75 Jahre – FN on Tour - Anita Geiger-Ermer dokumentiert ihre Heimatgemeinde mit der Kamera

Die Großrinderfelderin Anita Geiger-Ermer hat ein Auge für besondere Details

Anita Geiger-Ermer fotografiert schon seit vielen Jahren. Bekannt sind nicht nur ihre Bild-Kalender über Großrinderfeld. Sie hat ein gutes Auge für die Kleinigkeiten, die das Leben so interessant machen.

Von 
Matthias Ernst
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Großrinderfeld. „Ich bin zwar in Großrinderfeld geboren, aber so ein richtiger Dorfmensch bin ich nicht“, bekennt Anita Geiger-Ermer. Sie läuft lieber mit ihrer Kamera durch Wald und Flur und fotografiert. „Ich will mit meinen Fotos den besonderen Reiz und die Schönheit unserer Landschaft in ihren verschiedenen Stimmungen einzufangen – je nach Tages- und Jahreszeit“, lautet ihre Maxime.

Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf ihren Heimatort, sie blickt auch gerne über den Tellerrand hinaus. „Als Großrinderfelderin war ich schon immer fasziniert von der Landschaft des ‚Lieblichen Taubertals’, aber das ist noch nicht alles.“ Sie hat unzählige Reisen in die große weite Welt unternommen. Besonders beeindruckt war sie von Indien. Hier sind auf mehreren Reisen beeindruckende Bilder entstanden, die ihr besonders ans Herz gewachsen sind. Die Farbenpracht und die Kontraste im Leben der Menschen hat sie in ihren Fotos festgehalten.

Zu jeder Jahreszeit schön

Doch auch im Lieblichen Taubertal gibt es viel entdecken, weiß Anita Geiger-Ermer. „Unsere Heimat ist zu jeder Zeit schön.“ Ob es der Blick ins Taubertal in einer Winterlandschaft ist, das Farbenspiel der Äcker im Frühling bei einem herannahenden Regenschauer oder ein Weinberg kurz vor der Lese: Alles wird von der Fotografin perfekt festgehalten. Sie mag die Gegend und die Menschen, das merkt man ihren Bildern an.

Den Blick für die Details, für die Kleinigkeiten, die man im Heimatort oft übersieht, hat Anita Geiger-Ermer. Sie versucht, besondere Stimmungen mit der Kamera einzufangen. © Anita Geiger-Ermer

Nicht nur die Landschaft wird eingefangen, auch Pflanzen und Tiere sind beliebte Motive. In einer Sonnenblume sitzende Bienen, Ackerblumen im Morgentau oder Mohnfelder mit ihrem leuchtenden Rot, sind nur eine kleine Auswahl. Gerne läuft die Fotografin durch die Landschaft und wenn ihr ein Tier begegnet, das zum Fotografieren einlädt, ist sie sofort startklar. Dabei legt sie Wert auf eine einwandfrei arbeitende Kamera, denn die Motivauswahl erfolgt mit der Linse und entsteht nicht am heimischen PC. Sie will natürliche Stimmungen einfangen.

Das Spiel mit Belichtungszeit und Blende hat dabei eine große Bedeutung, offenbart sie ein Geheimnis ihrer Bilder. Und natürlich das richtige Objektiv an der Kamera. Anita Geiger-Ermer besitzt eine reiche Auswahl an Objektiven, für jeden Einsatzzweck die richtige Brennweite.

Bekannt sind in Großrinderfeld vor allem ihre Jahreskalender, die sie seit mehreren Jahren selbst vertreibt und die auch schon die Aufmerksamkeit der Gemeindeverwaltung erlangt haben. Bürgermeister Johannes Leibold schätzt die Kalender sehr, bilden sie doch regelmäßig das Dorfgeschehen und die Landschaft um die vier Ortsteile Großrinderfeld, Gerchsheim, Schönfeld und Ilmspan ab. Die Fotografin spielt förmlich mit dem Licht und zaubert besondere Stimmungen in ihre Bilder hinein, lobt er ihre Werke. Wo andere arglos einfach weitergehen, sieht sie das Besondere und lichtet es mit ihrer Kamera ab.

