Hohenlohe und der Deutsche Orden - Zwei Schlösser haben die Geschichte im Taubertal geprägt / Jetzt ermäßigte Kombikarte „2erlei Schlosskultur“

Schlösser in Bad Mergentheim und Weikersheim: Fürsten und Kaiser kamen als Gäste

Prägend für die Taubertäler Geschichte waren die Schlösser in beiden Städten. Die „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“ locken zum vereinfachten Besuch beider Objekte.

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peka
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Die Berwarttreppe von 1574 ist der architektonische Höhepunkt im Residenzschloss Mergentheim. © SSG / Günter Bayerl

Bad Mergentheim/Weikersheim

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Ohne das Haus Hohenlohe und ohne die Reformation Martin Luthers gäbe es keinen Deutschen Orden in Bad Mergentheim und nicht das Residenzschloss seiner Hoch- und Deutschmeister.

Drei Brüder, die Edelfreien Andreas, Gottfried und Konrad von Hohenlohe, stifteten nämlich im Jahr 1219 dem wenige Jahrzehnte zuvor im „Heiligen Land“ gegründeten Deutschen Orden die Wasserburg und ihren Besitz rund um Mergentheim. Der Orden verfügte damals bereits über Grundbesitz im Mittelmeerraum sowie im späteren Ost- und Westpreußen. Jetzt entstand noch die „Kommende Mergentheim“. Sie entwickelte sich rasch zu einer blühenden Niederlassung, in der Fürsten und Kaiser Gäste waren.

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Ebenfalls eine Wasserburg war (schon um 1150) am Weikersheimer Tauberufer entstanden. Konrad von Weikersheim, bekannt als Stammvater der Grafen und Fürsten von Hohenlohe, hatte sie errichten lassen und seine Nachkommen bauten sie weiter aus.

Prächtiger Rittersaal

Bis heute erhalten sind der (später aufgestockte) Bergfried am Schlosseingang und der der Tauber zugewandte Burgflügel mit seinem großen gewölbten Keller (heute Sitz der Jeunesses Musicales). Graf Wolfgang II. baute kurz vor 1600 seinen Herrschaftssitz im Stil der Renaissance aus zu einem im Dreieck errichteten Schloss mit einem prächtigen Rittersaal. Als Kontrapunkt dazu zeugt die evangelisch-schlicht gestaltete Schlosskapelle von seiner Wertschätzung für die Lehre Martin Luthers, für die er als Landes- und Kirchenherr selbst ein umfangreiches Glaubensbuch verfasste.

Der Renaissance-Rittersaal des Weikersheimer Schlosses, entstanden um 1600, ist im Originalzustand erhalten. © Peter Keßler

Obwohl die Ordensritter von „Mergenthal“ dem alten katholischen Glauben treu geblieben waren, wurde auch ihr Schicksal durch die Reformation wesentlich beeinflusst – allerdings zu ihrem Vorteil. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach nämlich, 1520 zum Hochmeister des Ordens gewählt, wurde evangelisch und wandelte das Ordensland Preußen um in ein weltliches Herzogtum. Damit sich der Orden dadurch nicht völlig auflöste, ließ sich „Deutschmeister“ Walter von Cronberg zugleich als Administrator der hochmeisterlichen Balleien einsetzen und übernahm den Titel „Administrator des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeister“, später verkürzt zu „Hoch- und Deutschmeister“.

Zwei Jahre nach der Zerstörung der Burg Horneck im Jahr 1525 wurde Bad Mergentheim zum Ordenssitz bestimmt, denn hier waren Gebäude und Landbesitz vorhanden. Ende des 16. Jahrhunderts wurde mit dem Ausbau der Mergentheimer Burg zur Residenz begonnen, die mit der Errichtung der barocken Schlosskirche (vollendet 1736) ihren Abschluss fand. Im Kapitelsaal fanden die „Generalkapitel“ des Ordens statt.

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Sammlungen zusammengefasst

Die Reichsreform Napoleons bedeutete die Auflösung des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim. Der höfische Glanz erlosch, als neuer Hausherr übernahm der württembergische König allen Besitz und nur noch wenige ursprüngliche Bauteile wie die Berwarttreppe aus dem Jahr 1574 künden heute von der Pracht alter Zeiten. Staatliche Behörden fanden ihren Platz vor allem im Äußeren Schloss. Im Hochschloss wechselten verschiedene Nutzungen, etwa Stadtbücherei, Kleiderfabrik oder Ballettschule.

Schloss Weikersheim war als Privatbesitz der Hohenloher Fürsten weniger betroffen. Bereits seit 1758 war es nur noch Nebenresidenz und nicht mehr ständig bewohnt. So blieben Gebäude und barocke Einrichtung sowie die originalen Sandsteinfiguren im Schlossgarten bis heute nahezu vollständig erhalten. Die Reichsreform nahm den kleinen Herrschern zwar ihre Macht, ließ aber ihren Privatbesitz unberührt.

Zum Museum wurden beide Objekte erst Mitte des letzten Jahrhunderts. In Weikersheim, das inzwischen im Besitz des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg war, ist dies Prinz Constantin zu verdanken. Er richtete das Schlossmuseum ein und sorgte für die touristische Erschließung. Rund 100 000 Besucher jährlich besuchen heute die im Originalzustand erhaltenen barock ausgestatteten Wohnräume, den Renaissance-Rittersaal und den Schlossgarten, die zusammen das „Hohenloher Versailles“ des Grafen Carl Ludwig bilden.

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Im Mergentheimer Schloss wurden 1973 verschiedene Sammlungen zum „Deutschordensmuseum“ zusammengefasst. Es umfasst die Abteilungen Geschichte des Deutschen Ordens, Stadtgeschichte, Puppenstuben, Adelsheim’sche Altertumssammlung und Möbel aus der Region. Dazu kommen der festliche Kapitelsaal, dessen Aussehen auf die Modernisierung Ende des 18. Jahrhunderts zurückgeht, und die prächtige Fürstenwohnung. Regelmäßig finden Sonderausstellungen statt, die Außergewöhnliches zeigen.

Den ganzen Einblick in die Geschichte der Region bekommen die Besucher beider Schlösser. Darum bieten die „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“, zu denen heute beide Schlösser gehören, jetzt eine ermäßigte Kombikarte „2erlei Schlosskultur“ an, mit der man innerhalb eines Jahres Schloss und Schlossgarten Weikersheim (montags geschlossen) und das Residenzschluss Mergentheim (montags und dienstags geschlossen) besuchen kann. Sie ist an beiden Schlosskassen zu haben. peka

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