Bad Mergentheim. Das im Jahr 1710 als Fürstliches Priesterseminar erbaute Gebäude im Deutschordensschloss Bad Mergentheim wird umfassend saniert und an die heutigen Anforderungen angepasst. „Bei der Umsetzung der Maßnahme stehen die Anforderungen des Denkmalschutzes sowie die der modernen Finanzverwaltung im Vordergrund“, so die Bau-Verantwortlichen, denn Schloss 7 beherbergt eigentlich die Außenstelle des Finanzamts.
„Die Kosten für die Sanierungsmaßnahme belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Die Maßnahme wird im Landeshaushalt finanziert“, teilt Frank Berkenhoff, der Leiter des Heilbronnes Amtes „Vermögen und Bau Baden-Württemberg“ auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Die gesamte Außenstelle des Finanzamtes mit 43 Arbeitsplätzen wurde in einen praktischerweise noch immer leerstehenden Teilbereich des Gebäudes „Schloss 10“ (ehemalige Versorgungskuranstalt) ausgelagert. Dort soll sich langfristig die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) weiter ausdehnen. Doch hier sitzen nun seit einiger Zeit die Finanzbeamten und gehen ihrer Arbeit nach – voraussichtlich bis Mitte 2023. Eine Baustelle in Schloss 7 „im laufenden Betrieb“ konnte so vermieden werden.
„Größerer Sanierungsbedarf“
Frank Berkenhoff erklärt, warum die Sanierung des Finanzamtes – direkt neben dem Bad Mergentheimer Polizeirevier gelegen – nötig wurde: „Das Gebäude Schloss 7 wurde in den letzten 50 Jahren nicht grundlegend saniert. Es gibt demnach einen größeren Sanierungsbedarf der Bausubstanz. Zudem müssen die Räumlichkeiten an heutige Anforderungen angepasst werden, zum Beispiel im Bereich Brandschutz.“
Im Dachbereich gebe es Schäden durch in der Vergangenheit eingedrungenes Wasser. Die Dachdeckung müsse erneuert werden. „Es gibt Schäden an der historischen Baukonstruktion der Bodenaufbauten und Tragwände im nicht unterkellerten Erdgeschoss durch aufsteigende Feuchtigkeit vom Erdreich“, so Berkenhoff. Und weiter berichtet er: „Die Fenster müssen ausgetauscht werden und sind in diesem Zusammenhang an die heutigen energetischen Vorgaben anzupassen. Zudem werden die Heizkörpernischen und die oberste Geschossdecke gedämmt. Die EDV-Verkabelung ist an die heutigen Bedürfnisse eines Finanzamtes anzupassen.“
Zudem werde die Barrierefreiheit deutlich verbessert. Vorrangiges Ziel sei die Optimierung der Fluchtwege im Fall eines Brandes. Im ersten Obergeschoss wird es deshalb den Anbau einer Stahl-Spindeltreppe an der nördlichen Fassade (Richtung Parkdeck „Polizei/Schloss“) geben sowie die Schaffung von Brandabschnittsbereichen im Inneren. Das Gebäude wird zusätzlich mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.
„Das gesamte Gebäude Schloss 7 sowie der Turm am Durchgang zum Schlossgarten werden mit einem Fassadengerüst versehen. Zur Sanierung des Daches wird die Dachdeckung abgenommen, die Schäden an der historischen Dach- und Deckenkonstruktion am Hauptgebäude und am Turm werden in denkmalschutzverträglicher Zimmermannstechnik saniert, die Biberschwanz-Dachdeckung wird erneuert“, so Berkenhoff.
Die abgängigen historischen Boden- und Wandkonstruktionen werden denkmalverträglich saniert beziehungsweise erneuert. Hierzu wird die bestehende Bodenplatte mit Aufbauten ausgebaut und durch eine neue Bodenplatte mit neuem Bodenaufbau ersetzt.
Energetische Maßnahmen
Die energetische Sanierung des Gebäudes erfolgt laut Berkenhoff „im denkmalverträglichen Maß, zum Beispiel im Bereich der Fenster. Die Gliederung der Fenster darf nicht verändert werden.“
Der Grundriss des gesamten Gebäudes soll im Hinblick auf die Nutzung optimiert werden. In diesem Zusammenhang werden die WC-Anlagen neu aufgebaut. Es wird zudem eine Duschmöglichkeit für die Fahrradfahrer eingebaut.
„Die abgängigen Wasserleitungen werden komplett erneuert, die Fernwärmeversorgung wird optimiert, indem sie ins Dachgeschoss verlegt wird“, erläutert Berkenhoff und fügt an: „Im Zuge der Maßnahme werden die nicht mehr den gängigen Vorschriften entsprechenden Elektroinstallationen erneuert. Die EDV-Verkabelung im Gebäude wird auf den aktuellsten Stand gebracht. Die Raumschalen im Inneren erhalten eine dem Denkmalschutz entsprechende Überarbeitung.“
An den Decken sind in einigen Räumen Kunstwerke zu finden, deren Wirkung durch Kabelbrücken an Wänden oder durch darunterhängende Standard-Bürolampen stark beeinträchtigt ist. Dies soll jedoch bald der Vergangenheit angehören.
Die barrierefreie Erschließung des Gebäudes wird durch Bau einer behindertengerechten Rampe im Außenbereich und durch den Einbau eines Aufzuges im Gebäude deutlich verbessert.
Die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen erfordere laut den Verantwortlichen von „Vermögen und Bau“ die sensible Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Die Maßnahmen seien im Zuge der Planungsphase mit dem Landesamt gemeinsam beraten und abgestimmt worden und nun mit dem Antrag auf Baugenehmigung mit denkmalschutzrechtlicher Genehmigung freigegeben.
Projektleiterin vor Ort ist Ulrike Gröger. Sie leitet die Bad Mergentheimer Außenstelle von „Vermögen und Bau“ und sie führte unseren Reporter für einige Fotos durch das Schloss 7. Mit der Planung und Durchführung der gesamten Maßnahme wurde das Architekturbüro Böswald-von Brunn aus Rottendorf beauftragt.
Polizeirevier kommt danach
Dass die Erhaltung des Deutschordensschlosses und seiner vielen Gebäude dem Land Baden-Württemberg lieb und teuer sind, zeigen die millionenschweren Investitionen der vergangenen Jahrzehnte. Nun ist also der hintere Teil – vor dem Übergang in den Schlosspark – an der Reihe. Und schon jetzt zeichnet sich das nächste Großprojekt in einigen Jahren ab: das Polizeirevier. Auch dieses muss dringend saniert und modernisiert werden.
Mitte 2023 fertig
Beim Schloss 7 war man vor einigen Jahren zunächst nur von einem Fenstertausch und einer Dachsanierung ausgegangen. Daraus wurde nun ein Großprojekt, das im Mai begonnen werden soll. Die Fertigstellung wird für Mitte 2023 angepeilt.
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