der Produktion von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff in Schwäbisch Gmünd ins Leben gerufen. Das Projekt setzt auch auf die Nutzung des Wasserstoffs für den Gütertransport im Lkw-Bereich.

Das Thema Wasserstoff/Pilotprojekte ist in der Einwohnerversammlung vorgestellt worden. Es gibt bereits heute DPDHL-Lkw-Pilotprojekte mit Wasserstoffnutzung. Wohin die nachhaltige Reise künftig letztendlich hingehen wird, darüber streiten sich wohl die Expert/innen als auch die Politik. Sollte es Angebote zum beiderseitigen Nutzen für eine bilaterale Kooperation geben, dann würde sicherlich auch konzernseitig darüber nachgedacht.

Gebäude- und Verkehrsflächen: Wie groß ist die vorgesehene befestigte Flächen auf dem DHL-Gelände?

Halle: 29.251,78 Quadratmeter plus Verwaltungstrakt, Abstellplätze/Verkehrsflächen: 100.090,43 Quadratmeter

Welche durchschnittliche Ertragsmesszahl (Bodenzahl) hat der Ackerboden (15 ha) am angefragten Standort?

Hierzu gab die Stadtverwaltung Auskunft: Die durchschnittliche Ertragsmesszahl beträgt je nach Berechnungsmethode etwa 55. Die Fläche ist somit eine landwirtschaftlich gut nutzbare Fläche.

 Ist ein Parkhaus vorgesehen?

Das Thema Parkhaus ist in den bisherigen Planungen nicht vorgesehen. Wir würden aber nach dem „Aufstellungsbeschluss“ in Abstimmung mit der Stadtverwaltung im Detail prüfen, ob ein Parkhaus erforderlich ist.

 

Folgende Fragen wurden außerdem zusätzlich an die Verwaltung gerichtet, die diese beantwortet hat.

Würde die von DHL beanspruchte Fläche für ein Paketzentrum (ca. 18 ha) planerisch und genehmigungsrelevant angerechnet werden auf die vom RIO angestrebte und notwendige Erweiterungsfläche?

Zum heutigen Zeitpunkt ist hierzu keine verlässliche und belastbare Aussage des Regionalverbands zu bekommen. Laut Auskunft des Verbandes werden Flächen für ein so bedeutendes Logistikprojekt grundsätzlich besonders betrachtet und eingeordnet. Zumal ein Vorhaben wie das Paketzentrum und dessen Funktion nicht nur der Belegenheitskommune bzw. dem interkommunalen Bereich zugutekommt, sondern sich weit darüber hinaus auswirkt. Dies wird bei der Beurteilung entsprechend berücksichtigt. Daher wird der weitere sonstige Bedarf an Gewerbeflächen immer im Einzelfall und entsprechend der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung zu betrachten sein. Die Bedarfsberechnung unterscheidet sich auch deutlich vom Verfahren der Flächenausweisung für den Bereich Wohnen. Dort wird der Bedarf rechnerisch anhand der Entwicklung der Bevölkerungszahlen und sich daraus ergebender Zahlen und Tabellen ermittelt. 

Die Verwaltung wird sich darüber hinaus intensiv dafür einsetzen, dass die ohnehin geplante RIO-Erweiterung aufgrund des DHL-Vorhabens nicht geschmälert wird. Durch einen etwaigen Bau des DHL-Paketzentrums wird lediglich der überregionale Logistikbedarf und eben nicht der sonstige Erweiterungs- und Ansiedlungsbedarf von anderem Gewerbe und Industrie gedeckt. Denn ein DHL-Paketzentrum hätte regionalplanerisch einen großen Effekt auf die darum liegende gesamte Raumschaft und verbessert deren Infrastruktur. Die Standortkommunen dürfen deshalb durch ein „Sonderprojekt“ nicht benachteiligt werden. Diesen Effekten wird sich der Regionalverband nicht einfach verschließen können.

Geht die Verwaltung davon aus, dass in der Stadt Osterburken bzw. im Umfeld genügend Wohnraum für eine evtl. Unterbringung von Beschäftigten z.B. aus den EU-Ostblockstaaten aus Rumänien, Bulgarien, Polen usw. zur Verfügung steht bzw. bereitgestellt werden kann? Als Beispiel sei die Situation beziehungsweise Problematik bei Kaufland, Möckmühl genannt.

Sicher würde der Druck auf den Wohnungsmarkt durch die Ansiedlung eines DHL-Paketzentrums in Osterburken und den umliegenden Kommunen steigen. Wie in der Antwort zur vorherigen Frage dargelegt, würde eine solche Ansiedlung den Wachstumsbedarf im Bauland erhöhen, weshalb sich die Verwaltung dafür einsetzen wird, diesen Bedarf regional- und flächennutzungsplanerisch zugesprochen zu bekommen.

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