Zahlreiche Fotokalender

So entstand auch die Idee eines Fotokalenders mit Motiven aus Tauberbischofsheim. Im Jahr 2020 hatte sie erstmals die Gelegenheit, ihre Kalender in der Buchhandlung „schwarz auf weiß“, der Stern-Apotheke und im Tabakladen anzubieten, und die Bürger der Kreisstadt nahmen das Angebot überraschend gut an. Bewusst hatte sie sich für ein kleineres Format (A5) entschieden, damit der Kalender auch gut in jede Wohnung passt. Dann kam allerdings Corona und viele schon im Kopf existierenden Projekte mussten erst einmal verschoben werden. Keine Ablichtungen mehr von Menschengruppen, keine Feste und auch sonst keine größeren Zusammenkünfte haben seitdem stattgefunden. Das bedauert Anita Geiger-Ermer, zumal ihr im Vorgespräch zu ihren Aufnahmen auch immer der Aufbau eines persönlichen Kontaktes zu ihrem „Fotomodell“ wichtig ist. Das würde die Situation entspannen und gegenseitigen Respekt aufbauen.

© Anita Geiger-Ermer

Bei den Landschaftsaufnahmen versucht sie immer, mehrere Perspektiven zu finden. „Es bewirkt manchmal Wunder, wenn man nur den Blickwinkel verändert.“ Selbst von Einheimischen werde sie gefragt, wo denn diese oder jene Aufnahme entstanden ist. Dabei sind es oft nur wenige Meter, die man quasi „zur Seite geht“ und schon entwickeln sich etwa Neues.

Anita Geiger-Ermer ist viel zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Dann hat sie meist ihre Kamera dabei. Dabei hat sie sich vieles von der Technik selbst beigebracht. Ihr Sohn ist Hochzeits-Fotograf und hat die Mutter eingehend beraten bei der Auswahl der richtigen Kamera und der passenden Objektive.

Wirkung des Lichts

„Früher war ich nur ein Knipser“, heute weiß Anita Geiger-Ermer um die passende Tiefenschärfe, die Wirkung von Licht und die Stimmung, die sie mit ihren Bildern einfangen will. Mit jedem Bild lernt sie noch dazu, gibt die Hobby-Fotografin zu, aber „jetzt macht es mir richtig Spaß“. Der Weg weg von der Programmautomatik ihrer Kamera hin zu individuellen Einstellungen hat zwar lange gedauert, aber die Ergebnisse überzeugen. Und sie fotografiert immer im „RAW-Modus“. Hier werden die Bilder so aufgenommen, wie sie der Chip der Kamera sieht und nicht durch einen Algorithmus bearbeitet. Das lässt ihr alle Freiheiten.

Aktuell macht Anita Geiger-Ermer Aufnahmen für einen Kalender über die Gesamtgemeinde. Das sei gar nicht so einfach, denn in Gerchsheim, Schönfeld und Ilmspan kennt sie sich noch nicht so gut aus. Aber das Projekt hat sie gereizt, zumal es im Auftrag der Gemeinde entsteht. Gerne würde sie auch eine Bilderfolge mit Frauen aus der Gemeinde machen. Denn „Frauen sind die kleinen Helden in den Dörfern“. Sie pflegen die Beete, helfen bei der Bewirtung von Trauergästen im Pfarrsaal, jetzt wo keine Gaststätte offen hat, oder schmücken die Ortschaft allgemein. Das bleibe oft unerwähnt, trage aber zum Wohlfühlen bei.

Anita Geiger-Ermer lebt mittlerweile gerne auf dem Land. Sie fühlt sich wohl im Dorf, aber nur „weil man die Möglichkeit hat auch herauszukommen“. Sonst würde es ihr zu eng werden. „Ich verreise gerne, freue mich aber noch mehr, wenn ich wieder daheim bin“, gibt sie zu. Großrinderfeld ist offener geworden in den letzten Jahren, hat sie festgestellt. Und deshalb komme sie gerne wieder zurück von ihren Ausflügen und Reisen.

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